Altenbochum. Die VBW speckt ihr Neubauprojekt am Glockengarten in Bochum deutlich ab. Über die Beweggründe gibt es allerdings unterschiedliche Auffassungen.

Für die Anwohner des Quartiers am Glockengarten ist es sicher eine gute Nachricht. Die im Bebauungsplan ursprünglich von der VBW geplanten mehr als 200 neuen Wohnungen werden so nicht gebaut. Die Zahl der Wohnungen reduziert sich nun auf 94, wovon etwa die Hälfte mit einer öffentlichen Förderung errichtet wird. Im Vorfeld hatte es von Anwohnern und dem Netzwerk für bürgernahe Stadtentwicklung heftige Kritik an der Wohnraum-Verdichtung dort gegeben. Unter anderem gab es eine Plakataktion unter dem Motto: Versiegelung stoppen, Bochum nachhaltig planen.“

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Jetzt spricht die VBW vom „durchgrünten Umfeld“

Der erste Bauabschnitt in diesem Bereich ist allerdings nahezu fertiggestellt. VBW-Sprecher Dominik Neugebauer zum aktuellen Stand: „Gerade sind wir für den 2. Bauabschnitt dabei die Grundstückssituation zu klären. Das geschieht noch im ersten Halbjahr 2023. Danach können wir die weitere Planung angehen. So viel sei jetzt schon verraten: Wir planen mit einer aufgelockerten Bauweise. Dadurch reduzieren wir die geplanten Wohnungen für den 2. Bauabschnitt um die Hälfte, geben dem Glockengarten aber ein durchgrüntes Umfeld.“

Zuletzt wurden die aktuellen Planungen im Planungsausschuss beraten. Der neue Entwurf der VBW zeigt deutlich, dass bestimmte Grünbereiche, die in er ursprünglichen Planung (Bebauungsplan Nr. 998) eigentlich bebaut werden sollten, nun frei bleiben. Ein neuer Bebauungsplanentwurf sei, so die Verwaltungsvorlage jetzt nicht erforderlich.“

Ein Vergleich der unterschiedlichen Planungsentwürfe zeigt, das jetzt im Gegensatz zur ursprünglich favorisierten Variante, als eine von vier Planungen, deutlich mehr Freiraum und damit Grün- und Erholungsflächen erhalten bleiben.

Netzwerk bürgernahe Stadtentwicklung freut sich

Über die geänderte Planung freuen sich die Aktivisten des Netzwerks für bürgernahe Stadtentwicklung und mutmaßen, ob jetzt im Planungsamt unter neuer Leitung gar eine „Zeitenwende“ anstünde. Netzwerk-Sprecher Wolfgang Czapracki-Mohnhaupt erklärt dazu: „Insbesondere freut uns, dass die Öffentlichkeit seitens der VBW über die neue Planung „Am Glockengarten“ informiert werden soll. Vorgeschrieben ist dies bei Bauvorhaben außerhalb von Bebauungsplanverfahren nicht. Bisher war dies in Bochum auch nicht üblich.“

Das Netzwerk bürgernahe Stadtentwicklung hat in den letzten Jahren immer wieder gegen Neubauprojekte mobilisiert. Unsere Aufnahme zeigt eine Aktion vor dem Rathaus vor zwei Jahren. Damals ging es um die Bebauung von Grundstücken in Dahlhausen.
Das Netzwerk bürgernahe Stadtentwicklung hat in den letzten Jahren immer wieder gegen Neubauprojekte mobilisiert. Unsere Aufnahme zeigt eine Aktion vor dem Rathaus vor zwei Jahren. Damals ging es um die Bebauung von Grundstücken in Dahlhausen. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Nach Recherchen der WAZ hat die „abgespeckte Version“ der Neubebauung aber ganz andere Gründe, die nicht in einer möglichen Neuausrichtung des städtischen Planungsamtes, sondern vielmehr an den überall exorbitant gestiegenen Kosten für Neubaumaßnahmen liegen könnten.

VBW-Sprecher Neugebauer erläutert zu der geänderten Planung in diesem Viertel folgende Hintergründe: „Das hat natürlich auch mit der aktuellen Inflation und den gestiegenen Baukosten zu tun. Hier werden wir in den kommenden Wochen interne Überlegungen anstellen, in welcher Form der zweite Bauabschnitt realisiert werden kann. Wir geben uns größtmögliche Mühe, nachhaltig unterwegs zu sein und unsere Wachstumsstrategie voranzutreiben.“

Dass sich Nachverdichtungen nicht immer vermeiden lassen, zeigt sich weniger Hundert Meter vom Glockengarten entfernt im Bereich des Quartiers Am Dornbusch. Hier plant der gemeinnützige Wohnungsverein Bochum einige bereits bestehende Gebäude aufzustocken. Hier muss ein neuer Bebauungsplan aufgestellt werden. Bürgerproteste sind vorprogrammiert und eine Versammlung für die Anwohner ist bereits geplant.