Bochum.
Auf dem Hauptfriedhof entsteht eine „Oase der Erinnerung“. Das Komplett-Paket umfasst 25 Jahre Grabpflege.
Das soziale Gefälle in der Gesellschaft reicht über den Tod hinaus. Denn der kostet bekanntlich nicht nur das Leben. Während die Zahl der preiswerten Urnenbestattungen zunimmt, umwerben die heimischen Friedhofsgärtner jetzt die Bochumer, die sich ihre letzte Ruhestätte etwas kosten lassen können und wollen. Für sie wird auf dem Hauptfriedhof eine „Oase der Erinnerung“ geschaffen.
Erstmals hat das Grünflächenamt ein komplettes Gemeinschaftsgrabfeld der Genossenschaft der Friedhofsgärtner zur Verfügung gestellt. Das 2000 qm große Feld 27 (Feldmark/Sheffieldring) mit Ruhebänken, Mühlstein und Gabionen wurde seit der Übergabe im Juli aufwändig hergerichtet. Es bietet Platz für 150 Erd- und 50 Urnenbestattungen, angelegt in Form eines Fisches. Eine „gärtnerisch gestaltete Parklandschaft“ schaffe ein „außergewöhnliches Friedhofserlebnis“, verheißt die Genossenschaft.
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Gleichfalls neu in Bochum: Das Grabfeld wird ausschließlich über Dauerpflegeverträge bewirtschaftet. Die Laufzeit beträgt 25 Jahre. Wer in der „Oase der Erinnerung“ seine letzte Ruhe finden will, bucht ein Komplett-Paket inklusive Grabmal per Einmalzahlung auf ein Treuhandkonto. Die Gärtner garantieren für den Festpreis eine „liebevoll gestaltete, fachgerechte Pflege“ in einer „Atmosphäre der Harmonie. Vereinsamte Gräber und verwahrloste Ruhestätten werden nicht zu finden sein“.
„In Gelsenkirchen und Duisburg werden vergleichbare Angebote rege genutzt. Auch für unsere ,Oase’ gibt es bereits Interessenten. Wir rechnen damit, dass das komplette Grabfeld in drei bis vier Jahren belegt sein wird“, sagt Frank Plöger, kaufmännischer Leiter der Genossenschaft der Friedhofsgärtner. „Alles ist hergerichtet. Mit den Bestattungen kann am 20. September begonnen werden“, berichtet Gerhard Zielinsky, Leiter des Grünflächenamtes.
Zwar gebe es im Rathaus derzeit keine Planungen für ein weiteres „All-inclusive“-Grabfeld. Bedarf für die Anlage auf dem Hauptfriedhof erkennt der Behördenchef gleichwohl: „Wir beobachten seit Langem, dass immer mehr Angehörige die Gräber nicht selbst pflegen können oder wollen.“ Das Angebot der Friedshofsgärtner trage dieser Entwicklung Rechnung und biete die Möglichkeit, vor dem Ableben alles Nötige zu regeln, ohne die Familienmitglieder später zu belasten.
Für etwas mehr als ein Zehntel der Pflegekosten einer „Oase“-Grabstätte (ohne die städtischen Friedhofsgebühren) ist die billigste Urnenbestattung zu haben: 445 Euro im Kolumbarium. Und auch hier macht Gerhard Zielinsky einen klaren Trend aus: „Die Erdbestattungen mit Gebühren ab 1400 Euro sind auf dem Rückzug. Urnenbestattungen machen in Bochum schon 60 Prozent aller 4000 Bestattungen im Jahr aus.“ Tendenz: weiter steigend.