Bochum. . Erdbestattungen gelten in Bochum als besonders teuer, wie eine Studie von “Bestattungen.de“ unlängst anprangerte (die WAZ berichtete). Die Stadt rangiert danach bundesweit an dritter Stelle.

Eine Beisetzung in der Familiengrabstätte kostet 1500 Euro seit der jüngsten Gebührenerhöhung in diesem Jahr. Der Sarg im Reihengrab ist für 2340 Euro inklusive Grabstätte zu haben. „Wir haben von 2010 auf 2011 einen relativ großen Gebührensprung gemacht um 8,5 Prozent“, räumt Gerhard Zielinsky, Leiter des Umwelt und Grünflächenamtes, ein. Dies indes nicht ganz freiwillig: „Bochum steht unter dem Haushaltssicherungskonzept und ist von der Bezirksregierung gehalten, die Gebühren kostendeckend zu erheben. “

Für wohlhabendere Gemeinden sind Gebühren politisch kalkuliert. Wer kann, schießt die Differenz zur Kostendeckung zu; Beispiel Hagen, das die Studie anführt: Dort wurden 2011 die Bestattungskosten von 520 auf 1780 Euro angehoben; „die waren ehedem weit davon entfernt, kostendeckend zu arbeiten“, so Zielinsky. Die Gebührendeckung in Bochum liegt bei 85 Prozent. 2800 Bestattungen gibt es auf städtischen Friedhöfen pro Jahr; das Krematorium arbeitet kostendeckend bei 4900 Einäscherungen.

Gesamtfläche der 25 Friedhöfe wird reduziert

Der Verwaltung wie der Politik ist bewusst, dass die Kosten minimiert werden müssen. Dabei soll mittelfristig die „Friedhofsentwicklungsplanung“ helfen. Die sieht vor, Friedhöfe zu verkleinern und solche zu schließen, auf denen jährlich weniger als 50 Beerdigungen stattfinden. Die Größe der städtischen Friedhöfe war ehedem einem Bedarf geschuldet, der spätestens seit dem Trend zur Urne überholt ist. Schließung heißt: Dort werden Trauerhallen dicht gemacht, neue Bestattungen finden nicht mehr statt. Die Nutzungsrechte bleiben unangetastet. Bereiche, wo nie bestattet wurde, plant die Stadt zu vermarkten, etwa in Bauland umzuwandeln.

Beschlossen wurde bereits, in den Bezirken die Gesamtflächen der 25 kommunalen Friedhöfe (mit einem jährlichen Bedarf von 11,9 Mio Euro Kosten) drastisch zu reduzieren: in Nord von 15,6 auf 9,3 Hektar; in Ost von 28,1 auf 15,8 ha; in Süd von 19,4 auf 11,6 ha und in Südwest von 27 auf 11,2 ha (geschlossen werden die Friedhöfe Linden und Schloßstraße); in Wattenscheid sollen Günnigfeld und Leithe auslaufen, wenn die Flächen von 23,9 auf 10,8 ha schrumpfen. Auslaufende Grabstätten werden den Grünflächen zugeschlagen oder dienen aus Baumschutz-Ausgleichsfläche wie aktuell der WM-Wald in Linden.

Auf Trends reagieren

Die Stadt musste auf das veränderte Bestattungsverhalten reagieren. „Immer mehr Bürger nutzen Billig-Angebote wie solche, ihre verstorbenen Angehörigen in Privat-Krematorien einäschern zu lassen, dann mit dem Bus nach Holland zu fahren, um deren Asche dort zu verstreuen.“ Um auch solche Bedürfnisse zu befriedigen, führte Bochum vor zwei Jahren das anonyme Urnen-Sammelgrab ein. „1000 Mal wird es jährlich genutzt.“

Doch es gibt auch gegenläufige Trends: Auf dem Hauptfriedhof wurde im letzten Jahr die „Oase der Erinnerung“ eingerichtet. Dieses besondere Gräberfeld ist die teuerste Variante. Für rund 5000 Euro übernehmen die Friedhofsgärtner die Pflege für 25 Jahre. „Der Renner sind Kolumbarien, wo sich Leute gar auf Vorrat Plätze kaufen wollen. Wir vergeben aber nur im Bestattungsfall“, so Zielinsky. Heute eröffnet ein weiteres Kolumbarium in Weitmar.

Der „Arbeitskreis Friedhof in Bochum“, ein Zusammenschluss der hiesigen Bestatter, Gartenbaubetriebe und Friedhofsgärtner, bekommt den Unmut der Bürger zu spüren. Frank Plöger: „Die Leute beschweren sich über die hohen Kosten. Als Konsequenz wird dann an allem anderen gespart wie Trauerfeier oder Grabstein. Das spüren die Gärtner, genauso wie die Steinmetze und Beerdigungsinstitute.“