Bochum. Der beliebte Darsteller Klaus Weiss ist tot. Unvergessen bleibt sein König Lear am Schauspielhaus Bochum. Freunde und Kollegen erinnern sich.
Er war ein beachtlicher König Lear, bewies im Publikumshit „Der Gott des Gemetzels“ sein Gespür für komödiantische Noten – und war nebenbei ein angenehmer, intelligenter Mensch: Der Schauspieler Klaus Weiss ist am Neujahrstag unerwartet im Alter von 78 Jahren in Bochum gestorben.
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Trauer um Schauspieler Klaus Weiss in Bochum
Freunde und Weggefährten erinnern sich an einen liebenswerten Kollegen: „Er hatte eine solch integre Kraft, die mich immer wieder begeistert hat“, sagt Veronika Nickl, die in vielen Stücken gemeinsam mit ihm auf der Bühne stand.
Ebenso wie Nickl kam auch Klaus Weiss 2005 mit Beginn der Intendanz von Elmar Goerden an die Königsallee. Geboren 1944 in Ostpreußen, stand Weiss ab 1968 als Schauspieler auf verschiedenen Bühnen: etwa in Castrop-Rauxel, Kiel, Nürnberg und in Stuttgart. Von dort wechselte er mit Goerden nach Bochum, wo er 13 Jahre lang im Ensemble wirkte.
Große Auftritte in „Der Gott des Gemetzels“
Dabei gehörte Weiss nie zur Starriege: Er war vielmehr ein verlässlicher und geschätzter Teamplayer. Unvergessen bleiben seine Auftritte etwa als Prospero in „Der Sturm“ in der Regie von David Bösch oder in „Emilia Galotti“ von Tina Lanik. In der schillernden Komödie „Der Gott des Gemetzels“ von Yasmina Reza sorgte er ab 2007 neben Imogen Kogge, Felix Vörtler und Uli Maier für einen wunderbaren Ehezoff auf großer Bühne, der reihenweise umjubelte Vorstellungen erlebte.
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Einen Höhepunkt seiner Schauspielkarriere erlebte Klaus Weiss, als ihm Elmar Goerden die Titelrolle des „König Lear“ anvertraute, die ihm der ehemalige Intendant bereits einige Jahre zuvor versprochen haben soll. Weiss stieg damit in die Fußstapfen großer Bochumer Lear-Darsteller wie Claus Clausen und Ulrich Wildgruber. Bei der Premiere 2009 war die globale Finanzkrise noch in aller Munde, die Schauspieler (darunter Marco Massafra und Michael Lippold) trugen Business-Anzüge, Weiss gab den alten König mit kantiger Kälte und Schärfe.
Ein verlässlicher Freund und Kollege
Mit Veronika Nickl, die im „Lear“ dessen älteste Tochter Goneril spielte, verband Weiss eine langjährige Freundschaft. „Er war ein feiner, kluger und lebenserfahrener Kollege“, sagt sie. Auch wenn es am Theater mal Schwierigkeiten gegeben hat, sei auf Weiss stets Verlass gewesen: „Er war immer engagiert fürs Ensemble und hat sich auch getraut, strittige Dinge laut auszusprechen.“
Mit Beginn der Intendanz von Johan Simons ging Klaus Weiss altersbedingt in den Ruhestand. „Er war ein Ensemblespieler, wie er im Buche steht. Sein Herz schlug für das Theater, seine Menschen und das Publikum“, so fasst es Chefdramaturg Vasco Boenisch zusammen.
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Die „Mittagskirche“ bereicherte Klaus Weiss oft mit Lesungen
Als interessierter Beobachter und leidenschaftlicher Zuschauer blieb Weiss dem Schauspielhaus erhalten. „Wenn man mit ihm ins Gespräch kam, war bis zuletzt seine große Zugewandtheit zu diesem Theater spürbar“, sagt Boenisch. Mit dem Fahrrad sah man ihn oft am Schauspielhaus entlang radeln oder in seinem Lieblingsrestaurant „Aubergine“ sitzen, wo er nicht weit entfernt wohnte. Die beliebte „Mittagskirche“ in der Melanchthonkirche bereicherte er regelmäßig mit Lesungen: „Er hatte einen feinen Humor, zurückhaltend und charmant“, erinnert sich Kantor Ludwig Kaiser.