Bochum. Im kleinen Oval Office im Schauspielhaus Bochum wird seit einem Jahr wieder Theater gespielt. Nur beim Einlass gibt es gelegentlich dicke Luft.

Das Oval Office, also die Kellerbühne im Bauch des Schauspielhauses Bochum, halten nicht wenige für einen ganz besonderen Ort. In dem kleinen Raum für maximal 63 Besucher ist man so nah dran am Spielgeschehen wie sonst nirgendwo im Haus, hier springt der Funke oft unmittelbar über. Seit einem Jahr wird im Oval Office wieder eifrig Theater gespielt, seither gab es einige Kritik am Einlass und an dem gewöhnungsbedürftigen „Pay what you want“-Bezahlprinzip. Zeit für ein kleines Fazit.

Oval Office in Bochum hat schon legendäre Aufführungen erlebt

Viele legendäre Vorführungen hat die Bühne schon erlebt – und fast ebenso oft wurde sie umgetauft. Peter Zadek eröffnete den Kellerraum direkt neben der ehemaligen Kantine 1972 als „Theater unten“. Damals schon mit dabei: der junge Herbert Grönemeyer, den Zadek drei Jahre später als musikalischen Leiter engagierte.

Als Hommage an seinen übergroßen Vorgänger benannte Leander Haußmann den Raum im Jahr 2000 spitzfindig in „Zad-Eck“ um. Fünf Jahre später wurde daraus das „Theater unter Tage“, ehe Anselm Weber die Bühne in einer Rolle rückwärts wieder „Theater unten“ nannte.

Theaterstücke, Lesungen, Diskussionen und Experimente

Seit Dienstantritt von Johan Simons 2018 trägt der Saal erstmals einen englischen Namen. Weil er in seiner ovalen Form ein wenig dem Büro des amerikanischen Präsidenten ähnelt, heißt er nun Oval Office. Die ersten Jahre war der Raum für Video- und Lichtkunst reserviert.

Bis vor einem Jahr die radikale Rückbesinnung kam: Seither ist das Oval Office wieder ein spannender Ort für kleinere Aufführungen, für Experimente, Lesungen und Diskussionen. Angeregt wurde dies übrigens vom Ensemble selbst: „Der Wunsch kam von unseren Schauspielern, die den Raum als ungezwungenen Probierort nutzen wollen“, sagt Chefdramaturgin Angela Obst.

Die Tragikomödie „Freaks“ mit den Studierenden des Folkwang-Theaterzentrums war im September die letzte Premiere, die im Oval Office stattfand. Mit dabei (von links): Maddy Forst, Anna Lepskaya, Maleika Dörschmann und Henri Mertens.
Die Tragikomödie „Freaks“ mit den Studierenden des Folkwang-Theaterzentrums war im September die letzte Premiere, die im Oval Office stattfand. Mit dabei (von links): Maddy Forst, Anna Lepskaya, Maleika Dörschmann und Henri Mertens. © Laura Thomas

Das Ensemble legte los wie die Feuerwehr: Gerade in den ersten Wochen jagte eine Aufführung die nächste, wobei sich vor allem die „Mixtape“-Reihe großer Beliebtheit erfreut. Unter Federführung des Schauspielers Victor IJdens bringen die Schauspieler hier bunte, lustige Vorstellungen auf die Bühne – dies oftmals zu vorgerückter Stunde, denn wenn im Schauspielhaus eine Vorstellung läuft, kann gleichzeitig im darunter liegenden Oval Office wegen der Geräuschentwicklung nicht gespielt werden. Der regelmäßige Oval-Talk zu aktuellen Themen findet ebenso sein Publikum wie die Arbeiten der Regieassistenten, die hier erstmals eigene Aufführungen zeigen.

Dicke Luft gibt es gelegentlich beim Einlass

Zu zwei Problemen kommt es immer wieder. Zum einen: Karten für die Vorstellungen gibt es nicht im Vorverkauf und können nicht reserviert werden. Daher weiß vorher niemand, wie viele Zuschauer am Abend auf der Matte stehen werden. Bei besonders angesagten Aufführungen (wie zuletzt bei der Premiere von „Freaks“) mussten daher etliche Interessenten abgewiesen werden, gelegentlich gab es deswegen schon dicke Luft.

Die nächsten Premieren im Oval Office

Das Zwei-Personen-Drama „Totalausfall“ bringt die junge Regisseurin Linda Hecker ins Oval Office. Das Stück führt in einen Schutzraum tief unter der Erde, der vor Katastrophen und Atomkriegen schützen soll. Es spielen Karin Moog und Oliver Möller. Premiere am Samstag, 18. November, um 21.45 Uhr. Wieder am 24. und 26. November.

Einen speziellen Abend zur Weihnachtszeit bringt Schauspielerin Anne Rietmeijer am Samstag, 16. Dezember, um 20 Uhr ins Oval Office: In „Alleinachten“ erfindet sie spielend und singend das Fest der Liebe neu. Wieder am 17., 19., 20. und 28. Dezember

Hier gilt der Tipp: Ab einer Stunde vor Vorstellungsbeginn gibt es die Eintrittskarten an der Kasse. „Wer frühzeitig vor Ort ist und ein Ticket hat, kommt mit Sicherheit auch rein“, so Angela Obst.

Im Schnitt bezahlt jeder Zuschauer 5,79 Euro

Und: Es gibt keine festgelegten Eintrittspreise. Jeder soll vor der Vorstellung (!) bezahlen, soviel er möchte („Pay what you want“). Dies führt allerdings oft dazu, dass die Zuschauer den Besuch mit freiem Eintritt verwechseln. „Unsere Empfehlung lautet, dass jeder vier bis acht Euro gibt. Aktiv darauf angesprochen wird man am Einlass aber nicht“, sagt Angela Obst. Im Durchschnitt gab jeder Besucher in dieser Spielzeit 5,79 Euro, was schon deutlich mehr ist als in der Spielzeit davor (3,64 Euro): „Für uns ist das völlig okay.“