Bochum. . „Kasimir und Karoline“ von Ödön von Horváth, inszeniert von Lisa Nielebock, und „Parzival“ in einer Version von Lukas Bärfuss, inszeniert von Martina van Boxen, feiern im Februar Premieren im Schauspielhaus Bochum.

Das Leben, ein Rummelplatz, die Beziehung eine Achterbahnfahrt. Starke Zeichen, denen Ödön von Horváth mit seinem bitterbösen Volksstück "Kasimir und Karoline“ Tribut zollt. 1931/32 entstanden, spielt das Drama um den frisch arbeitslosen Chauffeur Kasimir und dessen Braut Karoline auf dem Oktoberfest.

Regisseurin Lisa Nielebock hält Horváths Drama für dessen „schönste Parabel, sein dichtestes Stück, ein starkes Zeichen“. Für sie steht die Liebesbeziehung im Zentrum: Zwei Figuren, die sich verletzen und miteinander ringen, dann wieder miteinander Bierzeltlieder singen, die aneinander „unschuldig schuldig“ werden. „Therese Dörr und Florian Lange tragen den Abend“, sagt sie, ganz auf ihre Hauptdarsteller vertrauend. Dörr sieht ihre Figur, die auch einen „Lustgewinn aus der Destruktion“ zieht, die auch spielerisch Dinge aufs Spiel setzt. Lange, wollte die Rolle des Kasimir „immer schon spielen“.

Aktualität spürbar

Die Aktualität des Stückes speise sich nicht zuletzt aus der Lage der Protagonisten. Materiell ist die Arbeitslosigkeit eine Katastrophe, eine, die direkt eine Unsicherheit in der Beziehung auslöst. Ein dünner ökonomischer Boden eben für eine Liebesbeziehung. Einer, den es in der heutigen Berufswelt der so genannten „Kreativen“ in ähnlicher Weise gibt. Premiere ist am Samstag, 19. Februar, 19.30 Uhr im Schauspielhaus.

Ein neuer „Parzival“

Der Stoff ist einer der ältesten zusammenhängen überlieferten Texte deutscher Sprache. Den Versroman von Wolfram von Eschenbach aus dem 12./13. Jahrhundert hat Lukas Bärfuss neu gestaltet, wobei er sich dicht am Original orientiert hat. Parzival wird von seiner Mutter im Wald versteckt, um ihn vor der Brutalität der Welt zu schützen. Doch eines Tages bricht der grundnaive Knabe auf, um Ritter zu werden. Seine Konfrontation mit der Welt ist geprägt durch Missverständnisse, darauf zurückzuführen, dass der Jüngling keine Vorstellungen von Moral, Ethik und Verantwortung hat. Was ihn zu seinen Taten treibt hat vor allem die Neugier als Triebfeder.

Inszeniert wird das Stück von Martina von Boxen, Leiterin des Jungen Schauspielhauses. Es handelt sich dezidiert aber um eine Produktion, die nicht vorrangig nur für Jugendliche geschaffen ist. Es spielen sieben Schauspielstudenten der Folkwang Universität der Künste Essen und einer des Studiengangs Bochum. Der ist Adrian Thomsen, der die Hauptrolle spielt. Ihn lernte von Boxen in einem Workshop kennen und konnte ihn sich sofort in der Parzival-Rolle vorstellen.

Motiv des Fremden

So wird gar auf der Darsteller-Ebene das Motiv des Fremden, der in eine Gesellschaft kommt, aufgegriffen. Nur mit dem Unterschied, dass es zwischen Thomsen und seinen Mitspielern schnell harmonisch wurde. Die Premiere von „Parzival“ findet statt am Freitag, 18. Februar, 19.30 Uhr in den Kammerspielen.