Bochum. Der Star-Pianist zählt zu Europas führenden Jazzmusikern. Im WAZ-Gespräch erzählt er von seiner Liebe zu Bochum und der Panik vor jedem Auftritt.
Der niederländische Pianist Jasper van’t Hof (75) gehört seit Jahrzehnten zu den Top-Jazz-Musikern in Europa. In Bochum liebt man ihn schon lange: Regelmäßig reißt er hier die Zuschauer mit schwungvollen Live-Konzerten von den Sitzen. Zur Feier seines 50-jährigen Bühnenjubiläums kehrt er am Sonntag, 15. Januar, mit einer Best-of-Show ins Riff zurück. Im WAZ-Gespräch erzählt er von seiner Liebe zu Bochum – und von seiner Panik kurz vor jedem Auftritt.
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Jasper van’t Hof gibt Konzert in Bochum
Seit 50 Jahren auf der Bühne: Glückwunsch, das schafft nicht jeder!
Jasper van’t Hof: Ja, ganz plötzlich hat man ein Alter erreicht, in dem man zurückschauen kann. Das ist schon ein merkwürdiges Gefühl. Neulich war ich noch junger Musiker mit ganz vielen Ideen und Flausen im Kopf, und auf einmal bin ich 75 Jahre alt. Rückblickend glaube ich aber, dass ich früher als Teenager glücklicher war als später als Profi. Die Anfänge waren einfach schön: Alles war neu, die Herausforderungen waren enorm.
Es gibt noch Karten für das Konzert im Riff
Sein 50-jähriges Bühnenjubiläum feiert Jasper van’t Hof am Sonntag, 15. Januar, um 17 Uhr in der Bermudahalle Riff (Konrad-Adenauer-Platz). Karten (25 Euro plus Gebühr) gibt es im Bochum-Marketing-Shop an der Huestraße, bei Eventim, an der Abendkasse sowie unter info@wunderbar-marketing.de
Das Konzert wird veranstaltet von dem Bochumer Musiker und Produzenten Oliver Bartkowski.
War es denn schon immer Ihr Berufsziel, Jazzmusiker zu werden?
Unbedingt. Für mich ist das eine Lebensart, fast wie eine Religion. Du lässt jeden Abend dein Herz aufs Klavier fallen. Es gibt nichts Vergleichbares. An der Musikhochschule in Enschede wollte ich früher mal klassischer Pianist werden, aber ich habe schnell gemerkt, dass das nicht meine Welt ist. Jazz zu spielen, ist wie eine Blume zu pflanzen: Nach zwei, drei Minuten merkst du, wie die Blätter langsam wachsen.
Disco-Hit mit „Pili Pili“
Mit Ihrem Weltmusik-Projekt „Pili Pili“ gelang Ihnen in den 80er Jahren ein riesiger Hit, der in den Clubs und Diskotheken rauf und runter lief. Denken Sie gern daran zurück?
Klar, denn für mich kam das total überraschend. Plötzlich steht man ungewollt im Rampenlicht. Bei einem Konzert in Hamburg kam ich in Altona am Bahnhof an, und der ganze Platz war voller Menschen. Das muss man mal erlebt haben! Aber solche kommerziellen Arbeiten waren nie mein Ding. Das wird für einen Künstler auch schnell gefährlich, wenn man sich zu sehr davon vereinnahmen lässt.
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Legendäre Geschichten ranken sich um einen Ihrer Auftritte in den frühen 70er Jahren an der Ruhr-Uni…
Das vergesse ich nie! Ich war zum ersten Mal in Bochum und sollte mit meinem Freund Uli Beckerhoff (Trompete) in einem großen Hörsaal spielen. Am Abend zuvor war dort eine Punkband aufgetreten. Als wir zum Soundcheck in den Saal kamen, lag der Flügel, auf dem ich spielen sollte, zerstört auf dem Boden. Seither habe ich zu den Bochumern aber ein gutes Verhältnis. Ihr seid nette Menschen und ein aufmerksamen, tolles Publikum.
Bange Schritte vor jedem Auftritt
Worauf können wir uns bei Ihrem Konzert im Riff freuen?
Es wird einmal quer durch mein künstlerisches Schaffen gehen. Von meiner ersten Soloplatte „Flowers allover“ werde ich einige Stücke spielen und natürlich auch von „Pili Pili“. Schlimm werden für mich wieder nur die ersten Sekunden…
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Warum?
Am schwierigsten sind für mich die Schritte, wenn ich auf die Bühne gehen muss, also die zehn Meter von der Garderobe bis zum Klavier. Wenn ich einmal dort sitze, ist alles in Ordnung, aber der Weg dorthin ist für mich der Horror. Das war bei mir schon immer so, da fühle ich mich nackt. Deswegen fange ich meistens schon im Stehen an zu spielen.