Bochum-Westenfeld. Einfamilienhäuser, Doppelhaushälften, Wohnungen: Auf einem Feld im Bochumer Westen entsteht neuer Wohnraum. Nach langem Vorlauf tut sich nun was.

Lange hat sich die Bürgerinitiative „Westenfelder Felder“ gewehrt, hat „für den Erhalt unserer Felder“ getrommelt und die Planungen für das Neubaugebiet unweit des Bahnhofs Wattenscheid kritisiert. Vergeblich: Das Feld wird Bauland – und nun tut sich auch sichtbar etwas: Seit wenigen Tagen stehen Bauschilder am Rande der Brachfläche, künden von der „Westenfelder Höhe“, die hier wachsen soll. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Um welche Fläche geht es?

Es geht um die rund acht Hektar große Fläche „Wilhelm-Leithe-Weg Süd“. Der Name spricht für sich – er umschreibt den Bereich südlich des Wilhelm-Leithe-Wegs in Wattenscheid-Westenfeld, eingerahmt von Ridderstraße, Jung-Stilling-Straße und Isenbrockstraße. Das Areal, bislang landwirtschaftlich genutzt, ist eines von vier Teilgebieten, die die Stadt als „Neues Bahnhofsquartier Wattenscheid“ entwickeln will.

Die Fläche zwischen Wilhelm-Leithe-Weg, Ridderstraße, Jung-Stilling-Straße und Isenbrockstraße soll zu einem autoarmen, modernen Wohnquartier entwickelt werden.
Die Fläche zwischen Wilhelm-Leithe-Weg, Ridderstraße, Jung-Stilling-Straße und Isenbrockstraße soll zu einem autoarmen, modernen Wohnquartier entwickelt werden. © Funkegrafik NRW | Anda Sinn

Was plant die Stadt fürs „Neue Bahnhofsquartier Wattenscheid“?

Das Projekt soll, so die Stadt, „den Bereich rund um den Bahnhof Wattenscheid aufwerten und sich positiv auf die Entwicklung des gesamten Stadtbezirks auswirken – ohne mit der Wattenscheider Innenstadt als Zentrum zu konkurrieren“. Der Grundsatzbeschluss dazu wurde bereits 2017 vom Rat der Stadt Bochum gefasst.

Um den Bahnhof soll „ein hochwertiges Umfeld für Wohnen, Arbeiten und Freizeit“ entstehen. Das Wohnen steht beim Teilbereich Wilhelm-Leithe-Weg Süd im Fokus. Ein- und Mehrfamilienhäuser sollen dort gebaut werden, 20 Prozent davon öffentlich gefördert. Stadtbaurat Markus Bradtke attestierte Bochum im Januar 2018 „erheblichen Nachholbedarf“ beim Wohnungsbau und betonte damals: „Wattenscheid soll wachsen.“

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Was ist seitdem passiert?

Nichts, was man mit bloßem Auge vor Ort sehen könnte, aber einiges im Hintergrund. Im Frühjahr 2018 hielt der Stadtbaurat noch einen Baubeginn 2022 für möglich – aber der Planungsprozess war langwierig. Stadtsprecher Thomas Sprenger verweist auf „eine Mehrfachbeauftragung von Planungsbüros mit mehrstufiger Beteiligung der Öffentlichkeit“ und erklärt: „Auch wegen der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie hat dieser Prozess länger gedauert als ursprünglich vorgesehen.“

Nachdem im Sommer 2023 noch einmal die Öffentlichkeit beteiligt wurde, hat der Rat der Stadt Bochum im September den Bebauungsplan 1009 verabschiedet; Mitte November wurde dieser rechtskräftig. Seitdem können die Planungen konkret werden.

Hier sieht man die verkehrsgünstige Lage: Das Gebiet Wilhelm-Leithe-Weg Süd ist am oberen Bildrand zu sehen, der Bahnhof am weißen Bahnsteigdach zu erkennen. Parallel zur Bahnstrecke verläuft die A40.
Hier sieht man die verkehrsgünstige Lage: Das Gebiet Wilhelm-Leithe-Weg Süd ist am oberen Bildrand zu sehen, der Bahnhof am weißen Bahnsteigdach zu erkennen. Parallel zur Bahnstrecke verläuft die A40. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Service | Hans Blossey

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Was genau ist fürs Gebiet Wilhelm-Leithe-Weg Süd geplant?

Eigentümerin ist inzwischen die „Blueorange Development West GmbH“, die das Gelände entwickelt und vermarktet. Sie hat dem Neubaugebiet einen Namen gegeben: „Westenfelder Höhe“. Entstehen soll demnach ein „grünes, autoarmes Quartier“ mit „rund 55 Bauplätzen für freistehende Eigenheime, Doppel- und Reihenhäuser“. Daneben seien „circa 25 Baugrundstücke“ für Mehrfamilienhäuser geplant. Diese sollen „unterschiedliche Wohnungsangebote“ beinhalten, sowohl frei finanziert als auch öffentlich gefördert.

Außerdem geplant: „eine zentral gelegene und fußläufig erreichbare Kindertagesstätte, sowie Nutzungen für Büros, Praxen und kleinteiligen Einzelhandel“. Auto-Stellplätze sollen vor allem in zwei Quartiersgaragen entstehen.

Wie ist die Resonanz auf die Pläne?

„In den vergangenen Monaten und Jahren haben sich über 200 Interessenten – sowohl Private als auch Bauträger – bei uns vormerken lassen“, berichtet Blueorange-Geschäftsführer Stephan Schürmann auf WAZ-Nachfrage. Nun würden seit dem 15. Mai zunächst diese vorgemerkten Kunden kontaktiert und erste Bauplätze vergeben. Verkauft oder beurkundet sei bislang noch nichts, aber die ersten Grundstücke reserviert.

Der aktuelle Verkaufs- und Reservierungsstand ist online auf einem interaktiven Grundstücksplan (externer Link) einsehbar; hier gibt es auch Informationen zu den einzelnen Grundstücken.

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Wie ist der weitere Zeitplan?

„Mit der Erschließung des Areals werden wir voraussichtlich im Sommer dieses Jahres beginnen“, kündigt Stephan Schürmann an. Heißt: Zunächst müssen Straßen und Kanäle gebaut, Grünanlagen und Versorgungsleitungen angelegt werden. „Hochbaumaßnahmen für die Grundstückserwerber sind je nach Witterung dann im kommenden Jahr möglich“, so Schürmann.

Was sagt die Bürgerinitiative „Westenfelder Felder“?

„Unser Wunsch wäre es gewesen, die Bebauung zu verhindern“, sagt Torsten Vieting, der Sprecher der Bürgerinitiative „Westenfelder Felder“. Aber: „Rechtskräftig ist rechtskräftig, daran lässt sich nichts mehr rütteln.“ Immerhin: Von den ursprünglich angedachten 1000 Wohneinheiten seien 250 bis 300 geblieben.

Die Bürgerinitiative werde weiter „kritisch hingucken“, kündigt er an. Er hoffe, dass beispielsweise Luftschneisen und Entwässerung so umgesetzt werden wie angeregt. Und dann ist da ja noch der Bereich Wilhelm-Leithe-Weg Nord, der als nächstes entwickelt werden soll. Auch dort gibt es Felder, für die die Anlieger kämpfen wollen.

Neues Bahnhofsquartier Wattenscheid

Außer dem Gebiet Wilhelm-Leithe-Weg Süd gehören noch die Bereiche Wilhelm-Leithe-Weg Nord, Fritz-Reuter-Straße Süd (inkl. Bahnhof) sowie Fritz-Reuter-Straße Nord zum Projekt „Neues Bahnhofsquartier Wattenscheid“. Einen Gesamtterminplan gibt es nicht. „Das Projekt gliedert sich in insgesamt vier Teilgebiete auf, deren Voraussetzung für eine Entwicklung sehr unterschiedlich sind“, erklärt Stadtsprecher Thomas Sprenger.

Der Bereich Wilhelm-Leithe-Weg Nord liegt zwischen der Bahnstrecke und der namensgebenden Straße. Hier soll, so Sprenger, „sowohl Gewerbe als auch Wohnen entstehen“. Derzeit liefen die vorbereitenden Planungen für ein Bebauungsplanverfahren. Zum Areal Fritz-Reuter-Straße Süd erklärt der Stadtsprecher: „Der Bahnhof soll zusammen mit den umliegenden Flächen aufgewertet werden. Hierzu wurde ein städtebaulicher Entwurf erarbeitet. Aktuell werden die Voraussetzungen für die weitere Entwicklung geklärt.“

Beim Teilgebiet Fritz-Reuter-Straße Nord handelt es sich um den Bereich zwischen Bahnhof/Fritz-Reuter-Straße und A40. „Die Neustrukturierung dieses bebauten Gewerbegebiets ist nur langfristig möglich“, so Thomas Sprenger. Die Stadt habe hier unter anderem eine Vorkaufssatzung erlassen.

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