Bochum..
Im Bochumer Schauspielhaus feiern Freitag und Samstag, 28. und 29. Januar, gleich zwei Stücke Premiere: Die Ratten von Gerhart Hauptmann und Cyrano de Bergerac von E. Rostand. Ein Ausblick.
Die Ratten
Worum geht’s? Nachdem Frau John ihr Kind durch eine Krankheit verloren hat, kauft sie dem schwangeren Dienstmädchen Pauline deren uneheliches Kind ab. Diese bereut das „Geschäft“ jedoch, meldet ihr Kind auf dem Standesamt an. Frau John fürchtet um den Verlust „ihres“ Kindes, drängt ihren Bruder Bruno, Pauline so einzuschüchtern, dass sie über den „Handel“ schweigt. Bruno tötet Pauline jedoch dabei. Frau John gesteht ihrem Mann den Betrug mit dem Kind und stürzt sich vor eine Straßenbahn. Parallel zu diesem „proletarischen“ Handlungsstrang läuft ein „bürgerlicher“ um den Theaterdirektor Hassenreuter, der im Dachgeschoss des Mietshauses John seinen Theaterfundus hat. So gelingt es Hauptmann die gesellschaftliche Situation zu versinnbildlichen und die existenziellen Probleme um Frau John und Pauline noch dramatischer erscheinen zu lassen.
Wer ist der Dichter? Gerhart Hauptmann (1862-1946), Nobelpreisträger für Literatur 1912, bedeutendster deutsche Vertreter des Naturalismus.. „Die Ratten“ gelten als vielleicht wichtigster Beitrag Hauptmanns zum modernen Welttheater. Die Tragikomödie von 1911 ist eine Großstadtdichtung ganz eigentümlicher Art, die das Geschehen in dem Berliner Mietshaus in die Nähe expressionistischer Großstadtdichtung rückt.
Was ist zu erwarten? Regisseur David Bösch interessieren nicht so sehr die gesellschaftlichen Unterschiede zwischen „oben“ (Hassenreuther) und „unten“ (Familie John), sondern „Menschen, die bereits sind über Leichen zu gehen für ihre Familie“. Patrick Bannwarts Bühnenbild ist eine Art Keller, ein „kaputtes Landschaftsbild“.
Wer spielt mit? Katharina Linder (Frau John), Maja Beckmann (Pauline) Manfred Böll (Hassenreuther) u.v.a.m.
Premiere: Freitag, 28. Januar, 19.30 Uhr, Kammerspiele.
Cyrano de Bergerac
Worum geht’s? Cyrano de Bergerac (1619 bis 1655) war Erfinder, Utopist und Poet. In seinen Schriften reiste er zur Sonne und zum Mond und behauptete, dass der Mond nur eine Welt unter vielen sei – mutig in Zeiten der Scheiterhaufen der Inquisition. Keine Regel respektierte er und kein Gesetz, am wenigsten das der Kirche. Scharf waren sein Degen und sein Verstand, sein Witz und sein Geist. Das machte ihm Feinde, wahrscheinlich fiel er einem Anschlag zum Opfer. Ob es die schöne Roxane wirklich gab, wissen wir nicht, aber sicher glauben wir an die Tiefe seiner Liebe zu ihr, die er stets verschwieg. Vielmehr schrieb er im Namen seines Freundes Christian de Neuvillette die leidenschaftlichsten Briefe an Roxane und gestand niemals, dass es sein eigenes Empfinden war, das da sprach. Dass er nicht nur ein großes Herz, sondern auch eine große Nase hatte, ist allgemein bekannt.
Wer ist der Dichter? Edmond Eugène Alexis Rostand (1868-1918), französischer Theaterschriftsteller. Da des echten Bergeracs Schriften verschollen sind, weiß man nicht viel mehr über ihn als das, was Rostand 1897 in seinem Stück verewigte. Mit seiner heroischen Komödie vom Dichter und Draufgänger schuf er dazu eine von Schauspielern sehr begehrte Rolle.
Was ist zu erwarten? Regisseurin Katharina Thalbach verspricht eine schwungvolle, gern auch romantisierende Inszenierung des Stoffes. Also ein Mantel- und Degenstück mit opulenter Ausstattung, Wortduellen und rasanten Fechtszenen. Rostands Alexandrinern werden nicht zu hören sein, vielmehr eine sprachlich der heutigen Zeit angepasste Fassung.
Wer spielt mit? Armin Rohde (Cyrano), Nicola Matroberardino (Neuvillette), Nadja Robine (Roxane).
Premiere: Samstag, 29. Januar, 19.30 Uhr, Schauspielhaus (ausverkauft)