Bochum. Der Hauptbahnhof Bochum bereitet der Polizei jede Menge Arbeit. Trotzdem ist die Kriminalität an Bochums Bahnhöfen nicht erheblich angestiegen.

Schlagen, treten, pöbeln, streiten, stehlen, rauben: Oft mehrfach pro Woche berichtet die Bundespolizei in Pressemitteilungen von Gewalttaten im und am Bochumer Hauptbahnhof. Das Justizministerium hat jetzt auf eine Kleine Anfrage der AfD im Landtag eine ausführliche Statistik erarbeitet. Demnach rückt die Polizei am Hauptbahnhof in den vergangenen Jahren jeweils mehr als 600 Mal an diesem Verkehrsknotenpunkt an.

Es geht dabei aber nicht nur um Straftaten, sondern um auch Ordnungswidrigkeiten, Verkehrsunfälle, Suizidversuche, Fundsachen, Hilfeleistungen, Zahlungsstreitigkeiten, das Feststellen von Personalien und sogar um „groben Unfug“, wie es in der Statistik heißt; was nicht näher erläutert wird.

24-Jähriger schlägt 37-Jährigen am Bahnhofsparkplatz mit Eisenstange blutig

Anlass der AfD-Anfrage war eine Attacke mit einer Eisenstange und einer Glasflasche. Am 17. Februar (Freitag) um 9 Uhr morgens hatte laut Polizei ein polizeibekannter Bochumer (24) am Bahnhofsparkplatz auf einen 37-jährigen Bochumer eingeschlagen. Dieser ging blutend zu Boden. Nach kurzer Flucht wurde der Täter gefasst.

Die AfD erkundigte sich über den Stand der Ermittlungen, inklusive Staatsbürgerschaft des Täters wie des Opfers. Das Ermittlungsverfahren läuft aber noch, so dass das Ministerium dazu noch keine Antwort geben konnte.

Im vorigen Jahr wurden an Bochumer DB- und S-Bahnhöfe rund 370 Straftaten bekannt

In ihrer ebenfalls mitgelieferten Statistik zeigt das Ministerium aber, dass die Einsatzzahlen der Polizei am Hbf Bochum seit Beginn der Pandemie Anfang 2020 rapide gesunken sind und seitdem relativ konstant bleiben. Auch auf dem Gebiet der Straftaten lagen die Fallzahlen auf den DB- und S-Bahnhöfen in Bochum im Jahr 2022 auf ähnlichem Niveau wie vor der Pandemie. Rund 370 waren es im Jahr 2022. Im Jahr 2019 waren es rund 320. In den beiden Jahren dazwischen waren sie auf jeweils rund 200 gesunken. Schwarzfahrten sind in die Zahlen nicht eingerechnet.

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Polizeihauptkommissarin Andrea Hoffmeister von der Bundespolizei sagte der WAZ: „Zu den häufigsten Delikten zählen Sachbeschädigungen, Diebstahlsdelikte, Hausfriedensbruch sowie Körperverletzungsdelikte. Das bedeutet statistisch gesehen maximal eine Straftat pro Tag an einem großen, zentral gelegenen Bahnhof.“

Fast alle Körperverletzungsdelikte wurden aufgeklärt

Die Aufklärungsquote ist je nach Deliktart sehr unterschiedlich: Fast 97 Prozent der Körperverletzungen konnten aufgeklärt werden, aber nur gut 35 Prozent der Diebstähle. Häufig sind die Täter angetrunken oder betrunken. „Beispielsweise standen 2021 rund 60 Prozent der Tatverdächtigen, die eine Körperverletzung begingen, unter Alkoholeinfluss.“

Obwohl die Anzahl der Polizeieinsätze und der Straftaten nicht wesentlich steigt, fühlen sich einige Besucher des Hbf Bochum unwohl. Vor allem am Südausgang, wo sich immer wieder alkohol- und drogenkranke Menschen aufhalten.

Regelmäßige Schwerpunktaktionen am Hauptbahnhof und Buddenberglatz

Polizeisprecher Frank Lemanis: „Der Polizei ist bekannt, dass viele Menschen den Buddenbergplatz mit einem unangenehmen Gefühl betrachten. Dies liegt auch an der ,Szene’, die sich dort regelmäßig trifft und an deren delinquenten Verhalten.“ Auch deshalb organisieren Bundespolizei, Landespolizei, Ordnungsamt und Bogestra regelmäßige Schwerpunktkontrollen dort. Außerdem geht die Polizei dort ständig Streife, auch in Zivil.

„Diese konzertierten Aktionen werden von der ,Szene’ vor Ort, aber auch von der Öffentlichkeit wahrgenommenen“, so Lemanis. „Dies führt langsam aber stetig zu einer Verbesserung der Situation auf dem Buddenbergplatz und dürfte auch zur Steigerung des Sicherheitsgefühls der Passanten und Anwohner beitragen.“

Zuletzt gab es am 19. April eine Schwerpunktaktion am Bahnhof Ergebnis: 76 Personenkontrollen, neun Platzverweise, vier Strafanzeigen (dreimal wegen Drogen), ein verbotenes Messer sichergestellt, ein Haftbefehl vollstreckt, 25 Menschen ohne Fahrschein erwischt.