Bochum. Verlobungsgurken oder Partnertattoos am Schambein. Katharina Richter hat schon manch skurriles tätowiert. Was ihr in Erinnerung geblieben sind.

Welches das verrückteste Tattoo ist, das sie jemals gestochen hat? Katharina Richter (35), besser bekannt aus Toni, überlegt – während sie in ihrem Studio an der Grabenstraße in der Bochumer Innenstadt sitzt. Eines dieser verrückten Motive trägt sie selbst: ein Fischbrötchen.

Es schmückt sowohl ihren Arm als auch den ihres Freundes Lumpi. Im Internet hat dieser die Idee gesehen. „Er hat mir einen Screenshot von der Idee geschickt“, berichtet die Tätowiererin. Ihre Antwort: „Nur, wenn du mir ein Fischbrötchen bringst.“

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Verrückte Tattoo-Motive: ein Fischbrötchen, die Verlobungsgurken

Schnell ist sich das Paar – er kommt aus Schleswig-Holstein – sicher: Im Ruhrgebiet werden sie kein gutes Fischbrötchen finden. Also bauen sie die Ladefläche ihres Autos in ein steriles Tattoostudio um, fahren im Juli 2023 nach Niendorf, essen dort ein Fischbrötchen und stechen sich anschließend gegenseitig eines. „Es ist das einzige Tattoo, das ich je gestochen habe“, berichtet Lumpi.

Katharina Richter und ihr Freund Lumpi zeigen ihr Partnertattoo: ein Fischbrötchen, das sie sich selbst gestochen haben.
Katharina Richter und ihr Freund Lumpi zeigen ihr Partnertattoo: ein Fischbrötchen, das sie sich selbst gestochen haben. © WAZ | Uwe Ernst

Seit 2020 hat Richter ihr eigenes, kleines Tattoo-Studio. Sie hat Fotodesign und Illustration studiert, danach die Ausbildung gemacht und in verschiedenen Studios gearbeitet.

Und in drei Jahren, da erlebt man so einiges als Tätowiererin. Richter nennt weitere verrückte Motive, die sie schon gestochen hat: Verlobungsgurken als Partnertattoo am Fuß, „weil beide am Gurken stehen.“ Oder bei einem befreundeten Ehepaar ein Motiv auf dem Schambein. Er trägt dort nun ein Einhorn, gezeichnet von seiner Frau, sie einen Schriftzug, Inhalt: nicht ganz jugendfrei.

Bochumer Tätowiererin bringt sich tausende Jahre alten Stil bei

Tätowieren, das ist für Richter nicht nur Beruf, sondern Berufung. Das merkt man, wenn man in dem kleinen, gemütlichen Atelier steht, aber auch wenn sie von ihrer Arbeit spricht. Ihre Stile sind die Schwarz-Grau-Realistik, Aquarela oder Linework.

Derzeit beschäftigt sich die 35-Jährige mit weiteren Tattoo-Stilen. „Mit einer Technik aus Archäologie.“ Auch Hand Poke, das Tätowieren mit Nagel und Holzstab, gehört zu den Stilen, die sich die Bochumer Tätowiererin aktuell aneignet.

Über 100 Tattoos auf der Haut

Sie selbst hat schätzungsweise über 100 Tattoos, viele davon haben eine besondere Bedeutung. Zum Beispiel das Blatt einer getrockneten Lilie, die ihrer Mutter ihr zur Eröffnung des Ateliers geschenkt hat.

Ein Termin, vor etwa drei Jahren, ist Richter noch gut in Erinnerung geblieben. „Eine Kundin hat sich ein Gedenktattoo für ihren Opa stechen lassen. Da war meiner gerade drei Tage tot.“ Die Hälfte des Termins hätten die beiden Frauen damit verbracht, gemeinsam zu weinen. Am Ende hatte die Kundin auf der Haut ein Tattoo, das sie für immer an den Opa erinnert. „Und mir hat es wahnsinnig beim Verarbeiten geholfen“, sagt Richter.

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