Bochum. Die Grünen fahren in Bochum bei der Europawahl eine verheerende Wahlniederlage ein. Der große Rechtsruck bleibt in Bochum aber aus. Eine Analyse.
Während die Grünen auch in Bochum bei der Europawahl eine verheerende Wahlniederlage eingefahren haben, bleibt der große Rechtsruck aus. Die AfD verbessert sich im Vergleich zur Europawahl 2019 zwar leicht, bleibt aber hinter der Wahlsiegerin CDU und der SPD und den Grünen auf Platz vier.
Bei der vergangenen Europawahl strahlten die Grünen noch als große Sieger in Bochum: Stärkste Kraft vor der SPD, das hatte es zwischen Stiepel und Wattenscheid noch nie gegeben. „Das müssen wir jetzt selbst erst einmal verdauen“, sagte Grünen-Sprecher Hans Bischoff damals.
Wahl-Niederlage der Grünen ist deutlich – besonders im Bochumer Süden
Auch nach dieser Europawahl dürfte es einiges zu verdauen geben: Die Wahl-Niederlage der Grünen ist deutlich. Knapp neun Prozentpunkte trennen sie in Bochum vom Rekord-Ergebnis der vergangenen Europawahl, besonders im Bochumer Süden und Südwesten sowie in Bochum-Mitte verloren die Grünen Wählerstimmen.
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„Natürlich mussten wir im Vergleich zur Europawahl 2019 herbe Verluste hinnehmen“, sagt Marvin Rübhagen, Vorsitzender der Bochumer Grünen. „Aber damals gab es einen regelrechten Hype um die Grünen. Uns war allen klar, dass sich das nicht dauerhaft abbilden wird.“ Er hält das Ergebnis in Bochum aber für „akzeptabel“.
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Großer Gewinner dagegen die CDU, die erstmals in Bochum als stärkste Partei eine Europawahl gewinnt. Allein in Bochum-Mitte und im Bochumer-Osten ziehen sie auf Bezirksebene nicht an der SPD vorbei. Bochums CDU-Chefin Fee Roth zeigt sich zufrieden: „Ich bin sehr, sehr glücklich. Dass wir in Bochum stärkste Kraft werden, hatten wir uns vorgenommen, aber ich hatte es ehrlicherweise nicht zu träumen gewagt.“ Die Wahl spiegele sicher den Frust über die Ampel wider, aber genauso auch die Zufriedenheit mit der Politik der CDU. „Dennis Radtke ist ein Super-Kandidat, aus dem Ruhrgebiet, authentisch, der passt hier hin.“
Bei aller Freude über den Erfolg der CDU muss Fee Roth beim Blick auf das Ergebnis der AfD schlucken. „Das ist ganz erschreckend.“ Dass die AfD in Bochum rund vier Prozentpunkte unter dem Bundesschnitt geblieben sei, bewertet Roth positiv. „Das spricht für eine gute Zivilgesellschaft in Bochum und zeigt: Bochum ist eine starke Stadt.“
AfD in Wattenscheid-Mitte stark, in der Innenstadt-Südost nahezu unbedeutend
Wenig Überraschendes offenbart der Blick auf die Stadtbezirke: Die AfD holt besonders in Bochum-Nord (16,14 Prozent), Wattenscheid (15,70) und Bochum-Ost (15,69 Prozent) viele Stimmen.
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Besonders viele Wählerinnen und Wähler gaben der AfD in Wattenscheid-West/Leithe (19,75 Prozent), in Werne (19,59 Prozent) und in Gerthe/Rosenberg (19,13 Prozent) ihre Stimme, während die AfD etwa in der Innenstadt-Südost (5,11 Prozent) oder dem Ehrenfeld (5,26 Prozent) nahezu unbedeutend ist.
Hohe Wahlbeteiligung in Bochum
Bei der SPD zeigt man sich nicht zufrieden mit dem Ergebnis. „Das müssen wir ehrlich aufarbeiten. Doch das verlorene Vertrauen können wir in Bochum nicht alleine wiedergewinnen“, sagt SPD-Chef Serdar Yüksel, der die Arbeit der Ampel-Koalition als Hauptproblem ausmacht. „Wir konnten uns dem bundesweiten Trend nicht entziehen. In Bochum werden wir die Ärmel hochkrempeln und mit einer Jetzt-erst-recht-Mentalität versuchen, wieder stärkste Kraft in Bochum zu werden.“
Die Wahlbeteiligung liegt in Bochum bei der Europawahl höher als 2019. 63,25 Prozent der wahlberechtigten Bochumerinnen und Bochumer haben ihre Stimme abgegeben, insgesamt 68.000 Menschen haben per Briefwahl gewählt. Bei der letzten Europawahl 2019 hatte die Wahlbeteiligung in Bochum bei 60,1 Prozent gelegen. Fünf Jahre zuvor hatte gerade einmal jeder zweite Bochumer seine Stimme fürs EU-Parlament abgegeben (50,1 Prozent).