Bochum. Bis zu 38 Grad heiß wird es am Dienstag in Bochum, bereits am Morgen knallt die Sonne. Diese Maßnahmen ergreifen Stadt, Altenheime und Kliniken.

Bis zu 38 Grad wird es in Bochum am Dienstag, bereits am Montag waren die Temperaturen im Stadtgebiet sehr heiß. Die Trockenheit der vergangenen Wochen hat in Bochums Umwelt bereits Spuren hinterlassen. Die Stadt rüstet sich in diesen Tagen mit einem Hitze-Schutzkonzept. Besonders gefährdet sind Kinder, ältere sowie chronisch kranke Menschen, mahnt Prof. Christoph Hanefeld, Medizinischer Geschäftsführer des Katholischen Klinikums.

Heiße Tage in Bochum prognostiziert: Die Menschen sind besonders gefährdet

Potenziell lebensbedrohlich sind drohende Hitzewellen für knapp neun Millionen Menschen in Deutschland, berichtet das Recherchezentrum Correctiv. Mit zahlreichen Mechanismen versuche der Körper, eine Temperatur von 36,6 Grad zu halten, doch die Körper älterer Menschen seien damit mitunter überfordert, so Hanefeld. Chronisch Erkrankten empfehle er, an den heißen Tagen möglichst zu Hause zu bleiben. Wer als herzkranker Patient beispielsweise Tabletten zur Entwässerung einnimmt, solle mit seinem Hausarzt abklären, ob diese an heißen Tagen nicht ausgesetzt werden sollten.

„Man darf sich nicht nur die absolute Temperatur anschauen, sondern auch die gefühlte – Wind und Luftfeuchtigkeit spielen auch eine Rolle“, betont Hanefeld. Erhebungen hätten gezeigt, dass die Temperatur-Wahrnehmung bis zu zehn Grad von der tatsächlichen Temperatur abweichen kann. „Verhaltet euch so, wie ihr euch wohlfühlt, schaut nicht nur auf das Thermometer“, resümiert er.

Prognostizierten Hitzetage Anfang der Woche wohl noch händelbar

Problematisch seien heiße Phasen, die wochenlang andauern und nicht durch kühle Nächte unterbrochen werden. Die für die kommenden Woche prognostizierten Hitzetage seien wohl noch händelbar – Hanefeld rechne mit mehr Kreislaufpatienten im Katholischen Klinikum.

Trinken, trinken, trinken: Die Stadtwerke haben im Stadtgebiet Wasserspender und Trinkbrunnen aufgestellt, an denen man sich kostenlos mit Wasser versorgen kann. Im Stadtgebiet sind 9 stationäre, 3 mobile Spender.
Trinken, trinken, trinken: Die Stadtwerke haben im Stadtgebiet Wasserspender und Trinkbrunnen aufgestellt, an denen man sich kostenlos mit Wasser versorgen kann. Im Stadtgebiet sind 9 stationäre, 3 mobile Spender. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Derweil warnt der ADAC in NRW, Kinder, ältere Menschen sowie Tiere nicht – auch nicht für kurze Zeit – im Auto zurückzulassen. Bei direkter Sonneneinstrahlung könne die Temperatur im Auto binnen weniger Minuten bis zu 60 Grad erreichen.

In Bochums Seniorenheimen wie den SBO-Einrichtungen laufen die Hitze-Maßnahmen „standardmäßig“ an, erläutert Geschäftsführer Frank Drohlshagen. „An heißen Tagen achten wir noch einmal speziell auf die Trinkmenge, reichen Wassermelone, fragen – auch die bettlägerigen – Bewohner, ob sie ein Eis möchten.“ Bei einer längeren heißen Phase im vergangenen Jahr sei es bei einem Bewohner des Heims am Glockengarten zu einem Hitzestau gekommen, er sei aber medizinisch gut versorgt worden. Um mit hohen Temperaturen umgehen zu können, bekomme das neu geplante Pflegeheim an der Sommerdellenstraße auch eine „Be- und Entlüftungsanlage, ähnlich einer Klimaanlage“.

Kostenloses Trinkwasser wird per Wasserspender zur Verfügung gestellt

Die Stadt Bochum rüstet sich mit einem Hitzekonzept für wohnungslose Menschen, ein „Hitzebus“ mit Trinkwasser und Sonnencreme wird auf die Straße geschickt, auch Kontakt- und Anlaufstellen wie der Wattenscheider Mittagstisch, die Suppenküche, die Bahnhofsmission oder das Sprungbrett seien gerüstet. Kostenloses Trinkwasser aus Wasserspendern und Trinkbrunnen stellen die Stadtwerke zur Verfügung.

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Am Ümminger See sollen wegen des niedrigen Sauerstoffgehaltes Fische rausgefischt und umgesetzt werden. Das war bereits in den vergangenen Wochen passiert. Andere Gewässer sollen belüftet werden, um die Tiere zu schützen. „Die Straßenbäume werden turnusmäßig einmal pro Woche bewässert. In der nächsten Woche sind zwei Wässerungen am Dienstag (voraussichtlich der heißeste Tag) und am Donnerstag geplant“, teilt ein Stadtsprecher mit.

„Friedhofsgärtner am absoluten Gießlimit!“

Die Folgen der Trockenheit für die Pflanzen- und Tierreich werden auch Bochums Friedhofsgärtnern Tag für Tag vor Augen geführt. So meldet die Gesellschaft deutscher Friedhofsgärtner dieser Tage: „Friedhofsgärtner am absoluten Gießlimit!“ Normalerweise würden die Gärtnereien alle drei Wochen eine Grabstelle bewässern, nun sei das alle zwei bis drei Tage nötig, sagt Frank Plöger, kaufmännische Leiter der Genossenschaft der Friedhofsgärtner Bochum. Nicht nur die Saisonblumen, auch die Bodendecker hätten zu wenig Wasser.

Das Gießen der Gräber ist in diesen Wochen zur Daueraufgabe der Friedhofsgärtner geworden.
Das Gießen der Gräber ist in diesen Wochen zur Daueraufgabe der Friedhofsgärtner geworden. © Bund deutscher Friedhofsgärtner

Auch Friedhofsgärtnermeister Ralf Dreier aus Querenburg ist derzeit „ununterbrochen“ mit dem Gießen beschäftigt. Dafür lasse er alles andere. „Unsere Tage beginnen sehr früh mit Gießen und enden spät mit derselben Tätigkeit. Wir arbeiten seit Monaten rund um die Uhr an sechs Tagen in der Woche, damit unsere Pflegegräber bestmöglich versorgt und die Kunden zufrieden sind. Damit sind wir am Limit unserer Arbeitsbelastung angekommen!“, so Dreier.

Wer die Möglichkeit habe, sollte im eigenen Garten – möglichst mit aufgefangenem Regenwasser – die Pflanzen bewässern. „Es ist nicht sinnvoll, den Garten auf Gräser und sonstigen Pflanzen umzustellen, die mit wenig Wasser auskommen, aber Insekten keine Nährstoffe bieten“, betont Plöger.