Bochum. Wenige Minuten nach einem harmlosen Spruch wurde ein Fußgänger auf die Intensivstation eingeliefert. Ein Prozess klärte auf, wie es dazu kam.

Der Anlass zu der schweren Gewaltattacke am Bochumer Hauptbahnhof war vollkommen nichtig. Trotzdem lag am Ende ein 47-jähriger Mann bewusstlos am Boden und kam mit Verdacht auf Gehirnblutung auf die Intensivstation. Wegen gefährlicher Körperverletzung standen deshalb drei junge Männer vor dem Amtsgericht. Verurteilt wurden sie aber nicht.

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Die heute 19, 20 und 21 Jahre alten Freunde – zwei aus Bochum, einer aus Kerpen mit Arbeitsplatz in Bochum – hatten in der Nacht zum 23. Dezember 2022 im Bermuda-Dreieck gefeiert. Gegen 3.30 Uhr gingen sie über den Busbahnhof zurück zu ihren beiden Autos, die in der Nähe geparkt waren. Zwei waren nüchtern, zwei mäßig alkoholisiert. An einem Bussteig gingen sie an einem deutlich alkoholisierten Herner entgegen, der torkelte und ganz blass ausgesehen haben soll. Einer der jetzt Angeklagten soll im Vorbeigehen zu dem Mann gesagt haben, ob alles in Ordnung mit ihm sei. In Sekundenschnelle eskalierte die Situation.

Zwei Männer hatten ein Messer bei sich

Ein 29-jähriger Begleiter des 47-Jährigen, der ein paar Meter vorausgegangen war und die harmlose Situation offenbar als Provokation deutete, ging sofort auf die Angeklagten zu und rempelte einen von ihnen an. Im Prozess hieß es, dass er dabei ein Messer gezückt hatte. Auch der 47-Jährige soll ein Messer bei sich geführt und gezückt haben.

Im gegenseitigen Handgemenge ging der Mann durch einen Schlag zu Boden, rappelte sich wieder auf, wurde dann aber durch einen Tritt erneut zu Boden gebracht. Mit dem Hinterkopf schlug er ungebremst auf den Asphalt auf und blieb mit einer schweren Platzwunde, die stark blutete, völlig reglos auf dem Rücken liegen. Eine Überwachungskamera am Bahnhof filmte die Tat.

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Einer der Angeklagten rief sofort die Rettungskräfte. Diese schlossen eine Lebensgefahr nicht aus. Es bestand der Verdacht auf eine Gehirnblutung. Das bewahrheitete sich aber nicht.

Die drei Angeklagten, allesamt nicht vorbestraft und in geordneten Verhältnissen lebend, kamen damals unmittelbar nach der Schlägerei ins Polizeigewahrsam. Bis zum darauffolgenden Mittag saßen sie dort. „Es war kalt und wir saßen mit Handschellen auf dem Boden“, sagte ein Angeklagter. Ein anderer: „Das ist kein schönes Gefühl da drin.“

Bochumer Gericht: Aggression ging von der Gegenseite aus

Im Prozess stellte das Gericht aber fest, dass die Aggression von der Gegenseite ausgegangen war. In der Anklage hieß es, dass der 47-Jährige und sein Begleiter bereits zuvor im Bermuda Dreieck durch Aggressivität aufgefallen seien. Die Verteidiger der drei Angeklagten selbst sagten, ihre Mandanten hätten entweder nichts gemacht oder aus Nothilfe gehandelt. „Ich bin nicht der, der Stress wollte“, sagte ein Angeklagter.

Das Bezirksjugendschöffengericht stellte das Verfahren gegen alle Angeklagten ohne Auflagen ein. Sämtliche Kosten trägt die Staatskasse, auch die Honorare der Verteidiger. Der 47-Jährige war als Zeuge nicht erschienen.