Bochum. . Am internationalen Afrikatag tauschten Mitarbeiter der Aktion Canchanabury zum Schein Hühnerteile gegen Kaffee.

Gefrorene Hühnerteile abgeben und dafür hochwertigen Kaffee bekommen, klingt nach einem gutem Tausch – aber keinem fairen. Genau darauf machte die Aktion Canchanabury in der morgendlichen Hauptverkehrszeit am gestrigen Afrikatag mit einer Aktion an der Kreuzung vor dem Schauspielhaus aufmerksam.

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Bei jeder Grünphase überquerten in bunte afrikanische Tücher gehüllte Frauen die Straße und tauschten dort symbolisch Kaffee gegen gefrorene Hühnerteile – die allerdings aus Gummi bestanden. „Zugegeben, das ganze ist natürlich recht plakativ“, räumte Henriette Roos von der Aktion Canchanabury ein, „aber wir glauben, dass es so jeder während der kurzen Grünphase versteht“. Dann rechnet sie vor: „Rund zehn Autos stehen jeweils an der Ampel, wir überqueren sie 60 Mal und dazu kommen noch Fußgänger“. Insgesamt geht Roos davon aus, dass sie – mit nur fünf ehrenamtlichen Helfern – rund 700 Menschen erreichen. „Ob die dann darüber nachdenken, ist wieder eine andere Sache“, meint sie, „Afrika ist für viele weit weg“.

Ernster Hintergrund

Der skurril wirkende Tausch hat einen ernsten Hintergrund: Tatsächlich exportieren europäische Länder gefrorene, hier unverkäufliche Hühnerteile nach Afrika. „Das ruiniert die dort ansässige Wirtschaft“, erklärt Roos. Dazu importierten Länder wie Deutschland Kaffee, der hier „viel zu billig angeboten wird“, so Roos weiter. Gut sei, dass Bochum sich deshalb bemüht eine faire Handelsstadt zu werden. Dass bei der Aktion nur Frauen handeln, soll außerdem auf einen weiteren Missstand aufmerksam machen: „Frauen sind die stärkste Wirtschaftskraft in Afrika und haben trotzdem weniger Rechte als Männer“, beschwert sich Roos.

Bochum ist übrigens die einzige Stadt im Ruhrgebiet, in der die Straßenaktion am Afrikatag stattfindet. Daneben gehen aber auch Frauen in neun weiteren Städten auf die Straße: München, Würzburg, Frankfurt, Aachen, Bonn, Köln, Berlin, Hamburg und Leipzig. Insgesamt 23 Hilfsorganisationen haben sich zu „Gemeinsam für Afrika“ zusammengeschlossen, die Aktion Canchanabury übernimmt Bochum. Der Afrikatag erinnert jährlich an die Gründung der Organisation für Afrikanische Einheit am 25. Mai 1963 – die Vorgängerorganisation der 2001 gegründeten Afrikanischen Union.