Bochum / Witten. Mehrere Kameras am Kemnader See filmen Spaziergänger, Skater und Radfahrer. Was steht hinter dem Projekt, das noch bis Ende 2024 läuft?
„Achtung! Zählung von Besucher*innen“, ist auf Info-Zetteln am Kemnader See zu lesen, daneben ist eine Kamera abgebildet. Es handelt sich um ein Projekt der Fachhochschule Westküste, die ihren Sitz in Heide in Schleswig-Holstein hat. Doch was steckt hinter dieser Zählung?
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Seit Juli des vergangenen Jahres messen mehrere Kameras die Besucherströme. „Die Sensorik vor Ort erkennt, wie viele Fußgänger, Radler und Scooter wann am Kemnader See sind“, erklärt Lisa Naschert, Managerin des Projekts „AI-basierter Recommender für nachhaltigen Tourismus“ (AIR). Dabei macht sie deutlich: Die Zählung laufe datenschutzkonform ab, die Datenauswertung sei nicht personenbezogen.
Kamera zählen Fußgänger und Radfahrer: Wann sind wie viele Besucher am Kemnader See?
Stattdessen geht es darum, konkrete Zahlen zu bekommen: An welchen Tagen sind wie viele Menschen am Kemnader See unterwegs? Wie ist der Zusammenhang mit dem Wetter? Auch ob und wie oft Radfahrende den Fußweg nutzen, könne man ablesen.
„Das Ziel ist es, Besucherströme zu entzerren“, so Naschert. Im Forschungsprojekt sollen Verfahren auf Basis von Künstlicher Intelligenz entwickelt werden, die helfen, eine zeitweilige Überlastung von Reise- und Ausflugszielen zu vermeiden. Gleichzeitig sollen Alternativen aufgezeigt werden.
Nachhaltige Tourismusentwicklung: Sechs Messstellen in Deutschland
Mit dem Projekt möchten die FH Westküste und ihre Partner, darunter die Ruhr Tourismus GmbH, einen Beitrag zu einer nachhaltigen Tourismusentwicklung leisten. An sechs Stellen in Deutschland messen derzeit Kameras die Besucherzahlen, so zum Beispiel auch an der Wintersportarena in Winterberg.
„Dort ist natürlich noch eine ganz andere Besucherlenkung notwendig als im Ruhrgebiet“, sagt Christoph Lottritz von der Ruhr Tourismus GmbH. Doch auch am Kemnader See komme es gerade an schönen Sommertagen zu einem recht hohen Besucherandrang – und somit manchmal auch zur Beschwerde, dass es viel zu voll sei.
Messungen am Ruhrtalradweg
Anhand von sechs Kategorien haben die Forschenden entschieden, wo die Besucherinnen und Besucher gezählt werden, eine davon sind Radwege. „Wir haben uns überlegt, dass sich die Ruhrstauseen eignen, weil dort der Ruhrtalradweg entlang führt“, erklärt Naschert von der FH Westküste.
Mittels Künstlicher Intelligenz soll durch das Projekt ein digitales Besuchermanagementsystem erprobt werden. Aber wie kann man sich das vorstellen? Lottritz nennt ein Beispiel: Wer eine Radtour vorbei am Kemander See macht, müsse ja nicht zwangsläufig am Nordufer entlang fahren, wenn es dort voll ist. „Warum nicht die Südseite nehmen?“
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Den Hinweis, vielleicht besser einen anderen Weg zu nutzen, könnten die Besucherinnen und Besucher künftig über ihr Smartphone bekommen. Gleichzeitig soll auf der Fähre ein Bildschirm aufgestellt werden, über den ein solcher Hinweis gezeigt werden kann, inklusive eines QR-Code, der die Wegbeschreibung angibt.
Besucherzählungen bald auch am Baldeneysee
Derzeit werden ausschließlich Besucherinnen und Besucher am Kemnader See gezählt, bald soll aber auch der Baldeneysee in Essen dazukommen. Dort sollen statt Kameras wohl noch vor den Osterferien Infrarot-Messgeräte aufgestellt werden. Aktuell laufe die Ausschreibung, so Lottritz.
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Noch bis Ende 2024 geht das Projekt, bei vielen Partnern bestehe aber der Wunsch, es längerfristig laufen zu lassen. Die Kosten liegen bei rund 960.000 Euro, die durch das Programm „KI-Leuchttürme“ vom Bundesministerium für Umwelt und Naturschutz gestellt wurden.