Bochum. Eine Erinnerung an einen verstorbenen Menschen, die Liebe zum Fußball: Sechs Bochumer erzählen uns, was hinter den Tattoos auf ihrer Haut steckt.
In Deutschland ist mittlerweile fast jeder fünfte Mensch tätowiert, das zeigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Auch in Bochum gibt es zahlreiche Tattoo-Studios und Menschen, die ihr ganz besonderes Motiv auf dem Körper tragen – oder auch mehrere. Sechs Bochumerinnen und Bochumer erzählen die Geschichte ihre Tattoos.
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Tanja Pieper (48) aus Stiepel: Ein Anker für den verstorbenen Vater
Groß rankt er auf dem Unterarm von Tanja Pieper aus Stiepel: ein Anker, darunter steht in geschwungenen Buchstaben: „Papa“. Für wenn sich die 48-Jährige das Motiv hat stechen lassen, ist eindeutig, die Bedeutung dahinter sehr emotional.
„Mein Papa ist 1998 an seinem ersten Urlaubstag in der Türkei tot umgefallen“, erzählt sie. Die Bochumerin ist damals erst Anfang 20.
Fortan trägt Tanja Pieper ein Foto mit sich, das ihren Papa zeigt. „Doch ich hatte Angst, dass ich es verlieren könnte.“ Vor fünf Jahren entschließt sie sich, sich ein Erinnerungstattoo stechen zu lassen. „An einer Stelle, an der ich es immer sehen kann.“
Da Segeln schon immer die Leidenschaft ihres Vaters war, möchte sie sich ein Segelboot stechen lassen. „Der Tätowierer hat mich dann sehr gut beraten.“ Schließlich entscheidet sich Tanja Pieper für einen Anker, ein Symbol der Hoffnung, etwas, das Halt gibt. „Ich wollte seinen Vornamen darunter schreiben. Doch ich hab ihn immer Papa genannt.“ Genau das steht nun auch auf ihrem Arm, vom Motiv ist sie komplett überzeugt.
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Stephan Stein (52) aus Weitmar: VfL und Bochum auf der Wade, das Elternhaus auf dem Arm
Sein bisher letztes Tattoo hat sich Stephan Stein aus Weitmar zum Ende der vergangenen Bundesliga-Saison stechen lassen. „Ich wollte eigentlich nie ein Fußballtattoo“, sagt er. Doch andererseits ist er schon ganz lange mit dem VfL verbunden und Mitglied seit vielen Jahren. „Es fehlte einfach in meiner Sammlung.“
Nun schmückt seine Wade ein VfL-Tattoo, kombiniert mit dem Bochumer Stadtwappen. „Kurzzeitig habe ich schon überlegt, ob ich meinen Unterschenkel amputieren lassen muss“, sagt er scherzhaft mit Blick auf den schlechten Start der aktuellen Saison beim VfL. Zum Glück laufe es nun aber wieder besser bei dem Bundesligisten.
Wie viele Tattoos Stephan Stein hat? Das sei schwierig zu sagen, da er einige Motive kombiniert hat. Sein erstes Tattoo befindet sich auf dem Unterarm. „Ich komme von der Erlenstraße, dort steht mein Elternhaus. Ich habe mir die Koordinaten zusammen mit einer Erle stechen lassen.“
Mit einem Freund hat der Bochumer außerdem ein Tattoo, das für die Band „Tote Hosen“ steht, zudem befinden sich auf seinem Körper auch ein Vater-Sohn- und Las-Vegas-Motiv oder das Fiege-Logo. „Mein rechter Arm ist voll, der linke soll erstmal so bleiben, wie er ist“, sagt Stephan Stein.
Luca Weidner (32): Symbole der Göttin Hekate auf der Hand
Mitten auf der Hand von Luca Weidner (32), die bis vor Kurzem in Bochum gelebt hat, sind in Blau- und Lila-Tönen die sechs Zeichen der Göttin Hekate zu sehen. Das Hauptsymbol ist der Schlüssel, die anderen Symbolen sind dort eingearbeitet. „Die Göttin ist bekannt als die Richterin zwischen den Welten, den Lebenden und Toten“, sagt Luca Weidner. „Ich finde, das ist eine schöne und beruhigende Aufgabe.“
Extra nach Hamburg ist die 32-Jährige gefahren, um sich das Tattoo stechen zu lassen. „Es ist noch relativ frisch, ich habe es im November bekommen.“ Außerdem hat Luca Weidner weitere Motive: den Namen ihres mittlerweile verstorbenen Hundes, einige Zitate und eine Trauerweide – sie steht im Zusammenhang mit ihrem Nachnamen.
Mahmoud Achkar (37) aus Bochum-Weitmar: Tattoo zeigt die zweite Heimat
Kunstvoll miteinander kombiniert schmücken die Umrisse des Libanons zusammen mit einem Baum, der Zeder, den Oberarm von Mahmoud Achkar. Diese ist auf der Flagge des Landes zu sehen. Seit etwa einem halben Jahr hat er das Tattoo, das den Bochumer an seine Heimat erinnert.
„Ich bin zwar als einziger meiner Familie in Deutschland und nicht im Libanon geboren, aber wenn man das Land viel besucht und sieht, verbindet man einiges damit“, sagt der 37-Jährige aus Weitmar.
Mahmoud Achkar macht klar: „Ich will nicht irgendwas auf meinem Körper haben, was nicht meine Geschichte darstellt.“ Seine beiden Tattoos haben eine tiefe Bedeutung, so auch das Motiv des Löwen. „Er ist gespalten durch ein zerbrochenes Glas. Das spiegelt mein Leben wider, die guten und die schlechten Phasen.“
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Maggy Goldberg (36) aus Bochum-Weitmar: Taschenuhr mit Sterbedatum und Uhrzeit
„Er war mein bester Freund, ein wichtiger Part in meinem Leben“, sagt Maggy Goldberg aus Weitmar über ihren verstorbenen Vater. „Weil er an mich geglaubt hat, mich bedingungslos geliebt hat und mir in jeder Lebenslage Hoffnung gegeben hat.“ Aus diesem Grund schmücken ihren Körper die Symbole für Glaube, Liebe und Hoffnung.
Auf dem Arm der 36-Jährigen ist zudem eine Taschenuhr zu sehen, die Sterbedatum und -uhrzeit ihres Vaters zeigt. Eine Kette führt zu dessen Anfangsbuchstaben, einem „R“ für Rüdiger. Das Tattoo ist aus dem Jahr 2014.
Auch den letzten Herzschlag des Vaters hat Maggy Goldberg auf ihrer Haut verewigt. „Er gab mir damals meinen ersten Herzschlag und ich wollte seinen für immer auf meiner Haut weiterleben lassen“, so die Bochumerin.
Sie hat noch weitere Tattoos, zum Beispiel eine Zeichnung ihrer Tochter, die diese zur Geburt ihres Brudes gemalt hat. „Es sind zwei Männchen mit den Namen von den beiden“, erklärt Maggy Goldberg.
Aycan Mindt (27) aus Bochum-Wiemelhausen: Die asiatische Kultur auf der Haut
Schon mit 19 wollte sich Aycan Mindt, die seit dem Sommer auf der Grenze zwischen Wiemelhausen und Weitmar-Markt lebt, ihr erstes Tattoo stechen lassen. Im Februar 2022 setzt sie diesen Wunsch in die Tat um. „Mein erstes Tattoo waren Sakura-Blüten. Ich liebe die asiatische Kultur sehr“, sagt die 27-Jährige.
Seitdem sind zwei weitere Tattoos hinzugekommen, darunter ein koreanisches Schriftzeichen mit der Bedeutung Familie auf dem Arm. Im nächsten Jahr möchte sie sich mindestens ein weiteres Tattoo stechen lassen.