Bochum. „Es werden Tränen fließen“, sagt die Wirtin des beliebten Restaurants. Welche Gründe die Schließung hat und wann zum letzten Mal geöffnet wird.
1921 hat Heinrich Kleine-Krockhaus das Restaurant „Zum Lindenhof“ in Bochum-Stiepel gegründet. Nun – über 100 Jahre später – steht Tag für Tag seine Urenkelin Ute Hahn hinter der Theke. Doch in rund einer Woche ist Schluss, im Traditionslokal an der Kemnader Straße gehen dauerhaft die Lichter aus.
Seit 26 Jahren betreibt Ute Hahn (66) das Lokal gemeinsam mit ihrer Mutter Gerda Saterdag. Die 85-Jährige hat sich mittlerweile aber weitestgehend aus dem Geschäft zurückgezogen.
- Bochumer Wirte rechnen vor: So verändern sich Preise 2024
Traditionslokal in Bochum schließt nach über 100 Jahren
Im Sommer dann trifft die Wirtin eine Entscheidung: Der Familienbetrieb wird zum Ende des Jahres schließen. „Natürlich bin ich traurig darüber, aber man wird ja auch nicht jünger“, verdeutlicht Hahn. Altersgründe haben sie letztendlich zu der Entscheidung bewogen. Und auch so: Leichter ist es für die Gastronomie in den vergangenen Jahren bekanntlich nicht geworden, wegen steigender Preise oder fehlenden Personals.
Zum letzten Mal öffnet Ute Hahn am Freitag, 22. Dezember. Reservierungen nimmt sie nicht entgegen, ist sich aber sicher, dass allerlei Stammgäste kommen werden aus zahlreichen Vereinen, seien es Rot-Weiß Stiepel, die Landfrauen der Tauben oder Hundeverein.
Im Sommer hat Hahn gegenüber ihnen verkündet, dass sie zum Jahresende schließen. „Mich und viele, viele andere macht das sehr traurig“, erzählt ein Leser im Gespräch mit unserer Redaktion.
„Am meisten Spaß hat mir immer der Kontakt zu den Menschen gemacht“
Die Wirtin betont: „Am meisten Spaß hat mir immer der Kontakt zu den Menschen gemacht, die hierher gekommen sind. Es waren nie nur junge oder nur alte Leute, sondern ganz durchmischt. Und alle kamen miteinander klar“, erzählt Hahn. Schlägereien oder ähnliches, die habe sie in ihrem Lokal nicht erlebt. Die Stiepelerin resümiert: „Ich habe viele schöne Erinnerungen an tolle Gäste.“ Allgegenwärtig war stets der Fußball und gerade der VfL, an den Wochenenden liefen hier stets die Spiele.
+++Keine Nachrichten aus Bochum mehr verpassen: Hier geht es zu unserem kostenlosen Newsletter.+++
Besonders gerne seien die Menschen gekommen, um Schnitzel zu essen oder generell Hausmannskost. „In den Anfangszeiten wurden noch Soleier und Koteletts gereicht“, erinnerte sich Gerda Saterdag (82) anlässlich des 100. Jubiläums im Jahr 2021.
„Mein Großvater war Bergmann und eröffnete zunächst einen Lebensmittelladen, dann folgte die Gaststätte“, so Saterdag damals. Namensgebend für die Kneipe waren die Linden, die einst noch die Straße säumten. Ihr ganzes Leben hätten Hahn und Saterdag in der Gaststätte verbracht, schon als kleine Mädchen hinter dem Tresen ausgeholfen. Saterdags Eltern erweiterten die Gaststätte um ein Angebot zum Tanzen am Wochenende, in den 1960er Jahren kam ein Anbau hinzu.
Was mit dem Restaurant passiert, ist noch unklar
Was mit dem „Zum Lindenhof“ in der Zukunft passiert, steht noch in den Sternen. „Das Haus wird verkauft“, so Hahn. Ob dort erneut ein Gastronom eröffnen wird, ist fraglich. „Jetzt gibt es hier in der Umgebung keine Kneipe mit Theke mehr so wie hier“, sagt sie. Doch eine Nachfolge zu finden, das sei in der heutigen Zeit schwierig.
Rund eine Woche verbleiben Ute Hahn und ihrem Team noch bis zur Schließung am 22. Dezember. Auf diesen letzten Tag blickt sie mit gemischten Gefühlen. Sie freut sich, dass nun etwas Ruhe eingekehrt – das gehe ihrer Mutter ebenso. Gleichzeitig ist sie sich sicher: „Da werden viele Tränen fließen.“ Bei ihr und den vielen Stammgästen. Zum Abschied sagt sie: „Danke allen für die Jahrzehnte.“