Bochum-Weitmar. Weniger Fleisch und eine neue Heizung. Im Heinrich-König-Seniorenzentrum in Bochum-Weitmar tut sich viel. Die Einrichtung wird klimafreundlich.
Auf den Bewohner eines Pflegeheimes kommen im Schnitt acht Tonnen CO2 pro Jahr. Das ist acht mal höher als es das Pariser Klimaabkommen vorsieht. Bis 2050 müsste der Ausstoß auf eine Tonne gesenkt werden, um die Ziele des Abkommens zu erreichen. Ist das machbar? Durchaus, schätzen die Mitarbeiter des Heinrich-König-Seniorenzentrums der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Bochum-Weitmar und starten mit einem Projekt in eine klimafreundliche Zukunft.
40 Prozent der Emissionen im Seniorenzentrum am Wabenweg in Weitmar fallen allein auf die Verpflegung der Bewohner zurück. „Das hat eine umfangreiche Datenerhebung innerhalb der Einrichtung ergeben“, erklärt Sabine Matelin vom Sozialen Dienst in einer Mitteilung. Schnell stand fest, wie hoch der CO2-Fußabdruck der einzelnen Bewohner und des gesamten Hauses ist. Aus diesen Informationen hat das Klimaschutzteam der Einrichtung einen Plan für das Projekt „Klimafreundlich pflegen“ entwickelt – eine wichtige Stellschraube ist das Essen im Heinrich-König-Seniorenzentrum.
Klimafreundliche Senioreneinrichtung in Bochum: Mehr Gemüse, weniger Fleisch auf dem Speiseplan
Hier geht es vor allem an das Fleisch. „Wir versuchen den Anteil zu verkleinern“, sagt Sabine Kirschbaum, Leiterin des Bereiches Hauswirtschaft. So soll zum Beispiel die Bratwurst zukünftig nur noch 100 statt 140 Gramm wiegen, in der Bolognese wird das Gehackte durch Gemüse ersetzt. Kirschbaum: „Wir sind da gerade in der Versuchsphase. Mittlerweile gibt es an einem Tag pro Woche nur noch vegetarisches Essen.“
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Das Fleisch komplett wegzulassen, ist in der Einrichtung aber keine Alternative. „Das ist in dieser Generation schwierig. Fleischersatz kommt bei den Bewohnern nicht so gut an und gerade bei alten Menschen ist es natürlich wichtig, auf eine ausreichende Nährstoffversorgung zu achten“, weiß die Hauswirtschaftlerin. Deshalb tasten sie und die Mitarbeiter sich langsam ran – mit Feingefühl.
Klimaprojekt stärk Bewusstsein der Mitarbeiter des Heinrich-König-Seniorenzentrums
Bei den Bewohnern komme das insgesamt gut an, berichtet Kirschbaum: „Natürlich gibt es immer welche, die dagegen sind. Viele Bewohner stellen auch kritische Fragen. Wenn wir die Idee dahinter gut erklären, gibt es viel Verständnis.“
Das Projekt „Klimafreundlich pflegen“
Das Projekt „Klimafreundlich pflegen“ der Awo ging 2018 an den Start. Sie führt es mit Förderung des Bundesumweltministeriums (BMU) durch.
Mittlerweile sind 40 Einrichtungen in ganz Deutschland dabei, darunter in den Städten Bottrop, Flensburg und Bremerhaven.
Weitere Informationen zum Projekt gibt es hier.
Noch steckt das Projekt in der Einrichtung in den Kinderschuhen. Und doch zeigt es erste Erfolge: „Das Bewusstsein für das Thema Klimaschutz ist bei den Mitarbeitern gestiegen. Man überlegt vorher, ob das Licht wirklich an bleiben muss oder wie der Speiseplan aussehen kann.“
Im Februar soll das Projekt den Mitarbeitern des Seniorenzentrums dann vollständig vorgestellt werden – so dass es richtig losgehen kann. Die Bewohner sollen sensibilisiert werden, Themen wie Verpackungsmüll und Speiseabfälle werden thematisiert. „Außerdem bekommen wir in diesem Jahr eine neue Heizung“, verrät Sabine Matelin vom Sozialen Dienst.
Einrichtungen reduzieren Speiseabfälle um die Hälfte
Das Projekt trägt erste Früchte. Wie erfolgreich es seien kann, zeigen Standorte in anderen Städten, bei denen der Start bereits im Jahr 2018 war. „Es läuft wirklich sehr gut“, sagt Miriam Pleuger, Referentin für Klimaschutz im Bundesverband der Awo und nennt ein Beispiel. „In einer Einrichtung konnten die Speiseabfälle halbiert werden“, so Pleuger. Das führe zu einer jährlichen Ersparnis von rund 7000 Euro. „Viele glauben, dass Klimaschutz teuer ist. Das zeigt, dass er nicht kostet, sondern sich dadurch sogar Geld einsparen lässt.“
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Bis es konkrete Ergebnisse gibt, wird es im Heinrich-König-Seniorenzentrum wohl noch etwas dauern. Doch die Einrichtung ist auf einem guten Weg. Hauswirtschaftsleiterin Sabine Kirschbaum meint: „Wir probieren hier viel. Und ich bin mir sicher, dass davon einiges hängen bleibt.“
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