Bochum. Die Bogestra sucht Frauen und Männer, die einen Bus lenken wollen. Mike Haase aus Bochum musste sich nicht zwei Mal bitten lassen. Er sattelt um.
„Das fühlt sich gut an.“ Julia Waschik sitzt am Lenkrad eines mächtigen Mercedes Benz, lächelt in die Kamera und sieht so aus, als könnte sie jetzt schon losfahren. Ganz so weit ist es zwar noch nicht. Ein paar Fahrstunden braucht die 40-jährige Bochumerin schon noch. Aber wenn alles glattgeht, dann fahren sie und einige andere Anfänger vom kommenden Jahr an einen Linienbus der Bogestra.
Bogestra sucht Busfahrerinnen und Busfahrer
Und das ist gut so. Denn allmählich werden die Fahrerinnen und Fahrer von Bussen und Straßenbahnen bei einem der größten Nahverkehrsunternehmen in NRW knapp. Etwa 750 Frauen und Männer lenken Busse der Bogestra. Einige gehen auf absehbare Zeit in den Ruhestand. Das Unternehmen sucht daher aktuell 60 neue Fahrer und Fahrerinnen. „Und eigentlich suchen wir künftig ständig neues Fahrpersonal“, so Bogestra-Sprecher Christoph Kollmann.
Gerne mit dem entsprechenden Führerschein für Bus und/oder Bahn. Aber auch ohne den richtigen „Lappen“ sind Bewerber willkommen. Die Bogestra bildet sie in der eigenen Fahrschule aus – und weil der Bedarf so groß ist, hat sie sich mittlerweile auch die Dienste privater Fahrschulen gesichert.
Zur Ausbildung gehört mehr als nur das Lenken eines Busses
Theorie steht in diesen Tagen bei den Busfahrerlehrlingen auf dem Lehrplan. Tariftheorie – oder der Tarifdschungel des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR). Nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig und sicher lange nicht so spannend wie das Lenken eines Busses. „Aber es ist erlernbar und später auch den Kunden vermittelbar“, findet Julia Waschik. Die Frage, ob Venlo noch zum VRR-Tarifgebiet gehört, beantwortet sie jedenfalls schnell und mit voller Überzeugung. „Ja.“
„Stimmt“, sagt Christoph Kollmann. Und der muss es wissen, da er nicht nur Sprecher eines Verkehrsunternehmens und Hobbyhistoriker in Sachen ÖPNV ist, sondern auch den öffentlichen Nahverkehr in allen seinen Facetten aus dem Effeff kennt.
Auch interessant
Mike Haase wollte schon als Kind Busfahrer werden
Mike Haase steht zwar noch am Anfang seiner Berufskarriere bei der Bogestra, er gehört zum aktuellen Ausbildungslehrgang. Aber für ihn fühlt sich das Busfahren so an, als hätte er nie etwas anderes im Leben gemacht. „Ich wollte schon als Kind Busfahrer werden und lebe jetzt meinen Traum“, sagt der 47-jährige Bochumer. Nach einer Ausbildung zum Kfz-Mechaniker hat er lange bei der Post gearbeitet, hat viel Erfahrung am Steuer eines 7,5 Tonners gesammelt und freut sich, „in Zukunft sicher die Fahrgäste nach Hause bringen“.
Die ersten sieben Fahrstunden am Steuer eines Busses hat er schon absolviert. 22 müssen es bei ihm insgesamt sein – weil er noch einen alten Führerschein besitzt und große Erfahrung als Lkw-Fahrer hat. Fahranfänger müssen ein paar Stunden mehr absolvieren.
Netz der Bogestra umfasst 80 Buslinien
Zwölf Meter lang ist so ein Bus und damit deutlich länger als ein 7,5 Tonner. „Aber ich komme gut damit zurecht“, so Haase. „Meine beiden Ausbilder haben gesagt, ich sei ein Naturtalent.“ Auch einen Gelenkbus hat er schon gesteuert. Der ist 18,75 Meter lang, „aber leichter zu fahren“, sagt der Bochumer, da der hintere Teil sich geschmeidig um die Kurve lenken lässt.
Gelassenheit im Straßenverkehr
Fünf Voraussetzungen für künftige Busfahrerinnen und Busfahrer nennt die Bogestra in ihrer Stellenausschreibung.
Anwärter sollten Spaß am Umgang mit Kunden haben, gelassen in stressigen Verkehrssituationen bleiben, in Besitz des Führerscheins der Klasse D mit Kennziffer 95 sein, maximal zwei Punkte in Flensburg sowie keine Einträge im Führungszeugnis haben.
Lernen müssen die Anfänger nicht nur das Beherrschen der riesigen Fahrzeuge, die Tarifbedingungen und den Umgang mit den Kunden inklusive möglicher Ausnahmesituationen. Auch den Verlauf der 80 Buslinien in Bochum, Gelsenkirchen und einigen Anrainerstädten müssen sie in- und auswendig kennen. „Oder sich im Zweifelsfall rechtzeitig an die Leitstelle wenden“, so Bogestra-Sprecher Kollmann. In ganz seltenen Fällen komme es schon mal vor, dass ein Bus falsch abbiege. Kein Fahrer fährt ständig die gleiche Route. Im Gegenteil. Wer heute den 358er von Bochum-Querenburg nach Harpen fährt, der muss morgen problemlos den NE von Gelsenkirchen-Ückendorf nach Buer-Rathaus lenken. Tag- und Nachtschicht inklusive. „Dass es einen Drei-Schicht-Betrieb gibt, war mir von Anfang an klar“, so Mike Haase. Das sei kein Problem.
Anwärter freuen sich über Gesamtpaket: „Bezahlung, Urlaub, Ausbildung – alles stimmt“
Überlegen musste er ebenso wie Julia Waschik nicht lange, als er davon hörte, dass die Bogestra neue Fahrerinnen und Fahrer für ihre Busse sucht. Bezahlung, Urlaub, Ausbildung: „Das Gesamtpaket stimmt“, so der zweifache Familienvater.
Beide Anwärter brennen darauf, ihren neuen Job aufzunehmen. Am Ende der Ausbildung stehen zwei Prüfungen: die Qualifizierung für den Personenkraftverkehr (IHK) sowie die theoretische und praktische Prüfung beim Tüv.
Die Vorfreude wächst – der erste Dienst hinterm Steuer rückt näher
Julia Waschik erinnert sich noch an ihre Schulzeit. „Während meines Praktikums durfte ich mal eine Straßenbahn fahren.“ Diese Erinnerung hat sich eingebrannt.
„Ich freue mich schon auf den Tag, an dem ich zum ersten Mal an einer Haltestelle stehen bleibe, die Bustür öffnen und die ersten Tickets verkaufe“, sagt sie. Und das Lächeln auf ihrem Gesicht ist nicht zu übersehen.