Bochum. Ein Milliarde Euro stecken die Stadtwerke Bochum in die Energiewende. Die Weichen hat Dietmar Spohn mit gestellt. Bald kommt aber ein neuer Chef.
Gut gerüstet für die anstehende Energiewende wähnen sich die Stadtwerke Bochum – mit einem Investitionspaket von etwa einer Milliarde Euro in den nächsten Jahren, ausgearbeiteten Plänen für die Wärmewende und Projekten in Zukunftsthemen wie Geothermie und Wasserstoff. Auch personell stellt sich eines der wichtigsten und das ertragreichste städtische Tochterunternehmen neu auf. In diesem Zusammenhang werden, wie es heißt, „die Geschäftsführungsressorts der Stadtwerke Bochum Holding GmbH neu strukturiert“.
Dietmar Spohn scheidet nach 18 Jahren als Geschäftsführer der Stadtwerke Bochum aus
Nach fast 18 Jahren in der Geschäftsführung, seit 2015 sogar als deren Sprecher und damit als Kopf des Energieunternehmens, räumt Dietmar Spohn Ende 2023 seinen Sessel in der obersten Etage der schicken Zentrale am Ostring im Stadtzentrum. Der 64-Jährige geht in den Ruhestand. Seine Nachfolge ist bereits geklärt, aber noch Verschlusssache.
„Wir haben den Prozess für die Nachfolge auf den Weg gebracht und erfolgreich beendet“, sagt Stadtwerke-Sprecher Jascha Dröge dazu. Um welche Person es sich handelt, darüber ist Stillschweigen vereinbart worden, „bis eine endgültige Verständigung mit deren derzeitigem Arbeitgeber getroffen ist“, so der Sprecher.
Nachfolgesuche mit Hilfe einer Personalberatung hat im April begonnen
Im Vorfeld war gemunkelt worden, eine Frau solle diesmal den Spitzenposten übernehmen. Diese Bedingung habe es aber, so ein Insider, nicht gegeben. Richtig sei, dass sich die Stadt auf die Fahnen geschrieben habe, den weiblichen Anteil auf den Chefsesseln der städtischen Unternehmen zu erhöhen. Bislang sind Frauen auf den kommunalen Manager-Posten die Ausnahme. Grundsätzlich aber sei das wichtigste Kriterium für die Besetzung der Stelle die fachliche Eignung und nicht das Geschlecht.
Anfang des Jahres schon hatte die Stadt die Geschäftsführerstelle ausgeschrieben und außerdem die Düsseldorfer Personalberatungsagentur LAB & Company mit der Suche beauftragt. Eingegangen sind dem Vernehmen nach zahlreiche Bewerbungen. Das wundert nicht. Der Job ist nicht nur fachlich spannend und herausfordernd, sondern wird auch ordentlich dotiert. 2021 hatte Dietmar Spohn für seine Dienste 539.000 Euro und damit die sechsthöchste Dotierung aller „Manager“ erhalten, die für eine Tochterfirma der Stadt Bochum oder deren Tochter tätig ist.
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Stadtwerke bilden das neue Ressort „Transformation“
Dietmar Spohn nimmt den „technischen“ Part in der Geschäftsführung ein. Co-Geschäftsführer Frank Thiel, dessen Vertrag noch bis September 2025 läuft, ist für den kaufmännischen Bereich zuständig. Die Vermutung liegt nahe, dass bei der Suche nach der Spohn-Nachfolge der Fokus auf einen neuen Geschäftsführer mit Ingenieur-Hintergrund gelegen hat.
Abkehr vom reinen Energielieferanten
Schon vor einigen Jahren haben die Stadtwerke das Ziel ausgegeben, sich von einem reinen Energielieferanten zu einem vielseitigen Dienstleister entwickeln zu wollen.
Dazu gehören nicht nur die Mietangebote bei Erneuerbaren Energien, sondern auch der Aufbau einer Telekommunikationssparte über die Tochterfirma Glasfaser Ruhr.
Tatsächlich wird nicht nur ein Kopf ausgewechselt, sondern auch die Struktur verändert. „Zur zukunftsfähigen Ausrichtung der Unternehmensgruppe mit Fokus auf Energiewende und Klimaschutz und dem damit verbundenen Auf- und Ausbau neuer, innovativer Geschäftsfelder entsteht das Ressort Transformation“, heißt es in der Ausschreibung. Gesucht werde eine Geschäftsführung, die das neue Ressort der Holding verantworte „und die Unternehmensgruppe gemeinsam mit dem kaufmännischen Geschäftsführer in die Zukunft führt“. Der oder die Neue sollen, so heißt es in der Ausschreibung, u.a. über Erfahrung und Erfolge vor allem in den Geschäftsfelder Erneuerbare Energien oder Wärme mitbringen.
Spohn hat RWE- und Steag-Ausstieg mit moderiert
Aus gut unterrichteten Kreisen ist zu hören, dass es gelungen sei, einen wirklichen Experten bzw. eine Expertin für die Nachfolge von Dietmar Spohn zu verpflichten. Der scheidende Chef hat das Unternehmen nicht nur für zukünftige Aufgaben vorbereitet, sondern auch den Ausstieg aus der RWE-Beteiligung und derzeit aus der Steag-Beteiligung erfolgreich bewerkstelligt.