Bochum. Bochums Husemannplatz ist eine Großbaustelle, das Vapiano beklagt große Umsatzverluste. Auf Dauer werde es schwierig, sagt der Restaurantleiter.
Eingekesselt zwischen Bauzäunen stehen die Bänke und Tische auf der Außenterrasse des Restaurants Vapiano in der Bochumer Innenstadt. Nur über einen schmalen Weg am Rande des Husemannplatzes, der die Kortum- und die Viktoriastraße verbindet, gelangen die Gäste zum Lokal von Bernd Schiller. Denn der Platz ist seit über einem Jahr eine Großbaustelle – das stellt den Restaurantleiter vor Probleme.
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„Mir fehlen zwischen 50 und 75 Gäste am Tag“, sagt Schiller. Seitdem die Baustelle am Husemannplatz ist, habe er einen Verlust im sechsstelligen Bereich gemacht. „Wir sind gedanklich weit davon entfernt, den Laden hier zu schließen. Wir wollen hierbleiben, aber auf Dauer können wir das nicht mehr mitmachen“, sagt der Restaurantleiter.
Zwar sei ihm sein Vermieter bereits entgegengekommen und habe ihm einen Teil der Miete erlassen. Es seien aber weitere Kosten hinzugekommen. Wegen des Drecks der Baustelle zahle er monatlich einen dreistelligen Betrag, um die Fenster putzen zu lassen, sagt Schiller.
Vapiano in Bochum: Restaurantleiter stellt Forderung an die Stadt
Die minimierte Außenterrasse inmitten von Baulärm und Baustellengeruch habe man ihm auch in Rechnung gestellt. Dann habe sich der Restaurantleiter bei der Stadt gemeldet. In einem Schreiben an diese habe er detailliert aufgeschrieben, welche Verluste er seit der Großbaustelle gemacht hat und wie viel es bis Ende des Jahres wäre. Diese Summe habe er als Forderung eingereicht.
Stadt Bochum sieht keine Existenzgefährdung
Bislang habe er keine Unterstützung von der Stadt erhalten. Die Kosten für die Außenterrasse seien ihm allerdings erlassen worden. „Nichtsdestotrotz ist das Tiefbauamt kontinuierlich mit dem Restaurantbesitzer im Kontakt und die wirtschaftlichen Schwierigkeiten sind der Stadt bekannt. Insbesondere deswegen wurde die jetzige Fläche für die Außengastronomie so schnell wie möglich hergestellt“, sagt Stadtsprecher Peter van Dyk.
„Bedauerlicherweise kann bei Baumaßnahmen, insbesondere im Innenstadtbereich, eine Beeinträchtigung der ansässigen Geschäfte nicht vermieden werden. Natürlich ist die Stadt bemüht, dies auf ein Minimum zu reduzieren“, sagt van Dyk. Eine Existenzgefährdung sehe die Stadt Bochum nicht, hieß es in einem Brief, den sie Schiller geschickt hat.
Mehr zur Baustelle am Husemannplatz:
Das sieht Schiller, der das Vapiano in der Innenstadt 2020 übernommen hat, anders. Im Innenbereich haben circa 200 Gäste Platz, draußen normalerweise weitere 100. Doch seit Monaten ist das Lokal leerer als vor der Baustelle am Husemannplatz. Fünf Mitarbeitende habe er deswegen bereits entlassen müssen.
Husemannplatz in Bochum sollte phasenweise erneuert werden
Die Baustelle sollte zunächst aber anders laufen. Vor Beginn der Baustelle sei ein Vertreter des Tiefbauamts bei Schiller gewesen, um ihm die Pläne für die Baustelle zu erklären: „Mir wurde gesagt, dass sie den Husemannplatz in Abschnitten erneuern.“
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Inzwischen ist jedoch der gesamte Husemannplatz gesperrt. „Der Bauablauf musste aufgrund von unvorhergesehenen Arbeiten umgestellt werden, da die Bestandspläne der Tiefgarage unvollständig und teilweise falsch sind“, sagt van Dyk. Zwar seien im Vorfeld ungewöhnlich viele Schürfungen durchgeführt worden, „allerdings geben diese nur punktuell Auskunft“.
„Können ohne weiteres dieses Jahr überstehen“
Der Restaurantbetreiber lebt mit den bekannten Einschränkungen. „Wir wollen jetzt abwarten, ob es noch weiter zurückgeht oder nicht. Zurzeit hat es sich aber auf einem niedrigen Niveau eingependelt“, sagt Schiller. Weiter verschlechtern dürfe sich die Situation allerdings nicht. „Wir können ohne Weiteres dieses Jahr überstehen, dann wird es aber schwierig, wenn die Baustellensituation so bleibt, wie sie jetzt ist“, sagt Schiller. Sein Wunsch: „Ein schnellstmögliches Ende der Baustelle.“ Das dauert jedoch noch etwas: Im Sommer 2025 solle nach aktuellem Stand der Großteil des Husemannplatzes fertig gepflastert sein, so van Dyk.
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Damit der Standort erhalten werden kann, würde er sich über eine Unterstützung bei den Mietkosten freuen bis zum Ende der Baustelle. „Der Hinweis, dass es hinterher ein toller Platz wird, nützt einem während dieser langen Bauphase wenig“, sagt der Restaurantleiter. Er hoffe auf ein gutes Miteinander während der Bauphase und auf Verständnis für seine Situation. „Denn es ist natürlich unser Ziel“, sagt Bernd Schiller, „dass wir das Vapiano in Bochum weiter betreiben können.“