Bochum. Der Kampf der Bürger in Bochum-Hamme scheint aussichtslos: Der notwendige Planfeststellungsbeschluss für die Wiedereröffnung der Deponie Marbach könnte schon in wenigen Monaten vorliegen. Die Anwohner fühlen sich im Stich gelassen.

An keinem anderen Standort des WAZ-Redaktionsmobils wurde so emotional diskutiert wie am Amtsplatz in Hamme, wo es am vorletzten Tag der Aktion „Bochum 11 – Elf Themen, die die Stadt bewegen“, Halt machte. Das Thema, na klar, die geplante Wiedereröffnung der Deponie Marbach, gegen die sich die Anwohner schon seit vielen Monaten zur Wehr setzen.

Elf Themen – elf Termine

  • 1. Fluch oder Segen? Das geplante ECE-Einkaufszentrum in der City, Husemannplatz, 14. März, 11-13 Uhr
  • 2. Geht der Südpark vor die Hunde? Südpark, Parkplatz Hallenfreibad, In der Mark, 15. März, 12-14 Uhr
  • 3. Buckelpiste Bochum: Schlaglöcher erfreuen nur die Minigolfspieler! Oskar-Hoffmann-Straße, Ecke Knüwer Weg, 16. März, 14-16 Uhr
  • 4. Bochum ist pleite. Was soll das neue Musikzentrum bringen? Parkplatz an der Viktoriastraße, 17. März, 15-17 Uhr
  • 5. Die Querspange der A 40 kommt. Der Lärm auch? Höfestraße, Ecke Brassertweg, 18. März, 15-17 Uhr
  • 6. Bahnhof Wattenscheid. Wer hier aussteigt, will wieder weg. Bahnhof Wattenscheid, 19. März,12-14 Uhr
  • 7. Bochums Elf: Ist der VfL reif für die Bundesliga? Rewirpower-Stadion, 21. März, 18-19.30 Uhr
  • 8. Wattenscheid: Wohin geht die Reise in der Innenstadt? Alter Markt, 22. März, 12-14 Uhr
  • 9. Tana-Schanzara-Platz: Was soll diese Würdigung? Platz vor dem Schauspielhaus, 23. März, 15-17 Uhr
  • 10. Eine Deponie für Thyssen, ein Ärgernis für Anwohner. Amtsplatz Hamme, 24. März, 11-13 Uhr
  • 11. Museum Bochum: Ein Ufo oder ein Ort für alle? Eingang Stadtpark, Kortumstraße, 25. März, 11-13 Uhr

Ohne Aussichten auf Erfolg, wie es scheint. Denn rein formal betrachtet, so das „Bauchgefühl“ vieler Zuhörer, gibt es wohl kaum Anhaltspunkte, die gegen die Inbetriebnahme der Deponie durch Thyssen-Krupp Nirosta (TKN) sprechen. Schon in wenigen Monaten könnte der Planfeststellungsbeschluss vorliegen, noch vor Jahresfrist die erste Schlacke auf Marbach abgeladen werden, sagte Heinz-Jörg Gimpel, Leiter der Umweltschutzbehörde Hagen.

Belastung des Grundwassers durch Altlasten

Was am WAZ-Mobil am Rande der Debatte vor allem auffiel: Die Bürger fühlen sich nicht ernst genommen und mit ihren Ängsten und Sorgen allein gelassen. Zudem wird man den Eindruck nicht los, dass es den Verantwortlichen auf der Gegenseite an Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen mangelt.

Die Hammer Bürger befürchten vor allem durch die Altlasten der Deponie eine Belastung des Grundwassers durch gefährliche Chemikalien. „Wir wissen, dass unser Grundwasser verunreinigt ist“, sagte zum Beispiel Detlef Hallmann. Kleingärtner Peter Alpert sorgt sich um den Nachwuchs. „Können Sie garantieren, dass wir das Obst und Gemüse, das wir anbauen, unseren Kindern zu essen geben können?“, fragte er die Mitarbeiter von Thyssen-Krupp, die sich der Diskussion am WAZ-Mobil stellten.

Doch Dr. Verena Schulz-Klemp, Leiterin des Umwelt- und Energiemanagements von TKN, versuchte zu beruhigen: „Es gibt keine Bedenken.“ Die Deponie sei auf dem neuesten Stand der Technik, zudem habe man „ausgesprochen gute Sicherungsmaßnahmen getroffen.“ Konkrete Zahlen zur Verunreinigung des Grundwassers konnte aber weder sie noch ihr Kollege Roland Liedtke, Umweltbeauftragter des Bochumer Edelstahlwerks, nennen. Liedtke sicherte aber zu, dass sämtliche Grenzwerte eingehalten würden. Zudem wurde versprochen, die Deponie Marbach zunächst abzudichten, bevor die neue, angeblich ungefährliche Stahlwerksschlacke abgeladen wird.

Deponie würde heute so nicht mehr genehmigt

Allerdings wurde auch klar: „Die Deponie würde heute nicht mehr genehmigt“, erklärte Heinz-Jörg Gimpel. Jedoch nur wegen der Nähe der Deponie zum Wohngebiet.

Ein schwacher Trost für die betroffenen Anwohner, die in erster Linie Unterstützung von Seiten der Politik vermissen. „Die Stadt hat uns an Thyssen-Krupp verhökert“, beklagte Gertrud Labusch, die als Sprecherin der Hammer Runde auftrat. Auch Rudolf Malzahn kritisiert: „Die Verwaltung hat hier ganz klar gepennt.“

Er wünscht sich statt der Deponie ein Naherholungsgebiet, das den gesamten Stadtteil aufwerten würde. Doch Alfred Labusch, Pfarrer der evangelischen Gethsemane-Gemeinde befürchtet wie viele andere besorgte Bürger: „Das Image von Hamme geht endgültig kaputt.“