Bochum. Schon lange plant die Literarische Gesellschaft in Bochum ein Literaturhaus. Jetzt rückt das zukünftige „Haus des Wissens“ ins Blickfeld.

Die Literarische Gesellschaft Bochum stellt sich neu auf. Mit neuem Vorsitzenden und neuen Ideen startet Bochums umtriebiger Literaturzirkel ins kommende Jahr. Vor allem ein Herzensprojekt soll endlich konkrete Formen annehmen: Das eigene Literaturhaus, für das sich die Literarische Gesellschaft seit vielen Jahren stark macht, rückt wieder ins Blickfeld. „Wir hoffen sehr darauf und werden den Plan weiter mit ganzer Kraft verfolgen“, sagt der neue Vorsitzende Ralf Glitza.

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Literarische Gesellschaft Bochum startet mit Elan ins neue Jahr

Ein eigenes Haus für die Literatur in Bochum: Davon träumt die Literarische Gesellschaft schon lange. Lesungen, Workshops und Schreibseminare sollen hier stattfinden. „Das soll ein schöner Ort für alle werden, die Interesse an Literatur haben“, so Glitza. So könnten etwa wechselnde Gastautoren als „Artists in residence“ eingeladen werden, auch Schulen und die Uni könnten vom Literaturhaus profitieren.

Eine der ältesten Kultureinrichtungen der Stadt

Der neue Vorsitzende Ralf Glitza (50) arbeitet am Lehrstuhl für Didaktik und praktische Philosophie an der Ruhr-Uni. Er möchte stärker als bislang mit der Literatarischen Gesellschaft hinaus in die Stadt gehen: „Ich möchte Schulklassen erreichen, aber auch ältere Leser für die Literatur gewinnen, etwa in Kirchengemeinden“, sagt er.

Die Literarische Gesellschaft wurde 1905 gegründet und ist eine der ältesten Kultureinrichtungen der Stadt. Aktuell zählt sie etwa 100 Mitglieder. Infos: literarische-gesellschaft-bochum.de

„Für eine Kulturstadt wie Bochum, die ein Buch im Stadtwappen trägt, ist das längst überfällig“, meint Vorstandsmitglied Werner Streletz. Etwas neidisch schauen die Literaturfreunde in andere Städte: In Köln und Hamburg gibt es längst wohlgewachsene Literaturhäuser. Etwas kleinere Einrichtungen finden sich auch in Dortmund, Herne und Oberhausen.

In Bochum hätte es fast schon ein Literaturhaus gegeben

In Bochum wäre der große Traum fast schon Realität geworden: Im Jahr 2011 fiel die Wahl auf ein leerstehendes Haus am Stadtpark. „Wir standen damals in guten Gesprächen mit der Stadt“, erinnert sich der ehemalige Vorsitzende Ralph Köhnen. Doch die hohen Betriebskosten erwiesen sich für einen kleinen Verein wie die Literarische Gesellschaft als nicht tragbar.

Bis voraussichtlich Ende 2026 soll im ehemaligen Telekomblock mitten in der Innenstadt das „Haus des Wissens“ entstehen. Unter anderem sollen hier die VHS und die Stadtbücherei einziehen, auch eine große Markthalle ist geplant.
Bis voraussichtlich Ende 2026 soll im ehemaligen Telekomblock mitten in der Innenstadt das „Haus des Wissens“ entstehen. Unter anderem sollen hier die VHS und die Stadtbücherei einziehen, auch eine große Markthalle ist geplant. © Stadt Bochum | Rendertaxi

So lag der Plan erneut eine Weile auf Eis, doch gänzlich abgehakt hat ihn die Literarische Gesellschaft nicht. „Die Frage ist vor allem, welchen Umfang das Projekt haben müsste. Soll es ein eigenes Haus sein oder genügt auch eine abgespeckte Variante?“ Eine Idee wäre, im künftigen „Haus des Wissens“ einen Ort für Literatur zu schaffen. In dem ehemaligen Telekomblock gegenüber dem Rathaus sollen bis voraussichtlich Ende 2026 unter anderem die Stadtbücherei, die VHS und eine große Markthalle einziehen.

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Kommt ein Literaturhaus ins „Haus des Wissens“?

Ob hier auch Platz fürs Literaturhaus wäre? Die Literarische Gesellschaft ist vorsichtig optimistisch. Erste Gespräche mit der Stadt habe es im November gegeben: „Im Januar wollen wir sie fortsetzen“, sagt Köhnen. Klar sei: Um ein solches Projekt realisieren zu können, brauche es Kooperationspartner. „Dafür muss man die Kräfte bündeln“, so Ralf Glitza.

16 Jahre lang leitete Ralph Köhnen die Literarische Gesellschaft gemeinsam mit Gerhard Rupp, beide bleiben der Vereinigung im Vorstand weiter erhalten. „Es hat Spaß gemacht, aber zeitlich war das mit meinem Job einfach nicht mehr zu vereinbaren“, sagt Köhnen, der als Professor am Germanistischen Institut an der Ruhr-Uni arbeitet.

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Anspruchsvolle Literatur für jeden verständlich

Eine Herzensangelegenheit für ihn ist es, anspruchsvolle Literatur für jeden verständlich zu machen. Neben den beliebten Bücherschauen mit dem „Literarischen Quintett“ wurde auch eine Lesereihe aus namhaften Romanen bekannt, die kaum einer wirklich gelesen hat: etwa „Ulysses“ von James Joyce und „Der Zauberberg“ von Thomas Mann. Im neuen Jahr ist das Monumentalwerk „Zettel’s Traum“ von Arno Schmidt an der Reihe.