Bochum. Als „Schreckenspfeife aus dem Kinderzimmer“ wird sie oft verteufelt: Zum „Tag der Blockflöte“ bitten wir zwei Experten um eine Ehrenrettung.
Das schlimme Gefiepe auf dem Weihnachtsmarkt in Bochum klingelt noch in den Ohren: Kaum ein anderes Instrument ist so uncool wie die Blockflöte, die Schreckenspfeife aus dem Kinderzimmer. Zehn Runden „Stille Nacht“ mit Tinnitus-Alarm kann echte Folter sein. Doch warum hat dieses schlichte kleine Blasinstrument bloß solch einen schlechten Ruf? Zum „Tag der Blockflöte“, der am 10. Januar gefeiert wird, wollen wir dringend den Versuch einer Ehrenrettung starten – und haben dafür prominenten Beistand gefunden.
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Blockflöte bei Kindern in Bochum weiter sehr beliebt
Yeuntae Jung ist einer der weniger, die das Spiel auf der Blockflöte zur Meisterschaft erhoben haben. Wenn der in Südkorea geborene Musiker zur Flöte greift, entlockt er ihr himmlische Klänge. Als Botschafter seines Instruments ist Jung in ganz Deutschland unterwegs, er wurde mehrfach preisgekrönt. Am Wochenende gastierte er bei den Bochumer Symphonikern im Musikforum.
„Es kann schon sein, dass die Blockflöte ein Imageproblem hat“, sagt er. „Aber sie ist auch ein sehr ehrliches Instrument, das nicht einfach zu erlernen ist.“ Dabei ist die Blockflöte gerade bei Kindern deshalb so beliebt, weil man schnell erste Erfolge mit ihr feiern kann. „Man pustet rein und es kommt was raus“, sagt Yeuntae Jung lächelnd. „Bei einer Oboe oder Klarinette dauert es Wochen, bis man überhaupt einen Ton zustande bekommt.“
Als Einstiegsinstrument recht günstig zu bekommen
Als Einstiegsinstrument sei die Blockflöte daher super geeignet, zumal sie auch recht günstig zu bekommen ist. Neulingen rät er zu einer einfachen Sopranblockflöte aus Holz mit einem Mundstück aus Kunststoff (etwa 35 bis 40 Euro): „Die haben einen spitzen Klang, und das Mundstück kann man gut in die Spülmaschine geben“, sagt er. „Denn gerade bei Kindern sammeln sich da auch schnell mal Essensreste.“
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Wie bei jedem anderen Instrument auch, sei alles weitere dann eine Sache des Fleißes. Yeuntae Jung, der an einer Musikschule in Kleinmachnow bei Berlin unterrichtet, hat großen Respekt vor seinen Flöten. Etwa 25 besitzt er selbst, von denen einige reine Sammlerstücke sind. Teilweise übt er bis zu sechs Stunden am Tag. „Wenn man viel Zeit und Muße mitbringt, kann das Instrument wunderschön klingen“, sagt er. „Wenn man nur reintrötet, klingt es schrecklich. Genau diese Ehrlichkeit habe ich immer besonders geschätzt.“
Hinter Gitarre und Klavier auf Platz vier
Dabei ist die Blockflöte längst nicht mehr das Einstiegsinstrument Nummer eins: „In den 70er- und 80er-Jahren ging kaum ein Weg an der Blockflöte vorbei, aber das ist schon lange her“, sagt Norbert Koop, Leiter der Musikschule. Hinter Gitarre, Klavier und Geige rangiert die Blockflöte mittlerweile auf Platz vier der beliebtesten Instrumente. Etwa 300 Schüler zumeist im Grundschulalter werden derzeit in der Musikschule an der Flöte unterrichtet: „Wir haben auch einige Senioren in unseren Kursen, die früher mal gespielt haben und jetzt wieder anfangen.“
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Warum die Blockflöte bei vielen nicht mehr so beliebt ist wie früher? Da braucht Norbert Koop nicht lange zu überlegen: „Der Zugang ist leicht, aber sie klingt einfach schrill“, sagt er. „Die Chance, jemanden toll Geige spielen zu hören, ist weitaus größer als auf der Blockflöte.“ Neben dem günstigen Preis habe sie aber noch einen weiteren Vorteil: Sie ist klein. „Man braucht keinen Geigenkasten oder Gitarrenkoffer, um sie zu transportieren. Sie passt in jeden Rucksack.“