Bochum. .

Der Streit auch innerhalb der SPD um die Wiedereröffnung der Deponie Marbach spitzt sich zu. Offensiv und mit wachsendem Zuspruch macht die Partei in Hamme, unterstützt von weiteren Mitgliedern Front gegen den Plan von Thyssen-Krupp.

„Auch das noch“, mögen alte Gewerkschaftskämpen und Sozialdemokraten aufstöhnen. Von Geschlossenheit am Maifeiertag und dem rituellen Absingen von Arbeiter-Hymnen à la „Brüder zur Sonne“ halten die Hammer Genossen offenbar wenig: ‘Blauer Himmel über der Emscher’ heißt das Credo ihres Flugblattes, das sie heute tausendfach verteilen, gegen die Deponie-Marbach, versteht sich.

Der SPD-Ortsverein Hamme hat sich mit seinem Vorsitzenden Rudi Malzahn beim Parteiausschlussverfahren von Wolfgang Clement bundesweit einen Namen gemacht. „Wir sind stur und wir packen heiße Eisen an“, sagt sein Stellvertreter Klaus Amoneit. Im Widerstand gegen die von Thyssen-Krupp-Nirosta fest geplante Wiedereröffnung der Deponie-Marbach ist der Ortsverein zu einer Art Motor innerhalb der Hammer Runde geworden.

Ein Flugblatt, das Sprengstoff birgt

Das Flugblatt birgt Sprengstoff und doch wollen es sechs bis sieben aufrechte Sozialdemokraten aus Hamme am heutigen Maifeiertag mutig unter den mit Knopfloch-Nelken ausstaffierten Arbeitern, da- runter natürlich viele von Thyssen-Krupp, verteilen. Von Spießrutenlauf möchte Norbert Kriech, ebenfalls stellvertretender Ortsvereinsvorsitzender nichts wissen. „Wir müssen sehen, dass wir unsere Argumente unter die Leute bringen“, hat er wenig Berührungsängste.

Muss er auch nicht, denn Kriech war selbst bei Thyssen--Krupp-Stahl beschäftigt. Eine Zeitlang gab er gar den Stellvertreter des heutigen Stahl-Betriebsratschefs und Aufsichtsratsmitglied Herbert Kastner, der als Sozialdemokrat im Rat sitzt und deutlich gegen die Deponie-Stürmer Front gemacht hat: „Wenn die Deponie nicht kommt, kann das tausende Arbeitsplätze kosten“, wetterte er öffentlich.

Im Flugblatt heißt es etwa zur Modernisierung der Städte: „In vielen Teilen Bochums ist dies bereits gelungen. Im Norden wird dies durch die Emschergenossenschaft und die Renaturisierung der Emscher aktiv umgesetzt. Unser aller Bemühungen und Erfolge werden durch diese von Krupp beantragte Deponie verhöhnt.“

Unterdessen hat die Hammer Runde sich direkt an die Oberbürgermeisterin gewandt. In dem Schreiben bittet sie, doch das Thema „Deponie Marbach“ wegen seiner Bedeutung auf die Tagesordnung der nächsten Ratssitzung am 19. Mai zu setzen. Eine Antwort steht noch aus. Bislang ist lediglich vorgesehen, auf der Sitzung des Umweltausschusses am 20. Mai die Stellungnahme für die Hagener Umweltbehörde durch den Ausschuss sozusagen absegnen zu lassen.

ThyssenKrupp möchte offenbar mit einer Informationsoffensive auf die Bevölkerung zugehen. Wie verlautete, plant der Konzern am Montag, 10. Mai, eine Veranstaltung. Einzelheiten dazu liegen allerdings noch nicht vor.