Bochum.. Seit Jahren wird um eine eigene Spielstätte für die Bochumer Symphoniker gerungen - ein Ende ist nicht in Sicht. Michael Grandjean vom Symphoniker-Vorstand über die Sehnsucht nach einem Zuhause: “Natürlich leiden wir unter der Situation“.
Seit Jahren warten Orchester und Publikum in Bochum auf ein eigenes Haus, ein Ende des Hin und Hers ist immer noch nicht absehbar. Was macht die zähe Zeit eigentlich mit Musikern? Lars von der Gönna befragte dazu Michael Grandjean, Violinist der Bochumer Symphoniker und Mitglied des Orchestervorstandes.
Sie warten schon lange...
Dass das eine lange Bank sein würde, war uns klar. Ich bin sicher, dass das Musikzentrum jetzt kommt. Aber es gibt auch Kollegen, die sagen: Ich glaub’s erst, wenn das Ding steht. Man muss das teilweise ausblenden. Sonst zermürbt es einen. Natürlich leiden wir unter der Situation.
Das Orchester hat sich selbst stark für ein eigenes Haus engagiert.
Wir haben viel an Spenden akquiriert, uns selbst finanziell beteiligt. Ich weiß von einigen Kollegen, dass sie monatliche Daueraufträge haben, durchaus im dreistelligen Bereich.
Zeichen für eine große Sehnsucht nach einem neuen Zuhause.
Wir haben ja gar kein Zuhause.
Ketzer könnten sagen, dass das seit 1920 so ist und es dennoch immer wieder gute Konzerte in Bochum gibt.
Sicher kann man das sagen. Aber beide zentrale Spielorte sind unglücklich: Das Schauspielhaus ist für Sprechtheater gebaut. Große Werke, die wir viel öfter spielen als früher, gehen da kaum. Sachen mit Schlagwerk kommen von der Lautstärke her an die Grenze des Unspielbaren. Das Audimax der Ruhr Universität ist der andere – eine Notlösung. Es klingt einfach nicht. Sie können spielen wie ein Teufel, es springt der Funke nicht über aufs Publikum. Wir sind viel auf Tournee – es ist nicht schön zu erleben, dass die Bedingungen fast überall besser sind als in der eigenen Stadt.
Ergreifen Musiker inzwischen aus Frust die Flucht?
Wir erleben das bei tollen jungen Kollegen. Die verlassen uns wieder, obwohl sie sich in diesem Orchester sehr wohl fühlen. Die sagen: Wir haben hier keine richtige Perspektive. Die sind auch unter Zeitdruck. In unserem Beruf muss man spätestens bis 30, 31 sein, wo man sein möchte.
Ganz Schlaue favorisieren angesichts des Bochumer Problems die mobile Kulturgesellschaft. Die sagen: Setzt Eure treuen Hörer doch in Busse und spielt in den Konzerthäusern von Essen oder Dortmund.
Unser Problem wäre das nicht. Wir reisen als Orchester ständig. Nein, fürs Publikum ist es ein Problem. Das normale klassische Publikum jedweden Alters macht das nicht. Das weisen Studien nach.