Bochum. So ein brutales Video sehen Richter nur selten: Immer wieder tritt ein Mann auf den Kopf eines Wehrlosen. Täter soll ein Bochumer sein.

Ein Video eines hemmungslosen Gewaltexzesses im Bochumer Hauptbahnhof hat am Freitag vor dem Landgericht für Entsetzen gesorgt. Es zeigt, wie ein wehrloser Mann im mittleren Alter mit abgrundtiefer Gefühlskälte zusammengetreten wird. Täter soll der Angeklagte sein, ein 25-jähriger, mehrfach vorbestrafter Bochumer, der sich laut Polizei schon seit vielen Jahren zusammen mit Alkohol- und Drogenkranken auf der Straße herumtreibt.

Polizist: „Wenn er Drogen konsumiert, ist er aggressiv und respektlos“

Dem Angeklagten werden mehr als 50 Rohheitsdelikte vorgeworfen: Schlagen, Treten, Rauben, Bedrohen, Spucken, Beleidigen, Pöbeln, Klauen, fremde Sachen zerstören. Streifenpolizisten kennen ihn seit langem und haben seinetwegen regelmäßig Einsätze. „Wenn er Drogen konsumiert, ist er aggressiv und respektlos“, sagte ein Polizeibeamter vor der 9. Strafkammer. Zuletzt soll sich seine Gewalttätigkeit noch gesteigert haben. Seit einem halben Jahr sitzt der 25-Jährige in U-Haft.

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Eine der angeklagten Gewaltatten datiert vom März 2023 im Hauptbahnhof. Eine Kamera hat sie in guter Qualität gefilmt. Die Aufnahme von 4 Uhr nachts zeigt, wie das spätere Opfer, das ebenfalls zum Trinker-Klientiel gehören soll, vor einem Angreifer fliehen will, dies aber nicht schafft und zu Boden gerissen wird. Dort tritt der Angreifer mit Stampftritten von oben immer wieder und mit voller Wucht auf den Kopf des längst wehrlosen Opfers ein. Dieses will die Tritte zunächst noch mit Händen abdämpfen, hat dann aber keine Kraft mehr und bleibt reglos auf dem Rücken liegen. Erst dann lässt der Täter von ihm ab.

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Zwei weitere Männer, offenkundig ebenfalls der Trinker-Klientel zugehörig, durchsuchen Taschen und Geldbörse des Opfers. Gleichzeitig laufen mehrere Passanten am Tatort vorbei, ohne zu helfen. Ein kurzer Blick nach unten auf das Opfer im Vorbeihuschen – das war‘s. „Erschreckend, wie unbeteiligt die Leute vorbeigelaufen sind“, sagt Richter Volker Talarowski.

Das Opfer stand einige Zeit später wieder auf. Zu seinen Verletzungen wurde nichts bekannt. Einer Ladung als Zeuge im Prozess folgte der Mann nicht.

Dem Angeklagten drohen mehrere Jahre Gefängnis

Ein weiteres Opfer eines sehr ähnlichen Verbrechens erschien allerdings. Der 49-jährige Bürokaufmann aus Bochum berichtete, wie er am 24. April 2023 spätabends von dem Angeklagten an der Einmündung Massenbergstraße/Trankgasse von der Seite „angegriffen, angesprungen und zu Boden gerissen“ worden sei. „Er hat mehrere Male gegen meinen Schädel getreten und meine Geldbörse entwendet.“ Darin waren 20 Euro. „Ich habe um mein Leben gebangt.“ Noch heute fühle er sich draußen „unsicher“. „So ein Erlebnis nimmt man mit sich mit.“

Bei der Aussage des Opfer lümmelte sich der Angeklagte mit hinter dem Kopf verschränkten Händen auf seinem Stuhl und gähnte offen. Ihm drohen viele Jahre Haft.

Polizist: „Meine Kollegen in jeglicher Form durchbeleidigt“

Als weitere Geschädigte sagten auch Polizeikräfte aus. Sie hatten Ende 2020 auf der Huestraße einen Einsatz, weil der Angeklagte einen ihm unbekannten Passanten angegriffen und gedroht haben soll, ihn „abzustechen“. Den Polizeikräften schleuderte er laut Anklage diverse Schimpfwörter aus der sexistischen Gossensprache entgegen. „Ich weiß noch, dass er meine Kollegen in jeglicher Form durchbeleidigt hat, wie es nur möglich war“, sagte ein Polizist. „Das war so“, gab der Angeklagte zu.

Der Prozess wird fortgesetzt.