Bochum. Als neuer kaufmännischer Direktor am Schauspielhaus Bochum kümmert sich Thomas Kipp um eine Menge Fördergelder. Doch er hat noch größere Pläne.
Auch wenn die Theaterbesucher davon kaum etwas mitbekommen: Hinter den Kulissen des Schauspielhauses Bochum herrscht derzeit größeres Stühlerücken. Der Jurist und Kulturmanager Thomas Kipp (62), bislang geschäftsführender Betriebsdirektor der Bochumer Symphoniker, ist seit dem 1. Dezember neuer kaufmännischer Direktor des Schauspielhauses. Er folgt auf Matthias Nowicki, der dieses Amt seit 2014 innehatte und altersbedingt ausscheidet.
Thomas Kipp ist neuer kaufmännischer Direktor am Schauspielhaus Bochum
Als neuer kaufmännischer Direktor sind Sie jetzt der „zweite Mann“ im Vorstand neben Intendant Johan Simons. Trotzdem behalten Sie Ihr bisheriges Büro an der Humboldtstraße hinter dem Musikforum. Ist es dort gemütlicher?
Thomas Kipp: Nein, damit hat das nichts zu tun. In der Humboldtstraße sind übrigens auch die Theaterbanden des Jungen Schauspielhauses aktiv. Als neuer Verwaltungsdirektor übernimmt Stephan Wasenauer das operative Geschäft vor Ort im Theater, während meine Aufgaben zweigeteilt sein werden. Zum einen bin ich als kaufmännischer Vorstand dafür verantwortlich, die bestmöglichen wirtschaftlichen Voraussetzungen für das Schauspielhaus zu schaffen, damit es als eines der führenden Theater im deutschsprachigen Raum auch künftig gut aufgestellt ist. Meine zweite Rolle ist es aber, auch für die Symphoniker und das Musikforum sowie für das Planetarium neue, veränderte Positionen zu entwickeln.
Auch Musikforum und Planetarium sollen Anstalt öffentlichen Rechts werden
Meinen Sie damit die Pläne, dass auch diese beiden städtischen Kultureinrichtungen künftig als Anstalt öffentlichen Rechts geführt werden sollen? Das Schauspielhaus ist bereits seit Anfang 2006 eine solche AöR. Diese Rechtsform gibt der Bühne deutlich mehr Selbstständigkeit: rechtlich, organisatorisch und auch finanziell.
Genau. Bislang sind dies noch Zukunftspläne, aber eine solche Umwidmung würde auch dem Musikforum und dem Planetarium viele positive Effekte bringen. Sie hätten dann etwa eine weitaus größere Eigenständigkeit in der Planung und in der Personalentwicklung, als dies jetzt der Fall ist. Die Zuschüsse kämen weiterhin von der Stadt, aber die Einrichtungen wären nicht mehr so eng an die Verwaltung gebunden wie jetzt. Wann genau das passieren könnte, mag ich zwar noch nicht vorhersagen, zumal am Ende einer solchen Planung natürlich der Rat über eine Umsetzung beschließen muss. Ich denke, innerhalb der nächsten Jahre könnte es so weit sein.
Als das Schauspielhaus zur AöR wurde, gab es danach ein ziemliches Wirrwarr und vor allem eine gehörige finanzielle Schieflage. Wie wollen Sie Ähnliches diesmal verhindern?
Indem wir die Pläne mit einem ordentlichen Vorlauf gut und solide auf den Weg bringen. Wir werden bestens vorbereitet sein.
Sanierung des Schauspielhauses soll weiter voranschreiten
Die Zuschüsse der Stadt für das Schauspielhaus betragen derzeit über 20 Millionen Euro pro Jahr, Tendenz steigend. Was machen Sie mit so viel Geld?
Wir schaffen vor allem die stabilen Rahmenbedingungen dafür, dass dieses Haus mit 260 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gut und solide arbeiten kann. Denn das Theater ist weit mehr als nur ein Spielbetrieb, es ist ein Energiestrahl für die ganze Stadt. Daneben muss die Sanierung des 70 Jahre alten Gebäudes weiterhin Schritt für Schritt vorangetrieben werden. Auch die Auswirkungen der Tarifsteigerungen werden wir genau im Blick behalten müssen, damit die steigenden Kosten nicht eines Tages die Kunst auffressen, um es mal platt zu formulieren.
Was sagen Sie den Kritikern, die oft bemängeln, dass man mit den vielen Subventionen für die Kultur weitaus sinnvollere Dinge anstellen könnte?
Zur Person: Thomas Kipp
Thomas Kipp wurde 1961 in Bonn geboren. Er war unter anderem beim WDR als Leiter der Hauptabteilung Orchester und Chor für die Gesamtleitung des Produktions- und Konzertbetriebs der fest angestellten Ensembles verantwortlich. Als selbstständiger Kulturberater unterstützte er anschließend deutschlandweit Kulturinstitutionen in ihrer strategischen Ausrichtung.
Ab Anfang 2018 war er Betriebsdirektor der Bochumer Symphoniker. Sein Nachfolger dort soll im kommenden Jahr Marc Müller werden, der vom Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin nach Bochum wechselt.
Wenn ich den Eindruck habe, dass solche Einwände aus ernster Sorge geäußert werden, dann ist es mir wichtig, mit den Menschen darüber zu sprechen und dafür zu werben, welchen Wert die Kultur in der Stadtgesellschaft hat und dass sie für diesen Beitrag verantwortungsvoll mit dem Geld umgeht. Für mich besitzt das Schauspielhaus eine kulturelle Daseinsvorsorge von unschätzbarem Wert. Gemeinsam mit Johan Simons und dem ganzen Team möchte ich mit Schwung daran arbeiten, dass dies weiterhin so bleibt und noch weiter ausgebaut wird.