Bochum. Um 40 Prozent sind die Mietpreise in Bochum in den letzten zehn Jahren gestiegen. Der Immobilienmarkt zeigt: Ein Ende ist nicht abzusehen.
Die Preise für Mietwohnungen in Bochum sind in den vergangenen zehn Jahren um etwa 40 Prozent gestiegen. Das geht aus dem aktuellen Grundstücksmarktbericht hervor. Zahlte man 2013 im Schnitt noch 5,61 Euro pro Quadratmeter, waren es 2023 schon 7,86 Euro. Im Bestand, wohlgemerkt. Im Neubau sind die Mieten nochmal deutlich höher (8,55/11.30 Euro). Das liegt vor allem am knappen Wohnraum.
Mieten in Bochum steigen: Was das Problem verschlimmert
„Das Angebot an Mietwohnungen ist in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen“, sagte Tim Mausbach-Judith, Vorsitzender des Gutachterausschusses für Grundstückswerte, bei seiner Präsentation im Ausschuss für Planung und Grundstücke im Rathaus. Mausbach-Judith und Kollegen bieten regelmäßig aktuelle Daten über den Immobilienmarkt. Erhoben werden sie aus allen Kaufverträgen über unbebaute und bebaute Grundstücke im Bochumer Stadtgebiet.
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Der aktuelle Grundstücksmarktbericht mit Blick auf das vergangene Jahr zeichnet ein düsteres Bild. Noch nie wurden in Bochum so wenig Kaufverträge für Grundstücke abgeschlossen wie in 2023. Es waren 1999. Der bisherige Tiefstwert lag 1984 bei 2040. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Anzahl der Kaufverträge um rund 15 Prozent.
Unbebaute Wohngrundstücke in Bochum: 50 Prozent weniger Flächen verkauft
Besonders dramatisch wird es beim Blick auf die unbebauten Grundstücke, die vor allem für große Wohnungsgesellschaften interessant sind. Bei für Wohnungsbau vorgesehenen Flächen sank die Verkaufsquote sogar um 50 Prozent. Wurden 2022 noch 58 Grundstücke veräußert, waren es 2023 nur noch 29.
Bei den bebauten Grundstücken fällt der Rückgang moderater aus. Wechselten 2022 noch 960 Eigentumswohnungen den Besitzer, waren es ein Jahr später 845 (minus zwölf Prozent). Bei den Ein- und Zweifamilienhäusern liegt das Minus bei fünf Prozent (450 zu 427), bei den Mehrfamilienhäusern bei 17 Prozent (186 zu 155).
Grundstückspreise in Bochum gesunken – aber kein Trend erkennbar
Auch preislich gibt es Änderungen: Nach den Preissteigerungen der Vorjahre sei jetzt beispielsweise eine überwiegend rückläufige Tendenz im Bereich der Ein- und Zweifamilienhäuser zu verzeichnen, so Tim Mausbach-Judith. Der Durchschnittspreis liege aktuell bei rund 3510 Euro pro Quadratmeter. „Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das einen Rückgang um rund 15 Prozent.“
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Ein Trend könne daraus aber nicht abgeleitet werden. Der Durchschnittswert des Vorjahres in Höhe von 4110 Euro pro Quadratmeter sei durch Verkäufe aus zwei hochpreisigen Baumaßnahmen geprägt. Und im Neubaubereich steige der Preis auch.
Grundstücksmarkt Bochum: Warum viele Zahlen nicht als Vergleichswerte taugen
Grundsätzlich seien die Zahlen auch nicht immer verlässlich als Vergleichswert zu nutzen. Im Bereich von neuen Eigentumswohnungen sei der Durchschnittspreis innerhalb eines Jahres von 3620 auf 5190 Euro angestiegen. Und das, obwohl nur zehn Kaufverträge abgeschlossen wurden (gegenüber 48 in 2022). „Das liegt daran, dass von den zehn Immobilien neun eine sehr gute Lage haben – in Weitmar und Wiemelhausen“, erklärt Tanja Lausberg, die Geschäftsstellenleiterin des Gutachterausschusses.
Mausbach-Judith und Lausberg gehen davon aus, dass das insgesamt geringe Angebot von unbebauten Flächen die gezahlten Preise voraussichtlich steigen lassen wird. Sie würden demnach auch kaum gekauft, wie die Zahlen belegen. Die allgemein gestiegenen Baukosten und die energetischen Unabwägbarkeiten sorgten zudem dafür, dass es aktuell kaum noch Neubau gebe und zahlreiche Projekte zurückgestellt würden.
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In vielen Bereich habe man aktuell den Stand von 2021, sagt Mausbach-Judith. „Wir müssen schauen, wie sich der Markt entwickelt und ob das nur eine konjunkturelle Delle ist.“ Der Trend bei den Mieten werde wahrscheinlich bestehen bleiben, eben weil so wenig neuer Wohnraum geschaffen werde und die großen Wohnungsunternehmen derzeit sehr zurückhaltend agierten.
Roland Mitschke von der CDU findet, dass die Mieten in Bochum „eigentlich sehr attraktiv“ seien; zumindest im Altbaubestand, wo allerdings in vielen Fällen Modernisierungsbedarf bestehe. „Da sind wir in weiten Teilen unter den 7,25 Euro pro Quadratmeter.“ Auch Fabian Krömling von den Grünen sieht „wirklich günstige Mieten nur im Bestand“.
„Wir müssen mehr preisgünstigen Wohnraum anbieten, das machen die Zahlen sehr deutlich“, analysiert Simone Gottschlich von der SPD den Grundstücksmarktbericht. „Wir können das beeinflussen, indem wir möglichst viel sozialen Wohnraum bereitstellen.“ Ziel müsse sein, „bezahlbar gut wohnen“ zu können.