Bochum. Jochen Schroeder aus Bochum schrieb als lustiger Krankenpfleger im ZDF ein Stück TV-Geschichte. Zum runden Geburtstag blickt er zurück.

Wenn Professor Brinkmann elegant zum Skalpell griff, gingen die Einschaltquoten durch die Decke: Bis zu 28 Millionen Zuschauer saßen in den 80er Jahren vor den Fernsehschirmen, um den Ärzten und Patienten der „Schwarzwaldklinik“ bei ihren nicht selten amourösen Abenteuern zuzuschauen. Unter ihnen war einer, der die legendäre Serie mit vielen lockeren Sprüchen bereicherte: In über 50 Folgen war der Bochumer Schauspieler Jochen Schroeder als Pfleger Mischa weit mehr als nur der witzige Hallodri. Am 8. Februar feiert er seinen 70. Geburtstag.

Seine Rolle als Pfleger Mischa machte Jochen Schroeder bundesweit bekannt

Als Schauspieler und langjähriger Theaterleiter blickt Jochen Schroeder auf eine bewegte Karriere zurück, dabei wäre fast alles ganz anders gekommen. Er wuchs im Bochumer Norden als typisches Arbeiterkind auf, sein Vater war Bergmann, seine Mutter arbeitete in einer Heißmangel. „Mein weiterer Weg war praktisch vorgezeichnet“, sagt er. Doch eine Metzgerlehre brach er ab, machte stattdessen eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann, arbeitete als Schlafwagenschaffner und Lkw-Fahrer – und interessierte sich immer stärker fürs Theater.

Im Jahr 2005 erlebte die „Schwarzwaldklinik“ in zwei TV-Filmen eine kleine Renaissance: Hier ein Bild mit (von links) Gerhart Lippert, Eva Habermann, Alexander Wussow, Sascha Hehn, Klausjürgen Wussow, Jochen Schroeder und Eva Maria Bauer.
Im Jahr 2005 erlebte die „Schwarzwaldklinik“ in zwei TV-Filmen eine kleine Renaissance: Hier ein Bild mit (von links) Gerhart Lippert, Eva Habermann, Alexander Wussow, Sascha Hehn, Klausjürgen Wussow, Jochen Schroeder und Eva Maria Bauer. © picture-alliance/ dpa/dpaweb | Patrick Seeger

Die Ära von Ex-Intendant Hans Schalla während der 60er Jahre im Schauspielhaus packte ihn besonders: „Das war ein sinnlicher, aufregender Ort, der mir ungeheuer gut gefiel“, erzählt er. Zum großen Entsetzen seiner Mutter ging er zur Westfälischen Schauspielschule, spielte danach im Kindertheater „Bollerwagen“ unter der Intendanz von Peter Zadek, kleinere Theaterrollen in Berlin und dann immer stärker in Film und TV.

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Als die „Schwarzwaldklinik“ rief, war Schroeder Ende 20 und bereits gut im Geschäft. Die Familienserie „MS Franziska“ und vor allem das mit dem Grimme-Preis ausgezeichnete Teenager-Drama „Die große Flatter“ an der Seite von Richy Müller hatten dem jungen Bochumer zuvor zwei beachtliche Erfolge beschert. Im Jahr 1979 bekam er dafür als beliebtester TV-Star den „Bravo-Otto“ in Bronze, übrigens im selben Jahr wie John Travolta und Roger Moore. „Und dann rief mich der Produzent Wolfgang Rademann an und fragte, ob ich bei der Schwarzwaldklinik dabei sein möchte“, erzählt er. „Ich habe nicht lange überlegt.“

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Pfleger Mischa Burgmann, der in der ersten Staffel noch als Zivi im Einsatz war, eroberte rasch die Herzen der TV-Nation. Oft in witziger Zwietracht mit der strengen Oberschwester Hildegard, gab Schroeder den geborenen Rebellen. Was kaum jemand weiß: Die flotten Sprüche schrieb er sich oft selbst ins Drehbuch. „Für einen Autor ist es gerade bei den vielen Figuren einer solch großen Serie schwer, für jede Rolle eine eigene Sprache zu finden“, sagt er. „So nahm Autor Herbert Lichtenfeld mein Angebot gerne an, ergänzend etwas mitzutexten.“

Von 1994 bis 2010 leitete Jochen Schroeder das Boulevardtheater „Comödie“ am Ostring in Bochum. Hier eine Szene aus „Mitten ins Herz“ mit Spielpartnerin Britta Kohlhaas.Comödie : Mitten ins Herz mit Jochen Schroeder und Britta Kohlhaas in Bochum/Foto: Ingo Otto
Von 1994 bis 2010 leitete Jochen Schroeder das Boulevardtheater „Comödie“ am Ostring in Bochum. Hier eine Szene aus „Mitten ins Herz“ mit Spielpartnerin Britta Kohlhaas.Comödie : Mitten ins Herz mit Jochen Schroeder und Britta Kohlhaas in Bochum/Foto: Ingo Otto © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Die Innenaufnahmen entstanden in den Wintermonaten in einem Studio in Hamburg, während die Außenaufnahmen im Sommer mitten im Schwarzwald gedreht wurden. „Deswegen ist in den Folgen immer gutes Wetter“, schmunzelt Schroeder. Je populärer die Serie wurde, desto größer wurde der Andrang: Das Glottertal, in dem die Klinik bis heute steht, wurde zum Publikumsmagneten. Schroeder und die anderen Serienstars wie Klausjürgen Wussow und Sascha Hehn wurden mit Fanpost schier überhäuft: „Liebesbriefe, Heiratsanträge, alles dabei.“

Man muss immer einen Schritt schneller sein als die anderen, denn die Leute sprechen einen selten von hinten an.
Jochen Schroeder über Autogrammjäger

Zwei bis drei große Postsäcke pro Woche habe Schroeder während dieser Zeit an Fanpost bekommen – für ihn Freude und Herausforderung gleichermaßen. Und wenn die Autogrammjäger mal nervten, beherzigte er einen simplen Trick: „Man muss immer einen Schritt schneller sein als die anderen, denn die Leute sprechen einen selten von hinten an“, sagt er.

Den populären Serien blieb er treu: So spielte er etwa in „Die Wicherts von nebenan“ und „Ein Fall für die Anrheiner“. Daneben startete er eine kurze Karriere als Popsänger. Zwei Alben in deutscher Sprache nahm Schroeder auf, ehe er dann wieder das Theater für sich entdeckte.

Autogrammwünsche werden mittlerweile weniger

Nachdem in der Comödie am Ostring im Jahr 2010 der letzte Vorhang gefallen war, wurde es um Jochen Schroeder ruhiger. Sein letzter TV-Auftritt war 2015 in „Lerchenberg“ noch einmal an der Seite von Sascha Hehn. Mit seiner Frau lebt er schon lange im Bochumer Norden, gemeinsam sind sie viel auf Reisen.

Auch die Autogrammwünsche werden inzwischen weniger: „Manchmal ein Selfie im Supermarkt“, sagt er. Doch an seine Paraderolle als Pfleger Mischa denkt er immer noch gern zurück.

Alle sechs Staffeln der „Schwarzwaldklinik“ finden sich übrigens in der Mediathek des ZDF.

Mit der Eröffnung der Comödie in einer leerstehenden Aula am Ostring begann im Oktober 1994 ein heute schon leicht vergessenes Kapitel Bochumer Theatergeschichte. Im Dreierbund mit Rolf Berg und Patricia Frey leitete Schroeder das beliebte Boulevardtheater bis 2010. Stars wie Pierre Brice, Peer Augustinski und Johannes „Jopi“ Heesters waren hier zu Gast, zwei weitere Häuser in Duisburg und Wuppertal folgten. Zudem ging die Comödie mit ihren Stücken auf Tournee. „Allein das Stück ,Ein Traum von Hochzeit‘ haben wir geschätzt 1000-mal gespielt.“

16 Jahre lang leitete Jochen Schroeder die Comödie in Bochum

Rückblickend ist Schroeder durchaus stolz darauf, die drei Bühnen „als reine Privattheater ohne einen Cent Subventionen“ so lange geführt zu haben. Obwohl: „Es war es immer ein schwieriges Geschäft.“ Im Jahr 2008 kam es zur Insolvenz, die Häuser in Duisburg und Wuppertal schlossen, die Comödie Bochum führte er noch bis 2010 weiter. Heute erinnert am Ostring kaum noch etwas an die turbulenten Aufführungen von damals.