Bochum. Der Bogestra-Streik betrifft nicht nur Pendler, auch Verkäufer berichten von leeren Läden. Die Reaktionen am Bochumer Hauptbahnhof.
- Der zweite Tag des Warnstreiks von Verdi ist in vollem Gange.
- Bei der Bogestra fahren weder Bus noch Bahn.
- Unter dem Streik leiden Pendler, aber auch die Läden am Bochumer Hauptbahnhof.
An den Bus- und Bahnhaltestellen in Bochum herrscht gähnende Leere. Dort, wo normalerweise dutzende Menschen von früh bis spät auf ihren Transport zur Arbeit, Schule oder an ein anderes Ziel warten, verirrt sich kaum jemand hin. Stattdessen verweisen Absperrbänder und Infotafeln auf den erneuten Warnstreik der Gewerkschaft Verdi im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). In Bochum fährt am Dienstag und Mittwoch, 5. und 6. März, wieder mal kein Bus und keine Bahn der Bogestra.
Alternative Verkehrsmittel sind gefragt – oder gute Vorbereitung
Alternative Verkehrsmittel sind gefragt – oder alternativ gute Vorbereitung. Medizinstudentin Klara Trawny beispielsweise wohnt in der Bochumer Innenstadt. Bereits am Montag sei sie mit der Bahn Richtung Universität gefahren, erzählt sie, als wir sie am Dienstagmorgen am RUB-Campus treffen: „Hätte ich nicht bei meinem Freund im Wohnheim in der Nähe der Uni geschlafen, hätte ich es nicht geschafft.“
Marco Mehrholz versteht die Schwierigkeit, trotz Streiks zum Ziel zu kommen. Der 25-jährige Umweltingenieur ist mit dem Auto aus Wesel unterwegs – und froh, nicht auf die Bahn angewiesen zu sein.
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Leere Geschäfte im Hauptbahnhof Bochum: „Es ist nichts los“
Ortswechsel in die Innenstadt: Vom Streik sind nicht nur Fahrgäste betroffen. Auf der Verteilerebene unter dem Bochumer Hauptbahnhof herrscht am Dienstagmorgen Leere. Darunter leiden besonders die Ladenzeilen: „Wir spüren den Streik. Es ist nichts los“, sagt Andrea Landwehr vom Lottoladen. Sie wird das Geschäft daher eher schließen: „Um 15 Uhr, vielleicht auch eher.“ Lohnen tue sich das Geschäft am Streiktag nicht.
Einer der Bäcker nebenan und der Kiosk haben gar nicht erst geöffnet. Auch der Lottoladen ist an anderen Streiktagen bereits komplett geschlossen geblieben. Es seien lediglich Anwohner, die vereinzelt in das Geschäft kommen. Zufällig kommt dort am Dienstagmorgen niemand vorbei. Damit ist der Lottoladen nicht allein, dem geöffneten Bäcker geht es ähnlich: „Sonst ist hier die Hölle los“, erzählt ein Mitarbeiter. „Weil die Backware schnell vergriffen ist, backen wir normalerweise frisch nach. Heute nicht. Wir machen zu, wenn die Waren weg sind.“
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Für die Geschäfte, das betonen sie alle, seien das enorme Umsatzeinbußen, nicht kompensierbar. Dem Schreibwarenladen auf der Verteilerebene brechen an den Streiktagen fast die kompletten Einnahmen weg. „Wenn ein oder zweimal gestreikt wird, kann ich das verstehen, aber so häufig ist das sehr ärgerlich. Das geht so nicht weiter“, sagt die Chefin des Ladens. Ironie des Schicksals: Sie hat heute selbst 20 Euro in eine Taxifahrt investiert – um dann die längste Zeit alleine im Geschäft auf Kundschaft zu warten.
Die Kehrseite des Streiks: Mehr Zulauf bei Taxifahrern in Bochum
Die Kehrseite: Er habe rund 30 Prozent mehr Fahrgäste als sonst üblich, erzählt ein Taxifahrer am Bochumer Hauptbahnhof. Viele der Kundinnen und Kunden seien jedoch genervt von dem wiederholten Streik, nicht für jeden ist ein Taxi ohne weiteres bezahlbar, andere müssen zu wichtigen Terminen und zahlen es daher trotzdem.
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Eine Studentin hatte Glück. Sie wurde böse von dem Streik überrascht, als sie frühmorgens am Bahnhof stand und mit der Bahn zu ihrer Führerscheinprüfung fahren wollte – wegen des Streiks keine Chance. Nervös hetzte sie zum Taxi-Stand – ohne Geld. Ein Taxifahrer hatte Erbarmen mit der Studentin und fuhr sie gratis zur Prüfung.
Die Suche nach einem Leihfahrrad
Wer am Dienstvormittag von der Ruhr-Uni mit einem Leihfahrrad Richtung Innenstadt fahren will, hat schlechte Karten: Am Uni-Center steht am Vormittag kein einziges Fahrrad mehr an der Leih-Radstation. Bleibt nur: der Fußweg im Regen Richtung Stadt und die Hoffnung, dass eine der Rad-Stationen auf der Route noch Räder hat.
Diese Hoffnung wird enttäuscht: Station nach Station auf dem Weg Richtung City ist verwaist. Erst nach fünf Kilometern, an der Oskar-Hoffmann-Straße, sind noch zwei Metropol-Räder zu haben. QR-Code gescannt, ausgeloggt – los geht die Fahrt.
Am Hauptbahnhof selbst hingegen das umgekehrte Bild: Die Metropol-Radstation platzt aus allen Nähten. Am Mittag leiht Fine Zaika gerade ein Rad aus, um damit zum Blutspenden zu fahren. Ohne Streik hätte sie die Bahn genommen. Der Streik sei lästig, sagt sie, aber: Sie könne nachvollziehen, weshalb gestreikt wird und finde es wichtig. Dafür nehme sie gerne das Rad.