Bochum. Mehr Fahrgäste, mehr Ticketeinnahmen. Die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahn AG fährt trotzdem 2023 wieder ein enormes Defizit ein. Die Gründe.

Mehr Fahrgäste, deutlich mehr Einnahmen bei Bus- und Bahntickets. Zwei wesentliche Leistungsindikatoren stimmen also. Daher war 2023 eigentlich kein schlechtes Jahr für die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG (Bogestra). Allerdings: Das Jahresergebnis fällt am Ende beinahe genauso ernüchternd aus wie ein Jahr zuvor (Grafik). 88,8 Millionen Euro Defizit hat das Nahverkehrsunternehmen eingefahren.

Bogestra fährt 2023 ein Defizit von 88,8 Millionen Euro ein

Damit ist die Bogestra, die zu großen Teilen den Städten Bochum (57 Prozent) und Gelsenkirchen (28 Prozent) gehört, weit hinter ihren eigenen Erwartungen zurückgeblieben. Sie hatte für 2023 mit einem Minus von etwa 69 Millionen Euro gerechnet.

Dass es anders kam, liegt aus Sicht des Unternehmens vor allem an geringeren „Ausfallleistungen“ von Bund und Land als kalkuliert. „Zu der Abweichung vom Planergebnis lässt sich sagen, dass zum einen das Deutschlandticket später als angenommen eingeführt wurde und dass es zum anderen Deckungslücken in der Finanzierung des Deutschlandtickets gibt“, so Bogestra-Sprecher Christoph Kollmann.

Fast zehn Millionen Euro mehr aus dem Busfahrtbetrieb

Die Einnahmen aus dem Fahrbetrieb sind derweil deutlich gestiegen: bei den Straßenbahnen von 35 auf 42,4 Millionen Euro, bei den Bussen von 47,3 auf 57,2 Millionen Euro. Gegenüber 2022 wurden fast drei Millionen Fahrgäste mehr befördert, nämlich 111,5 Millionen. Das ist allerdings noch weit entfernt von der Zeit vor Corona, als jährlich mehr als 140 Millionen Fahrgäste befördert wurden, d.h. umgerechnet etwa 383.500 jeden Tag. Im Vorjahr waren es lediglich durchschnittlich 304.000.

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„Der Anstieg der Fahrgastzahlen ist im Wesentlichen auf die Einführung des Deutschlandtickets zurückzuführen“, heißt es im Geschäftsbericht. „Allein über dieses Segment konnten rund 44 Millionen Fahrgäste gewonnen werden, was 40 Prozent der gesamten Fahrgastanzahl im Linienverkehr ausmacht.“ Etwa 21,9 Millionen Euro Ausgleichszahlungen für Mindereinnahmen, die durch das Deutschlandticket entstanden sind, hat die Bogestra erhalten. Unterm Strich wenig aus Sicht des Unternehmens.

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Es gibt aber auch gute Nachrichten. Die Energiekosten fielen im Vergleich zum Planansatz um 18 Prozent geringer aus, weil Diesel und Strom günstiger als erwartet waren. Die Kosten insgesamt: 20,3 Millionen Euro. Und auch die zu bezahlenden Zinsen waren deutlich niedriger, nämlich lediglich knapp sechs statt der erwarteten 10,2 Millionen Euro.

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Das Personal bleibt der bei weitem größte Kostenfaktor. Knapp 142 Millionen Euro haben die 2431 Beschäftigten verdient. Das macht 57,1 Prozent des Gesamtaufwands aus (2022: 55,4 Prozent).

Die Erwartungen für das laufende Geschäftsjahr basieren vor allem auf der Annahme von weiter deutlich steigenden Fahrgastzahlen. Unterm Strich soll dann ein Minus von 70,6 Millionen Euro stehen; vorausgesetzt, dass es eine „auskömmliche Co-Finanzierung durch Bund und Land“ gibt, wie es im Prognosebericht der Bogestra heißt.

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