Thyssen-Krupp hat beantragt, seine alte Deponie am Marbach wieder in Betrieb zu nehmen. Dies wurde nötig, weil die Kapazitäten der alten Einrichtung in Wattenscheid erschöpft sind.
Ziemlich genau 23 Jahre dauerte der Dornröschenschlaf der Deponie Marbach. Von 1970 bis 1987 nutzten die damaligen Fried. Krupp Hüttenwerke das Gelände als werkseigene Deponie. Nur einmal, vor etwa sieben Jahren, zog das Gelände im Schatten der A 40 und der Erzbahntrasse nach der Schließung die Aufmerksamkeit auf sich: Jugendliche entdeckten die Deponie als ideale Offroad-Trainingsstrecke . Danach musste Thyssen-Krupp sein Grundstück besser sichern. Jetzt soll jedoch Schluss sein mit der beinahe beschaulichen Ruhe: Das Edelstahlwerk von Thyssen-Krupp-Nirosta an der Essener Straße möchte die Deponie reaktivieren. Täglich bis zu acht schwere Lastwagen mit Produktionsreststoffen könnten schon bald das Gelände nachhaltig beleben.
Der Grund für dieses Ansinnen ist schlicht: Bis zum 15. Juli 2009 nutzte der Stahlkonzern seine ebenfalls werkseigene Deponie an der Blücherstraße in Wattenscheid. Doch deren Kapazität war begrenzt. Zurzeit wird direkt auf dem Werksgelände zwischengelagert. Den Antrag auf Wiederbelebung der Marbach-Deponie gestellt hat Thyssen-Krupp Nirosta (TKN) bereits am
9. Dezember 2008.
Genehmigen muss das Ansinnen die beim Umweltamt Hagen angesiedelte gemeinsame Untere Umweltschutzbehörde der Städte Bochum, Dortmund und Hagen. Von dort sind die Antragsunterlagen des Edelstahlprozenten am 12. Januar 2010 bei der Stadt eingereicht worden.
Jetzt läuft das Planfeststellungsverfahren, in dessen Verlauf außer der Stadt auch andere Beteiligte ihre Stellungnahme abgeben werden, so etwa die für den Marbach zuständige Emschergenossenschaft oder die Deutsche Bahn. Die Antragsunterlagen werden öffentlich im neuen Technischen Rathaus ausgelegt, damit die Anlieger Einsicht nehmen können. Der Umweltausschuss wird am 22. April über die Stellungnahme der Stadt beraten.
Thyssen-Krupp will auf seiner Deponie, so der Antrag, ausschließlich Abfälle der Deponieklasse I (behandelte Haus- und Industrieabfälle mit sehr geringem organischen Anteil) lagern. Dass diese Stoffe jedoch nicht immer ganz ohne Risiko sind, musste damals noch Krupp in den 80er Jahren schmerzlich erfahren.
Das an die Deponie Blücherstraße grenzende Naturschutzgebiet Blumenkamp (Günnigfeld) war bedroht. Es wurden Proben gezogen und Chrom 6, das bei der Edelstahlproduktion anfällt, wurde in erhöhten Mengen gefunden. Außerdem beeinträchtigte aus der Deponie sickernde Lauge das Gebiet. Der Stahlkonzern musste damals rund eine Millionen DM in die Hand nehmen, um die Deponie gegen das Naturschutzgebiet abzudichten.
Zum jetzigen Vorhaben erklärt Thyssen-Krupp: „Die Baumaßnahmen werden nach dem aktuellen Stand der Technik ausgeführt und beinhalten die Sicherung gegenüber allen angrenzenden flächen.” Dabei sei auch die Renaturierung des Baches berücksichtigt. Dem Antrag liege eine Umweltverträglichkeitsstudie bei, die zu dem Ergebnis komme, dass an dieser Stelle eine Deponie betrieben werden kann.
Die Stadt geht davon aus, dass bei einer Inbe-
triebnahme der Deponie die Zufahrt über die Porschestraße erfolgen würde. Früher gelangte der Schwerverkehr über die Von-der-Recke-Straße auf das Gelände.
Thyssen-Krupp rechnet damit, dass die Deponie 2011 wieder eröffnet wird. Wie der Konzern auf Anfrage mitteilt, gibt es dort Lagerungskapazitäten von bis zu 40 Jahren.