Stiepel. . Heimatforscher Gerhard Hagenkötter hat die Historie des „Betsaals“ an der Kemnader Straße erkundet. Einst sollte hier eine Kirche gebaut werden.
Das Lutherhaus an der Kemnader Straße: Seit Generationen strömen die Menschen hierher, um gemeinsam zu beten, zu singen, etwas zur Ruhe zu kommen – und nebenbei auch viel Spaß zu haben. Denn das Lutherhaus als Teil der evangelischen Kirchengemeinde Stiepel versteht sich seit jeher als „Betsaal“ und Gemeindehaus gleichermaßen, wo Kunst, Kultur und Glaube ebenso zu Hause sind wie Musik und Party. Anders als in der Dorfkirche mit ihrer über 1000-jährigen Geschichte geht es im Lutherhaus gern etwas ungezwungener zu.
Lange Historie
Doch was nicht jeder weiß: Das Lutherhaus blickt auf eine lange, wechselvolle Historie zurück, die noch nie genauer aufgezeichnet wurde. Bis heute: Mit viel Muße und Liebe zum Detail hat sich Gerhard Hagenkötter vom Stiepeler Verein für Heimatforschung der Geschichte des Hauses angenommen und sie jetzt nach mehrmonatiger Recherche veröffentlicht.
Leider erscheint seine Chronik nicht als Heft, sondern „nur“ online auf der Internetseite des Heimatvereins, was Hagenkötter bedauert. „Offensichtlich hat die Kirchengemeinde dafür kein Geld“, meint er. Lesenswert ist seine Dokumentation, die mit vielen historischen Bildern angereichert ist, aber auch auf dem Bildschirm.
Gottesdienste im Haus Spitz
Seit der Ausstellung „Umbruch im Königreich Stiepel“ zum Reformationsjubiläum, die auf Haus Kemnade auf Interesse stieß, ist Hagenkötter von der Idee einer Chronik über das Lutherhaus begeistert. „Über die Dorfkirche und das Haus Kemnade ist immer viel geschrieben worden. Warum bloß nie über das Lutherhaus?“ fragte er und ergriff selber die Initiative.
So fand Hagenkötter im Kirchenarchiv und in Gesprächen mit Zeitzeugen einiges heraus über das Lutherhaus. Nötig wurde der Bau, weil sich die Bevölkerungszahlen in Stiepel (damals noch einschließlich Buchholz) zu Beginn des 20. Jahrhunderts stark vergrößert hatten. 1905 lebten 6000 Menschen hier, fast doppelt so viele wie noch 30 Jahre zuvor. Um die sogenannte seelsorgerische Versorgung der Stiepeler evangelischen Glaubens zu gewährleisten, wurde zunächst eine zweite Pfarrstelle, dann der Bau eines eigenen Hauses beschlossen.
Errichtungsurkunde von 1911
Die Errichtungsurkunde stammt von 1911, gebaut wurde es 1930. Das Pfarrhaus direkt nebenan stammt von 1928. Zuvor fanden die Gottesdienste im Wegmannschen Saal (heute Haus Spitz) statt. „Ursprünglich sollte hier sogar eine eigene Kirche gebaut werden, aber da kam der Zweite Weltkrieg dazwischen“, sagt Hagenkötter. „Der Bau des Lutherhauses war für die damalige Zeit trotzdem eine starke Leistung.“ Das sei damals „typisch für die Stiepeler“ gewesen: „Die haben gesagt: Wir bauen das! Und wir schaffen das!“
Heute ist das Lutherhaus ein überaus lebendiger Ort. In dem einst als Turnhalle konzipierten Keller unter der Altarbühne befindet sich heute das „Luthers“, das für Feiern genutzt wird. Wer genauer hinschaut, entdeckt im Außenbereich sogar afrikanische Baumkunst, die im Jahr der Kulturhauptstadt 2010 entstand. In unmittelbarer Nachbarschaft soll demnächst ein Alten- und Pflegeheim der Diakonie Ruhr entstehen. „Dann wird vom heutigen Anblick zum Lutherhaus nicht mehr viel übrig bleiben“, schätzt Hagenkötter.
Hier gibt es die Chronik
Die Chronik über das Lutherhaus findet sich auf der Internetseite des Stiepeler Vereins für Heimatforschung.
Dort kann man sich über einen Newsletter auch über die vielfältigen Veranstaltungen und Veröffentlichungen des
Vereins informieren lassen. Alle Informationen gibt es unter: www.hvb-stiepel.de