Bochum. Ein banaler Wortwechsel wegen einer Zigarette ist völlig eskaliert. Zwei Studenten wurden schwer verletzt. Sie wurden zusammengeschlagen.
Eine private Party am Bochumer Musikforum zu einem 18. Geburtstag ist völlig in Gewalt eskaliert. Das Bezirksjugendschöffengericht hat am Dienstag das Geburtskind wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt.
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Der Auslöser für den Gewaltausbruch am späten Abend des 28. Juni 2022 war absolut nichtig. Einer der Gäste der Geburtstagsparty fragte einen Studenten (heute 21), der hinter dem Musikforum an der Humboldtstraße mit ein paar Freundinnen und Freunden saß, nach einer Zigarette. Der Student verneinte. Dann sollte er aber zehn Euro zahlen. Als Antwort soll der Begriff „Affe“ gefallen sein. Ein Wort ergab das andere – bis alles komplett eskalierte.
Opfer aus Bochum wurde auch getreten, als es am Boden lag
Die zehn bis 15 Männer starke Gruppe um den Zigarettenschnorrer formierte sich blitzartig zu einem Rudel und schlug und trat auf den Studenten ein, auch dann noch, als er wehrlos am Boden lag und schwer verletzt war. Dasselbe gilt für seinen Freund (22), der ihm zur Seite stehen wollte. Auch er wurde von der übermächtigen Gruppe zusammengeschlagen und -getreten. Kurzzeitig war er bewusstlos. „Überall“ hätten die Schläger ihn getroffen, sagte er im Zeugenstand: „Kopf, Arme, Beine.“
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Am Ellbogen erlitt er einen Bänderriss; bis heute hat er deshalb Probleme. „Ich kann den Arm nicht so strecken wie vorher“, sagte er dem Gericht. Auch von blutigen Platzwunden an den Lippen ist in der Anklage die Rede. Beide Opfer wurden mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht.
Eine unbeteiligte Zeugin (19) erklärte im Prozess: „Ich war total überwältigt. Die waren streitlustig.“ Sie meinte die Angreifergruppe.
Zwei der drei Angeklagten wurden freigesprochen
Nach nur wenigen Minuten war die alarmierte Polizei am Tatort. Ermittlungen führten nur zu drei Tatverdächtigen: dem heute 19-jährigen Geburtstagskind sowie einem 21-Jährigen und 18-Jährigen aus Bochum. Auch sie saßen auf der Anklagebank, wurden aber freigesprochen: Keiner der vielen Zeugen konnte die beiden als Täter identifizieren. Alle weiteren Beteiligten an der Schlägerei wurden erst gar nicht ermittelt.
„Ich finde es unfair, dass ich allein verurteilt werde“, sagte das damalige Geburtstagskind (heute 19) im so genannten „letzten Wort“. Da ahnte er schon, dass er schuldig gesprochen wird, obwohl er nicht geständig ist. Zuvor hatte er die ganze Zeit geschwiegen, wurde aber von mehreren Zeugen belastet. Richterin Monika Franz ist „überzeugt, dass er aktiv an der Auseinandersetzung beteiligt“ gewesen sei. Sie sprach von einem „sehr brutalen Vorgehen“.
Verurteilter aus Bochum ist einschlägig vorbestraft
Verurteilt wurde der heute 19-jährige Bochumer, der einen festen Job hat und vor Gericht tipptopp gekleidet erschien, wegen gefährlicher Körperverletzung zu einer Geldauflage von 1500 Euro: 1000 Euro muss er an das Opfer mit dem Bänderriss zahlen, 500 Euro an das Kinderhilfswerk „Terre des hommes – Kinder in Not“.
Wegen Körperverletzung und Beleidigung ist er mehrfach vorbestraft. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.