Bochum. Fast vier Jahre lang hat Bochum Marketing die Wochenmärkte in Bochum organisiert. Jetzt übernimmt ein neuer Betreiber – mit negativen Folgen.

Höhere Stromkosten, gesperrte Toilettenanlagen, aufgezwungene Reinigungskosten: Die Kritik der Händler auf Bochums Wochenmärkten ist deutlich. Für sie ändert sich viel in diesen Tagen – und manche wissen nicht, wie lange sie noch bleiben können.

Denn seit Januar organisiert die Deutsche Marktgilde die Wochenmärkte in Bochum. Damit löst sie Bochum Marketing als bisherigen Betreiber ab. Für die Händler bedeutet das vor allem eins: steigende Kosten.

Mit dem neuen Vertrag steigen die Stromkosten

Dafür sehen die Händler die Deutsche Marktgilde in der Verantwortung. Durch die neuen Verträge müssen sie höhere Standgebühren zahlen. Strom berechne die Marktgilde nun pauschal, anstatt wie bisher nach Verbrauch. „So viel Strom benötigen wir nicht. Das ist ungerecht und ein bisschen hoch“ sagt eine Mitarbeiterin des Obst- und Gemüsehändlers Michels.

Carmen Putzer ist auch von den höheren Preisen betroffen.
Carmen Putzer ist auch von den höheren Preisen betroffen. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Ähnlich geht es Gemüsehändler Wilhelm Weitz: „Mit den paar Neonröhren verbrauche ich nicht viel. Das ist für mich nicht so attraktiv, wie es vorher war.“ Die Marktgilde betont, dass sie für die höheren Stromkosten nichts könne. Bisher hätten die Händler einzeln an die Stadtwerke gezahlt. Jetzt solle es von Seiten der Stadtwerke nur noch einen Vertrag für alle geben.

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Dabei seien die Kosten für die Händler ohnehin schon hoch. „Das können wir nicht alles auf die Kunden umlegen“, sagt eine Verkäuferin. Die Marktlage sei schlecht geworden, es gebe immer weniger Händler. „Wir werden abwarten, was auf uns zukommt, aber wir haben ein ungutes Gefühl.“ Oft ziehen die Händler den Vergleich zu Herne: Dort seien die Märkte entspannter, die Standgebühren geringer.

Die Händler sind zudem von der Stadt Bochum enttäuscht, zum Beispiel in Bezug auf den Reinigungsdienst. Dafür könne die Marktgilde nichts. „Da ist seitens der Stadtverwaltung etwas schiefgelaufen. Das sind Interna, die uns nicht mitgeteilt werden“, sagt Käsehändler Jörg Hünnebeck. Die Händler ärgern sich über die Kosten, die die Stadt ihnen berechnet, um den Platz reinigen zu lassen. Dazu hat die Stadt einen Vertrag mit dem Umweltservice Bochum (USB) abgeschlossen, an den die Händler bis Ende 2024 gebunden sind.

Die Marktgilde möchte die Marktreinigung verändern

Für die Händler ist das Ausmaß, in dem der USB den Platz reinigt, unverhältnismäßig. Sie würden ihren Müll mitnehmen und fegen, manche gar nicht erst Müll verursachen. „Deswegen würde eine Kehrmaschine reichen. Da müssen nicht mehrere Menschen mit Zangen Müll aufsammeln und dann noch den Platz mit Wasser abspritzen“, sagt Gemüsehändler Weitz.

Der Markt auf dem Buddenbergplatz in Bochum.
Der Markt auf dem Buddenbergplatz in Bochum. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Der Marktgilde sei dieses Problem bewusst. Für 2024 sei der Vertrag zwischen der Stadt Bochum und dem USB allerdings fest. Für die Zukunft habe man dem Betreiber aber zugesichert, dass er mit in die Verhandlungen gehen könne. „Vielleicht ist die Reinigung nicht täglich nötig, sondern nur einmal pro Woche“, sagt Vorstand Ingo Johnson.

Die Stadt schließt die Toilettenanlagen auf den Wochenmärkten

Ein weiteres Thema sind die Toilettenanlagen auf den Märkten. Diese hat die Stadt Bochum Anfang Januar geschlossen. „Das ist unmenschlich und unwürdig. Wir waren froh um das versiffte Ding da unten und jetzt nimmt die Stadt uns das auch noch“, sagt Verkäuferin Barbara Ludwig. Am Buddenbergplatz müssen die Händler deshalb auf die Toilette im Hauptbahnhof ausweichen und ihre Stände schließen oder unbeaufsichtigt lassen.

Laut Marktgilde stelle die Stadt ihr die Toiletten als externem Betreiber nicht zur Verfügung. „Das ist unglücklich, weil die Händler in der Zeit, in der sie nicht am Stand sein können, keine Umsätze machen können“, sagt Johnson.

Barbara Ludwigs Chef bleibe trotz allem erstmal auf dem Markt, weil er in Bochum bekannt sei. Unter den aktuellen Bedingungen sei es aber kein Wunder, dass immer weniger Menschen auf dem Markt arbeiten wollen würden. „Wir kämpfen bis zum Schluss. Wer weiß, wie lange noch“, sagt Ludwig.