Bochum. Die Uni-Bibliothek zieht Bücher aus dem Verkehr, die mit Arsen belastet sein könnten. Viele sind noch ausgeliehen. Was Studierende wissen müssen.
Keine Frage: Lesen bildet. Doch gefährdet Lesen auch die Gesundheit? Auf diese Frage könnte kommen, wer sich derzeit in der Bibliothek der Ruhr-Universität Bochum umsieht. Denn inmitten der riesigen Bestände lagern möglicherweise zigtausende Bücher, die mit Arsen belastet und krebserregend sein könnten. Von rund 48.000 Bänden im Freihandbereich der Bibliothek ist die Rede, die jetzt aus dem Verkehr gezogen werden. Etwa 400 von ihnen befinden sich noch in der Ausleihe und werden gerade zurückgeholt, teilt Uni-Sprecher Jens Wylkop mit.
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Arsenverdacht in der Bibliothek der Ruhr-Uni Bochum
Arsenverdacht in alten Büchern? Was klingt wie aus einem Agatha-Christie-Roman, ist für die Mitarbeiter der Uni-Bibliothek zu einem ernsthaften Problem geworden. Offen über diese unliebsame Entdeckung sprechen möchte niemand, dafür wird hinter den Kulissen gerade eifrig geprüft, präventive Sicherheitsmaßnahmen werden getroffen. Erste Messungen hätten ergeben, dass nur einzelne Bände belastet seien, so die Ruhr-Uni: „Weitere Bestandserhebungen und Messungen werden zeitnah erfolgen.“
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Den Stein ins Rollen brachten Wissenschaftler aus Dänemark, die bei Untersuchungen historischer Bücher den Giftstoff Arsen entdeckten. Betroffen sind Bände aus dem 19. Jahrhundert, vor allem Bücher mit verschiedenfarbig eingefärbten (zum Beispiel grünen und blauen) Einbänden. Die Seitenkanten, Innenseiten der Buchdeckel, Titelschilder und Vorsatzblätter können mit Arsen belastet sein. Als Grund gilt der grüne Farbstoff, das sogenannte Scheele Grün, das damals bei der Herstellung vieler Bücher verwendet wurde, weil es kostengünstig zu produzieren war.
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Auch einige Fakultäten in Bochum sind betroffen
Solche Bücher finden sich in den Uni-Bibliotheken jede Menge – nicht nur in Bochum. Auch etwa an den Universitäten Duisburg-Essen, Köln-Bonn und Bielefeld stehen sie zu Tausenden in den Regalen. In Münster sollen es sogar 100.000 Bände sein, die aus dem 19. Jahrhundert stammen. In Bochum besonders betroffen seien neben der Uni-Bibliothek auch einige Fakultäten wie die Philologien (etwa Germanistik und Romanistik), die historischen Wissenschaften, die Theologien, die Kunstgeschichte, aber auch einzelne juristische Titel.
Das Problem: „Es gibt bisher keine gesetzlichen Vorschriften oder Handlungsempfehlungen für den Umgang mit solchen Büchern“, so Jens Wylkop. Das heißt: Letztlich ist jeder Campus selbst dafür verantwortlich, wie er mit ihnen umgeht. An der Ruhr-Uni hat man sich dazu entschlossen, sämtliche 48.000 Bücher, die infrage kommen, schnellstmöglich zu sichten, von der Ausleihe auszuschließen und in geschlossene, nicht frei zugängliche Magazine zu transportieren. „Die Rückholaktion der 400 ausgeliehenen Bücher startet in dieser Woche.“
Potenziell belastete Bücher werden vorerst nicht mehr nutzbar sein
Für die Studierenden bedeutete dies: Die potenziell belasteten Bestände werden vorübergehend nicht mehr nutzbar sein. „Wie sie unter besonderen Schutzvorkehrungen zukünftig wieder genutzt werden können, wird die Bibliothek in engem Austausch mit der Arbeitssicherheit der Ruhr-Uni prüfen“, so der Sprecher.
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Doch wie gefährlich für die Gesundheit sind solche schadstoffbelasteten Bücher überhaupt? Die Uni betont, dass Arsenverbindungen nicht in die Raumluft abgegeben werden können. Zu einer möglichen Gefährdung könne es nur kommen, wenn durch das Anfassen der Bände Arsen in den Mund oder in die Augen gerate. „Solange sie im Regal stehen und keine Stäube auf den Büchern aufgewirbelt werden, gelten sie als unbedenklich.“ Dennoch: Die Separierung sei „eine notwendige Vorsichtsmaßnahme zum Schutz der Gesundheit von Beschäftigten und Studierenden“.
Handschuhe tragen bei der Lektüre alter Bücher
Als generelle Vorsichtsmaßnahme beim Umgang mit alten Büchern gilt, bei der Nutzung Handschuhe zu tragen und sich nicht zwischendurch ins Gesicht zu fassen.
Arsen ist ein giftiges Halbmetall. In höheren Dosen kann es für Menschen potenziell gesundheitsgefährdend sein und Krebs auslösen.