Bochum. Nur wenigen Musikern ist es vergönnt, in einem ruhmreichen Saal in New York spielen zu dürfen. Schaghajegh Nosrati aus Bochum hat es geschafft.
Die Carnegie Hall in New York zählt zu den berühmtesten Konzerthäusern der Welt. Wahre Legenden sind hier aufgetreten: von Leonard Bernstein über Tony Bennett bis Frank Sinatra. Dass auch eine Musikerin aus Bochum die heiligen Hallen beehren darf, dürfte indes eine ziemliche Seltenheit sein – doch es ist tatsächlich passiert: Schaghajegh Nosrati gab jetzt ihr Debüt in der Carnegie Hall, standesgemäß vor ausverkauftem Haus.
Pianistin aus Bochum gibt Solokonzert in New York
„Es hat eine Weile gedauert, bis ich überhaupt realisiert hatte, was da passiert ist“, erzählt die 34-jährige Pianistin mit einem Lächeln. Denn ein Auftritt in dem renommierten Konzerttempel an der 57. Straße ist nur den wenigsten vergönnt – und spricht eindeutig für die herausragende Klasse, die die Musikerin aus Querenburg mittlerweile besitzt.
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Dabei gehört Schaghajegh Nosrati schon länger zur Elite der deutschen Pianistenszene. In Konzertsälen überall auf der Welt setzt sich die sympathische junge Frau mit iranischen Wurzeln wie selbstverständlich an den Flügel. Mit akzentuiertem und ungeheuer warmem Spiel, das Kenner und Laien gleichermaßen begeistert, gastiert sie etwa in China, Kanada, in Wien, Zürich oder der Hamburger Elbphilharmonie. Ihre Heimat hat sie indes nicht vergessen: Mit den Bochumer Symphonikern tritt Nosrati regelmäßig auf (so spielte sie 2016 bei der Eröffnung des Musikforums). Ihr letztes Konzert im Thürmer-Saal liegt rund ein Jahr zurück.
Ihren Wohnsitz hat Nosrati mittlerweile nach Berlin verlegt, wo sie als Dozentin an der Barenboim-Said-Akademie am Lehrstuhl des renommierten Pianisten Sir András Schiff lehrt, einer ihrer größten Mentoren. „Neben den vielen Konzertreisen ist das für mich ein Job, der mir großen Spaß macht und auch einige Sicherheiten bietet“, sagt sie. Vor allem den Werken von Johann Sebastian Bach hat sie sich verschrieben: Ihre Aufnahme des ersten Bandes des „Wohltemperierten Klaviers“ verblüffte die Fachwelt und brachte ihr den Preis der Deutschen Schallplattenkritik ein. Band zwei soll im kommenden Jahr folgen. „Bach bleibt in seiner Qualität unerreicht“, sagt sie. „In jedem seiner Stücke eröffnen sich neue Welten.“
Nosrati spielte auf einem edlen Steinway-Flügel
Mit einem Stück ihres Lieblingskomponisten eröffnete sie auch ihr Konzert in der Carnegie Hall. Um einen Auftritt bewerben kann man sich dort übrigens nicht: Man wird eingeladen. „Es braucht Empfehlungen von mehreren Seiten. Aber wenn es dann passiert, freut man sich natürlich“, sagt sie bescheiden. Schon zweimal war sie zuvor in New York und ist von der pulsierenden Millionenmetropole noch immer schwer begeistert.
An das Konzert erinnert sie sich lebhaft: Drei Säle gibt es in der Carnegie Hall, neben dem großen Konzertsaal auch zwei kleinere für Kammermusikabende. Nosrati spielte in der Weill-Recital-Hall vor rund 300 Besuchern an einem edlen Steinway-Flügel Werke von Bach, Beethoven und Haydn. „Kurz vor dem Auftritt habe ich gar nicht mehr viel mitbekommen. Ich war komplett im Tunnel“, erzählt sie. „Erst als alles vorbei war, habe ich realisiert, wie wichtig das eben war und welche Türen dieses Konzert für mich vielleicht noch öffnen könnte.“
Konzerte mit den Bochumer Symphonikern
Im kommenden Jahr gibt es wieder die Möglichkeit, Schaghajegh Nosrati bei einem Konzert in Bochum zu erleben – allerdings dauert das noch etwas. Bei „Bosy Camera“ gibt sie am 16. Juni 2024 ein Kammermusikkonzert im Anneliese-Brost-Musikforum.
Am 29. Juni gastiert sie mit den Bochumer Symphonikern unter der Leitung von Svetoslav Borisov bei den Weilburger Schlosskonzerten. Zuvor ist sie am 19. Mai mit dem Joolaee-Trio beim Bachfest in Münster. Alle Termine: nosrati-pianist.com
Gute Gespräche beim Sektempfang
In die Freude über den großen Jubel mischte sich bei Schaghajegh Nosrati auch eine gewisse Erleichterung. Mit einigen Besuchern kam sie nach dem Konzert bei einem Sektempfang ins Gespräch. „Ich war verblüfft, wie fachkundig das Publikum war“, sagt sie. „Einige kannten sich genau aus und wussten alles über die Aufführungsgeschichte dieser Werke.“ Andere waren eher aus Vergnügen dort: „Ein Pärchen aus Brasilien kam nach dem Konzert auf mich zu. Die beiden verbrachten in New York ihre Flitterwochen. Total schön!“