Bochum. 58 Leuchtstrahler sorgen im Musikforum Bochum für enorme Hitze auf der Bühne. Umweltschonend sind die Lampen auch nicht. Das soll sich ändern.

Sie nennen ihn den „Grill“: 58 Leuchtstrahler, die unter der Decke des Anneliese-Brost-Musikforums montiert sind, rücken die Bochumer Symphoniker während ihrer Konzerte in ein festliches Licht. Wovon die Zuschauer im Saal kaum etwas mitbekommen, ist für die Musiker auf der Bühne indes ein schweißtreibendes Dilemma, denn: „Unter den Scheinwerfern wird es beim Spielen wahnsinnig warm“, sagt der Posaunist Peter Brandrick.

Musikforum in Bochum soll neue Bühnenbeleuchtung bekommen

Umweltschonend ist die Beleuchtung ebenfalls nicht, denn sie besteht aus gängigen Strahlern statt aus energiesparenden LED-Systemen. Doch das soll jetzt anders werden: Voraussichtlich Mitte 2024 soll die Beleuchtung auf der Bühne im großen Saal des Musikforums ausgetauscht werden. So kündigte es Betriebsdirektor Thomas Kipp nach Anfragen von CDU und FDP in der letzten Sitzung des Kulturausschusses an.

Statt stromfressender Birnen sollen moderne und langlebige LED-Lichter zum Einsatz kommen, mit beträchtlicher Stromersparnis: „Der Energieverbrauch reduziert sich dann um etwa 70 Prozent von 83.100 Watt auf 22.000 Watt pro Stunde“, so Kipp.

58 Strahler geben während der Konzerte Vollgas

Die Strahler wurden während des Baus des Musikforums (2013 bis 2016) über der Bühne angebracht: 40 Lampen befinden sich in den weißen Schallsegeln, 18 weitere links und rechts daneben. Während der Konzerte geben sie Vollgas: „Wir sitzen im Sommer wie im Winter in schwarzen Fracks auf der Bühne und bewegen uns beim Spielen natürlich auch“, erzählt Peter Brandrick. „Das kann bei einer längeren Symphonie schon anstrengend werden.“

Posaunist Peter Brandrick freut sich wie viele seiner Kollegen bei den Bochumer Symphonikern auf die neue LED-Beleuchtung im Musikforum.
Posaunist Peter Brandrick freut sich wie viele seiner Kollegen bei den Bochumer Symphonikern auf die neue LED-Beleuchtung im Musikforum. © Svenja Hanusch

Temperaturempfindliche Instrumente wie Harfe und Pauke müssen während der Konzerte nachgestimmt werden. So kann man die Pauker gelegentlich dabei beobachten, wie sie kurz ein Ohr über das Paukenfell halten. „Das Material dehnt sich aus, wenn es wärmer wird, das ist ganz normal“, sagt der britische Musiker. Hinzu kommt, dass die Blasinstrumente während des Spiels Feuchtigkeit abgeben. „Das Orchester freut sich auf jeden Fall, wenn es auf der Bühne bald ein paar Grad kühler wird.“

Kosten für Umbau liegen im sechsstelligen Bereich

Für Betriebsdirektor Thomas Kipp ist der Austausch der Lampen schon länger ein Thema: „Das ist ein komplizierter Vorgang, weil wir zunächst herausfinden mussten, welche Leuchtmittel für unser Orchester die richtigen sind“, erzählt er. Natürlich müssen die Noten gut zu erkennen sein, daneben darf das Licht auf dem Holzboden und an den Wänden nicht reflektieren.

Auch das Schauspielhaus rüstet auf LED um

Am Schauspielhaus ist die Umstellung auf LED-Beleuchtung schon weit fortgeschritten: „Seit 2018 wurden unter anderem die Zuschauerräume, Foyers, ein Teil der Büros und Lagerräume sowie die Werkstätten umgerüstet“, sagt Sprecher Alexander Kruse.

Auch beim Bühnenlicht werde die Umstellung stetig vorangetrieben: „Hier sind aber teilweise noch andere Lichtquellen wie Halogen im Einsatz.“ Grob geschätzt bestehe die Beleuchtung des Schauspielhauses mittlerweile zu etwa 60 Prozent aus LED-Lampen.

Weiter sei unklar gewesen, ob die neue LED-Beleuchtung überhaupt in die bestehenden Schallsegel unter der Decke eingebaut werden können. All diese Fragen seien aber mittlerweile geklärt, sodass die Zentralen Dienste der Stadt ein Ausschreibungsverfahren zur Erneuerung der Beleuchtung in die Wege geleitet hat. Kipp rechnet mit einer Montage während der nächsten Sommerpause: „Wir müssen den Saal dafür etwa vier bis fünf Wochen sperren.“ Die Kosten würden etwa im sechsstelligen Bereich liegen.

Hitze auf der Bühne sinkt nach dem Umbau auf Null

Gut für die Symphoniker: Die Hitzeentwicklung auf der Bühne wird durch die neuen Energiesparlampen nicht nur reduziert. „Sie sinkt dann auf Null“, so Kipp. Warum daran nicht direkt beim Bau des Musikforums gedacht wurde, mag der Betriebsdirektor nachträglich nicht beurteilen: „Das war vor meiner Zeit, vielleicht waren es Kostengründe.“ Die Lampen im Foyer sowie die Friesbeleuchtung an den Rändern des Saal seien schon länger auf LED umgerüstet worden.