Bochum-Stiepel. Mit einem Festkonzert in Bochum feiert der Musikverein Gut Klang stolzen Geburtstag. Vor 102 Jahren wurde er gegründet. Was ist sein Erfolg?
Krumme Geburtstage sind immer die schönsten: So gesehen hat der Musikverein Gut Klang Bochum-Stiepel eine Menge zu feiern, wenn er am Sonntag, 12. März, zur Feier seines 102-jährigen Bestehens ins Lutherhaus einlädt. Diese leicht unrunde Jahreszahl hat sich der Verein nicht selber ausgesucht: „Natürlich hätten wir lieber schon vor zwei Jahren gefeiert, aber das war wegen Corona nicht möglich“, sagt der musikalische Leiter Klaus Übergünne.
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Musikverein in Bochum blickt auf lange Tradition zurück
Doch spät ist besser als nie – und auch das nachgeholte Festkonzert wird für die Besucher gewiss einige Überraschungen bereithalten. Seit über einem Jahrhundert besteht der MGK aus musikbegeisterten Menschen nahezu jeden Alters, die in ihrer Freizeit gern mit anderen musizieren. Dafür bringt jeder das Instrument mit ein, das ihm besonders liegt. Vom Keyboard bis zur Querflöte, von der Gitarre bis zum Schlagzeug: Die Bandbreite ist groß.
Musikverein freut sich über neue Mitglieder
Das Festkonzert zum 102-jährigen Bestehen des Musikvereins Gut Klang Bochum-Stiepel beginnt am Sonntag, 12. März, um 17 Uhr im Lutherhaus (Kemnader Straße 127). Karten (zehn Euro, für Schüler, Auszubildende und Studenten: fünf Euro, Vorschulkinder haben freien Eintritt) an der Konzertkasse sowie unter 0234 97 99 788.
Der Verein freut sich immer über neue Mitstreiter. Die Proben finden donnerstags von 19 bis 22 Uhr im Heinrich-König-Zentrum (Wabenweg 14-16) statt. Wer Interesse hat, kann einfach vorbeikommen. Alle Infos bei Klaus Übergünne: gut-klang@magenta.de
Nur gesungen wird bei den derzeit 24 Mitgliedern des Musikvereins kaum. Als Bereicherung bei den Konzerten wirkt gelegentlich ein Tenor mit, der Rest ist rein instrumental. So klingt der Musikverein Gut Klang wie eine Mischung aus spielfreudiger Band und kleinem Orchester, was bei den unzähligen Auftritten weiter über Stiepeler Grenzen hinaus schon oft ein großer Grund zur Freude war.
Die Gründungsmitglieder spielten allesamt Mandoline
Gegründet wurde die muntere Combo am 21. März 1921 von Hugo und Emil Übergünne gemeinsam mit fünf weiteren Mitstreitern. „Das waren mein Opa und mein Großonkel“, erzählt Klaus Übergünne. „Die Musik liegt bei uns wohl in der Familie.“ Zunächst bestand die Gruppe ausschließlich aus Mandolinenspielern: „Doch schon Ende der 20er Jahre wurde der Verein zum Blasorchester und feierte Erfolge als feste Vereinskapelle der Freiwilligen Feuerwehr Stiepel“, sagt Übergünne. Auch als Werkskapelle der Zeche Klosterbusch war Gut Klang Anfang der 30er Jahre im Einsatz: „Dann kam der Krieg.“
Der Zweite Weltkrieg bedeutete für den Musikverein eine große Zäsur. Das Vereinslokal und auch ein Teil des Notenbestandes wurden vernichtet, auch viele Holzblasinstrumente fielen der Zerstörung zum Opfer. „Nur die Blechblasinstrumente konnten sie notdürftig wieder ausbeulen.“ Ende 1945 lebte der Verein wieder auf, bis in die 50er Jahre waren es sogar zwei Gruppen, die hier für guten Klang sorgten: ein Blechblasorchester und ein Salonorchester. Letzteres besteht bis heute.
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Einer muss vorne am Pult stehen
Einige Höhen und Tiefen haben die Vereinsmitglieder gemeinsam erlebt. Seit 1992 leitet Klaus Übergünne den Verein am Pult, dem er bereits seit 1975 angehört. „Anfangs habe ich Klavier gespielt, bis ich dann überredet wurde, als Dirigent vorn zu stehen“, erzählt er. „Eigentlich würde ich ja viel lieber wieder selbst Musik machen, aber einer muss die Truppe ja anführen.“
Anders als bei einigen Chören, die unter sinkenden Mitgliederzahlen ächzend die Segel streichen müssen, hat der Musikverein Gut Klang die stürmischen Jahre gut überstanden. „Es ist uns immer gelungen, Nachwuchs zu rekrutieren, worauf wir auch ziemlich stolz sind“, sagt Übergünne. Nicht selten stammen die Mitglieder aus den Kreise der Familien: So wie bei Nicole Nowak, die Geige spielt und mit 29 Jahren die jüngste im Team ist. „Ich bin fast hier aufgewachsen“, erzählt sie. Ihr Vater Lothar spielt Mandoline.
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Von der Musikschule in den Musikverein
Auch ihre Schwester Katharina ist an der Klarinette mit dabei: „Ich habe lange in der Musikschule gespielt und mich dann dem Verein angeschlossen“, sagt sie. „Zu Hause allein ein Instrument zu spielen, macht eben längst nicht so viel Spaß wie in guter Gemeinschaft.“
Zur wöchentlichen Probe trifft sich der Musikverein an einem ungewöhnlichen Ort: Im Veranstaltungssaal des Heinrich-König-Seniorenzentrums am Wabenweg kommen die Musiker an jedem Donnerstagabend zusammen, die Stimmung ist bestens. Gute Freunde sind sie längst, und nicht selten ist auch mehr daraus geworden: „Einige Ehen wurden bei uns schon geschlossen“, erzählt Karin Machotta, die seit 47 Jahren für ausgesprochen guten Klang an der Gitarre sorgt.
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Bunter Strauß aus beschwingten Melodien
Weil sie unlängst Geburtstag hatte, bekommt sie von ihren Mitstreitern ein Geschenk und darf sich den ersten Song des Abends wünschen: Erhaben erklingt „This Land is mine“, der Titelsong aus dem Film „Exodus“. Ein Geheimnis des Erfolgs beim Musikverein Gut Klang mag auch darin bestehen, dass das Repertoire der Lieder halbwegs modern geblieben ist, was wohl auch den vielen jungen Musikern gefällt. Beim Festkonzert gibt es daher einen bewährt bunten Strauß aus beschwingten Melodien: von „Time to say goodbye“ bis zum dreifachen „Bella Ciao“.