Bochum-Wattenscheid. Die Tage des Bezirksbürgermeisters in Bochum-Wattenscheid sind gezählt. Die Querelen haben Spuren hinterlassen und dürften noch lange nachwirken.
Die Wunden, die das schlechte Ergebnis der Europawahl bei der SPD in Bochum hinterlassen hat, sind noch nicht geleckt, da werden schon die nächsten aufgerissen. Noch dazu selbstverschuldet. Die bevorstehende Abwahl des Wattenscheider Bezirksbürgermeisters zieht schon (viel zu) lange stadtweit Kreise und lässt die Partei nicht zur Ruhe kommen.
Aus für Bochumer Bezirksbürgermeister: Es gibt nur Verlierer – ein Kommentar
Aus Angst, wegen der Querelen Stimmen für die Europawahl zu verlieren, wurde versucht, das Thema über Wochen totzuschweigen. Kaum aber sind die Wahllokale geschlossen, geht es munter weiter. Und jetzt auch richtig zur Sache. Die Chancen, dass Hans-Peter Herzog weiterhin Bezirksbürgermeister bleiben wird, tendieren gen Null. Zu breit ist die Front innerhalb der Bezirksvertretung, die sich gegen ihn aufgestellt hat.
Schien es anfangs fast schon lächerlich, ihm aus seinen Aussagen zur Diskussion um die Sitze im Lohrheidestadion einen Strick drehen zu wollen, offenbart sich nach und nach ein anderes Bild. Die Gräben zwischen Bezirksbürgermeister und dem Rest des Gremiums sind offenbar tiefer als bislang bekannt. So jedenfalls lässt sich das Stimmungsbild in der Bezirksvertretung deuten.
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Herzog scheint es nicht geschafft zu haben, seine politischen Mitstreiter „mitzunehmen“. Ob alle Vorwürfe gegen ihn gerechtfertigt sind, ist schwer nachzuprüfen. Ebenso, ob es womöglich um persönliche Interessen Einzelner geht. Doch es gehört schon einiges dazu, so einen in Bochum bislang einmaligen Schritt zu wagen und den Bezirksbürgermeister abzuwählen. Noch dazu unter Beteiligung der eigenen Partei.
Schwierige Aufgabe wartet auf Herzogs Nachfolger
Am Ende gibt es eigentlich nur Verlierer: Den Bezirksbürgermeister, der die Verletzlichkeit der Wattenscheider Seele unterschätzt und den Zeitpunkt für einen gesichtswahrenden Rücktritt verpasst hat, die SPD, die ihren eigenen Mann absägt und sich intern ziemlich uneins zeigt, und auch die Grünen, die – so wirkt es – andere die Drecksarbeit erledigen lassen, um am Ende dann doch noch auf den Zug aufzuspringen.
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Auf Herzogs Nachfolger wird die große Aufgabe zukommen, wieder Ruhe in den Laden zu bekommen und verlorenes Vertrauen in die das Gremium der Volksvertreter zurückzugewinnen. Sicherlich kein leichtes Unterfangen.