Angebote beim Tag des Friedhofs

Sabine Vogt

„Mit so viel Andrang hätte ich nicht gerechnet. Das wären normalerweise fünf Führungen.” Achim Schwarzenberg, zuständig für Bochums Friedhöfe, hatte am Sonntag, am „Tag des Friedhofs”, die Führungen durchs Krematorium übernommen.

Die Menschen kamen aus ganz unterschiedlichen Motiven; die einen, weil sie einfach nur neugierig waren, andere, weil bereits ein Angehöriger eingeäschert wurde. „Wir wollen den Leuten die Angst nehmen; viele haben noch falsche Vorstellungen von einem modernen Krematorium.”

Zunächst wurde es sehr kalt: Die Führung begann in den Kühlkammern, wo etliche Kiefernsärge, mit Namen beschriftet, standen. Rasch ging es weiter zu den zwei Verbrennungsöfen. Dort erfuhren die Besucher auch von den strengen Emissionsrichtlinien, denen ein Krematorium untersteht. Denn die waren auch der Grund, warum Bochums erstes Krematorium in den 80er Jahren geschlossen werden musste: Die Filteranlagen stießen zu viel Dreck in die Luft, zumal sich die Wohnbebauung in Altenbochum stetig verdichtete. Der heutige Bau ging 1992 in Betrieb.

26 Leichen können pro Tag eingeäschert werden. Jede wird bei 1000 Grad etwa eine Stunde verbrannt, danach noch einmal bei 800 Grad. „Die Abwärme nutzen wir zum Beheizen der Mitarbeiterräume und der Trauerhalle”, erklärte Schwarzenberg.

Danach müssen Implantate aus den Überresten sortiert werden: Schwarzenberg zeigte der Gruppe sowohl die noch groben Reste nach dem verbrennungsprozess zweier Einäscherungen vom vergangenen Samstag als auch Hüft- und Kniegelenke: Die verkauft die Stadt an die Industrie; der kleine Erlös wird mit den Gebühren verrechnet.

An diesem Sonntag gab es zwei Krematoriumsführungen; diese erfuhren den größten Zuspruch. Zudem konnten sich die Besucher über Trauerarbeit informieren am Hospizstand. Bochumer Bestatter präsentierten Trauerfloristik. In Ausstellungen wurden Särge und Urnen gezeigt. Immer wieder frequentiert wurden auch die angelegten Mustergräber mit verschiedenen Gestaltungsbeispielen. Am Kolumbarium nutzten Menschen die Bänke zum Verweilen.

In der Trauerhalle las die Autorin Margit Kruse aus ihrem Buch „Das Glück wartet zwischen den Toten”.