Bochum. Mit den Symphonikern gibt sie zum Jahreswechsel fünf Konzerte in Bochum. Da steigt selbst bei einer gefeierten Musikerin wie ihr die Aufregung.

Es gibt garantiert schlimmere Wege, ins neue Jahr zu starten, als mit einem Violinkonzert von Liv Migdal. Die 34-jährige Bochumerin zählt seit einigen Jahren zur Spitze der deutschen Klassikszene, sie tourt durch Konzertsäle in aller Welt, ist vielfach preisgekrönt – doch vor heimischer Kulisse im Anneliese-Brost-Musikforum in Bochum gespielt hat sie bislang noch nie. „Für mich wird das ein ganz besonderer Jahreswechsel, auf den ich mich unglaublich freue“, schwärmt sie.

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Silvesterkonzerte mit Liv Migdal und den Symphonikern in Bochum

Gleich bei fünf Konzerten zu Silvester, Neujahr sowie am 2. Januar kann man Liv Migdal bei ihren Heimspielen gemeinsam mit den Bochumer Symphonikern erleben. Wie es sich für einen zünftigen Jahreswechsel gehört, soll es auf der Bühne möglichst fröhlich und beschwingt zugehen:. So stehen etwa einige „Ungarische Tänze“ von Johannes Brahms und die „Slawischen Tänze“ von Antonin Dvorak auf dem Programm. GMD Tung-Chieh Chuang führt sein Orchester und das Publikum leichthändig ins neue Jahr.

Konzerte an Silvester fast ausverkauft

Die Konzerte zum Jahreswechsel finden statt am Samstag, 31. Dezember, um 16.30 und 20 Uhr, am Sonntag, 1. Januar, um 11 und 20 Uhr, sowie am Montag, 2. Januar, um 20 Uhr im Musikforum (Marienplatz 1).

Die beiden Konzerte an Silvester sind nahezu ausverkauft. Restkarten gibt es eventuell an der Abendkasse. Einige Karten (16 bis 44 Euro) gibt es noch für den 1. und 2. Januar: 0234 9108666 und bochumer-symphoniker.de

Liv Migdal wird die Konzerte als Solistin mit zwei Stücken bereichern, die ihr besonders am Herzen liegen. Beide wählte sie selbst: Die „Carmen Fantasie“ von Pablo de Sarasate stellt für jeden jungen Violinisten eine gewaltige Hürde dar. „Ich liebe dieses Stück vor allem wegen seiner Kraft und Virtuosität“, sagt sie. Daneben spielt sie den zweiten Satz aus dem zweiten Violinkonzert von Henryk Wieniawski, mit dem sie viel verbindet: „Dies war das erste Stück, das ich jemals mit einem Orchester gespielt habe.“

Aus Bochum-Hiltrop hinaus in die Welt

Als Violinistin ist Liv Migdal einen beachtlichen Weg gegangen. Die Tochter des Pianisten Marian Migdal wurde in Herne geboren und wuchs in Hiltrop auf. Bereits im zarten Alter von elf Jahren begann sie ein Violinstudium in Rostock, das sie später am Salzburger Mozarteum fortsetzte. 2016 gab sie ihr Debüt in der Berliner Philharmonie, im Jahr danach in der Elbphilharmonie. Sie gastierte in Melbourne, in Oslo und Shanghai, die Kritiker überschlagen sich wegen ihres fesselnden, expressiven Spiels. „Ein einzigartiges Juwel“, befand ein Rezensent in den USA.

Die quälend lange Corona-Phase bremste auch eine Musikerin wie Liv Migdal böse aus, die es eigentlich gewohnt ist, ständig unterwegs zu sein. Seit sieben Jahre lebt sie in Berlin. „Den ersten Lockdown habe ich noch als Pause genutzt, die mir ziemlich gut getan hat“, erzählt sie. „Ich konnte ganz viel üben und in Ruhe an meinem Repertoire arbeiten.“ Erst beim zweiten Lockdown Ende 2020 sei die Stimmung bei ihr merklich gekippt: „Das war deprimierende Zeit“, sagt sie. „Ich hatte so viel in der Pipeline und konnte nichts davon umsetzen.“

Generalmusikdirektor Tung-Chieh Chuang und die Symphoniker laden ihr Publikum zu einem beschwingten Jahreswechsel ein.
Generalmusikdirektor Tung-Chieh Chuang und die Symphoniker laden ihr Publikum zu einem beschwingten Jahreswechsel ein. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Auftitte in Polen, Griechenland und bald in Südkorea

Um Online-Konzerte machte sie einen weiten Bogen. „Das habe ich einmal ausprobiert, aber gebracht hat es niemandem etwas. Es braucht einfach das Live-Erlebnis.“ Umso größer war die Freude, als sie ab Frühjahr 2021 ganz zaghaft wieder auftreten konnte: „Auch wenn manchmal nur wenige Menschen im Saal waren und überall Abstand gehalten werden musste: Für mich spielte das keine Rolle“, erzählt sie. „Die Musik ist eine Grundessenz des Lebens und eine ungeheure Kraftquelle. Das wurde in dieser Zeit wohl allen auf intensive Weise klar, den Künstlern genauso wie dem Publikum.“

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Auch wenn internationale Reisen weiterhin mit einigem Risiko behaftet sind: Liv Migdal ist bereits wieder unterwegs. Sie spielt auf Festivals in Polen, Dänemark und Griechenland, bald in Südkorea und gibt regelmäßig Konzerte in Deutschland. Ihren fünf Konzerten zum Jahreswechsel in Bochum blickt sie mit besonderer Vorfreude entgegen: „Das wird bestimmt nicht unanstregend, aber auf die vielen Begegnungen und die wundervolle Stimmung im Saal bin ich total gespannt.“