Wattenscheid. Von der fünften Klasse bis zur Pension: Ulrich Zurwehn verbindet einiges mit dem Märkischen Gymnasium. Wieso ihm die Schule so am Herzen liegt.
Erst Schüler, dann Referendar und anschließend Lehrer: Ulrich Zurwehn war all das am Märkischen Gymnasium in Wattenscheid. 1964 wurde er dort „eingeschult“, 1972 absolvierte er erfolgreich sein Abitur. Nach längerer Zeit bei der Bundeswehr, studierte er an der Ruhr-Universität Bochum Mathematik und Geografie auf Lehramt. Für sein Referendariat kehrte er dann an die Schule zurück, wo er einst selbst die Schulbank drückte. „Das war aber Zufall“, sagt Zurwehn beim Treffen der Ehemaligen des Märkischen Gymnasiums.
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Auch heute liege ihm die Schule noch am Herzen – er ist Vorsitzender des Vereins der Ehemaligen seit dessen Gründung 1998. Doch wie kommt es zu so einer Verbundenheit? „Wir hatten damals richtig tolle Lehrer, wenn auch nicht alle. Die Schule war schon immer progressiv und eher etwas lockerer“, sagt Zurwehn. „Ich bin wirklich mit der Schule verwachsen.“
Märkisches Gymnasium in Wattenscheid: „Hatten viele tolle Lehrer“
Nach dem Studium und Referendariat stand er dann auf der anderen Seite der Tische. Er blieb als Lehrer an der Schule. Bis zu seiner Pension 2017 unterrichtete er am Märkischen Gymnasium – war nie an einer anderen Schule. „Ich bin ein Eigengewächs. Das habe ich auch nie bereut.“
An seine eigene Schulzeit habe er viele schöne Erinnerungen. „Ins Abitur sind wir singend gezogen“, erinnert er sich: „Wir haben uns auf die Treppe vor den Raum 304 gesetzt, haben gesungen, haben dann die Deutscharbeit geschrieben und anschließend Mathe, Physik und Latein.“ Einen Abiball gab es bei Zurwehl allerdings noch nicht. „Wir haben unser Zeugnis im Sekretariat abgeholt und haben anschließend eine eigene Feier gemacht. Da waren auch ein paar Lehrer eingeladen, aber nicht alle“, sagt der Pensionär.
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Umgang mit Lehrern habe sich geändert
Eine Veränderung, die er aber wahrnimmt: Der Umgang mit den Lehrern habe sich gewandelt. „Zu meiner Zeit wurden die Lehrer von den Klassen noch unsanfter behandelt“, erinnert sich der Pensionär. „Heute ist mein Eindruck, dass die Schüler selbst viel mehr Päckchen mit sich herumtragen und mehr Probleme ringsherum sind.“
Dem stimmt Jakob Watermeier zu. Der 18-Jährige gehört zum diesjährigen Abiturjahrgang der Schule. „Man muss auf sich selbst achten und hat auch viel mehr Möglichkeiten.“ Zwar sei diese Freiheit zum einen gut, „man muss sie aber auch nutzen und die ist dann auch irgendwie wieder ein Problem“.
Wattenscheider Abiturient: „Das lernt man nicht in der Schule“
Der 18-Jährige mache sich schon länger Gedanken, wie es nach der Schule für ihn weitergehen könnte. „Der Weg dahin ist schon auch schwierig. Man muss in sich gehen und sich mit sich selbst beschäftigen. Das lernt man nicht in der Schule“, sagt Watermeier. Er habe sich dazu entschieden Informatik zu studieren.
Auch er betont die lockere Atmosphäre an der Schule. Er möchte sich wie Zurwehn für das Märkische Gymnasium engagieren und dem Verein der Ehemaligen beitreten. „Man hat hier ein wohliges Gefühl, man fühlt sich angenommen und kommt mit den Leuten schnell in Kontakt“, sagt Watermeier.
Jährliches Treffen der Ehemaligen im Märkischen Gymnasium
Jedes Jahr treffen sich Ehemalige des Märkischen Gymnasiums in der Schule. „Eingeladen sind immer die, die vor zehn, 20, 25, 30, 40, 50, 60 und 70 Jahren Abitur gemacht haben. Im Prinzip kann aber jeder kommen“, sagt Zurwehn. Viele Leute würden an der Schule hängen. Begonnen wurde der Tag mit einer Führung durch die Schule. Manche Gebäudeteile sind noch so, wie sie zu meiner Zeit waren“, erinnert sich Zurwehn.
Auch Schulleiterin Kerstin Guse-Becker sieht die Treffen als Bestätigung für die Schule. „Das zeichnet uns aus, dass wir so lange schon den Verein der Ehemaligen haben“, sagt Guse-Becker. Es sei schön zu sehen, dass so viele Schülerinnen und Schüler zu ihrer alten Schule zurückkehren. „Das hat auch etwas mit Verbundenheit zu tun“, sagt die Schulleiterin. Das zeichnet auch Ulrich Zurwehns aus: „Ich war gerne hier. Als Schüler und auch als Lehrer.“