Bochum. Mehr als verdoppelt haben sich die Kosten für den Markthändler Günter Schulz. Nun will er die Reißleine ziehen – und ist damit nicht der einzige.
„Bei den Preisen brauch‘ ich mich nicht mehr auf den Markt stellen“, macht Imker Günter Schulz aus Bochum deutlich. Er verkauft seinen Honig auf den Wochenmärkten am Gertrudiscenter und in Günnigfeld. Doch Ende dieses Monats will er einen Schlussstrich ziehen. Grund: die erhöhten Standgebühren.
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Bei Facebook hat sich Schulz Anfang der Woche an seine Kundinnen und Kunden gewandt. Er hat eine Mail bekommen, in der er über die höheren Preise informiert wurde. Alle zwei Wochen steht er freitags und samstags auf den beiden Wochenmärkten. Dabei verkauft er seinen Honig, aber nicht nur. „Ich mache viel Öffentlichkeitsarbeit, arbeite zusammen mit Schulklasse, Kindergärten und Seniorenheimen und erkläre, wie das geht mit der Imkerei.“ Er möchte den Menschen sein Hobby, seine Leidenschaft näher bringen. Aber bei den Kosten geht das nicht mehr“, so der Frührentner.
Bochumer Wochenmärkte haben seit Anfang 2024 einen neuen Betreiber
Zu Beginn des Jahres hat die Deutsche Marktgilde die Bochum Marketing GmbH als Betreiber abgelöst. Seitdem haben sich die Kosten für die Händler erhöht. Das Standgeld berechnet sich nun auf Quadratmeter anstatt auf den laufenden Meter, die Stromkosten werden nicht länger zwischen den Stadtwerken und den Händlern abgerechnet.
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„Die Standgebühren haben sich verdoppelt, die Stromkosten teils verfünffacht“, erklärte beispielsweise Thomas Herbst, der in Wattenscheid am Stand seines Sohnes – Gemüsehändler Jan Herbst – verkauft. Diesen treffe der Betreiberwechsel besonders hart, weil sein Stand deutlich größer ist als der eines Käse- oder Fischhändlers. Herbst hat sich entschieden, den Markt zu verlassen.
Imker Günter Schulz erklärt: „Mit der letzten Marktleitung bin ich wunderbar zurecht gekommen.“ Er habe einen kleinen Obulus bezahlt und dafür regelmäßig Aktionen angeboten, zum Beispiel hat er Schaukästen mit Bienen aufgestellt. „Das stand immer im Vordergrund, deswegen gehe ich auf den Markt.“ Einen großen Verdienst erziele er durch den Verkauf seines Honigs nicht, den Erlös investiere er in sein Hobby.
Markthändler aus Bochum zieht die Reißleine
An die neue Marktleitung sollte er zuerst das Dreifache bezahlen, konnte schließlich auf das Doppelte runterhandeln. Doch auch das rentiere sich finanziell nicht. Schulz hat den Schlussstrich gezogen, er will nur noch bis Ende Februar auf den beiden Wochenmärkten stehen. Was er dann – ab März – vor hat, steht noch in den Sternen.
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Bei Facebook stehen ihm einige seiner Kundinnen und Kunden bei, eine schreibt: „Mach doch eine Facebook-Gruppe auf mit deinen tollen Sachen und verkaufe sie online.“ Doch der Imker macht klar: Er bevorzuge den persönlichen Kontakt.
Mindestens zwei Händler haben den Wochenmärkten in Wattenscheid den Rücken gekehrt. Der Deutschen Marktgilde ist laut Aussage der Pressesprecherin Kerstin Schüler jedoch nicht bekannt, dass sich Händler vom Wattenscheider Markt zurückgezogen haben. Sie strebe eine langfristige Zusammenarbeit mit den Beschickern an.
Doch, so Imker Schulz: „Ich bin nicht der einzige Händler, dem das Wasser bis zum Hals steht.“ Und auch bei einem Besuch auf dem Wattenscheider Wochenmarkt in der vergangenen Woche zeigte sich: Es fehlen eindeutig Stände, der Markt war deutlich leerer.