Bochum. Im Bermudadreieck flammt der Streit um die Krisenhilfe neu auf. Die Zustände im Umfeld seien dort unhaltbar. Die Drogenberatung widerspricht.
Im Bermudadreieck flammt der Streit um die Krisenhilfe an der Viktoriastraße neu auf. Worum es geht: Heiko Hoffmann ist Eigentümer des Hauses an der Viktoriastraße 71. Er könne die Situation rund um die benachbarte Drogenhilfe gut beurteilen, schreibt er in einem Brandbrief an Stadtdirektor Sebastian Kopietz. Vandalismus, Schlägereien, öffentlichen Konsum und Verkauf von Drogen, Pöbeleien, Diebstahl und Verschmutzungen. Einsätze von Polizei und Rettungsdienst seien Alltag, heißt es dort.
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„Es geht uns ausdrücklich nicht um die Einrichtung als solche. Selbstverständlich muss man sich um Suchtkranke kümmern“, betont Bermuda-Sprecher Christian Bickelbacher. Die Zustände im Umfeld seien jedoch nicht weiter tolerabel. Die Drogenhilfe widerspricht energisch. Die Stadt lädt alle Beteiligten zu einem Gespräch ein.
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Bermudadreieck Bochum: „Wir erwarten, dass endlich etwas passiert“
„Fäkalien im Eingangsbereich, Fixernadeln, Spritzen, Blut (...): Das ist nicht mehr akzeptabel“, so Hoffmann, der sein Schreiben mit Fotos ergänzt, auf dem u.a. ein Fixer mit Spritze zu sehen ist. Bei Stadtdirektor Kopietz reklamiert er „dringenden Handlungsbedarf“.
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Die Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) Bermudadreieck schließt sich der Kritik an. In diesem Monat war die Krisenhilfe Thema bei der Mitgliederversammlung. „Das Problem ist schon Jahre alt, hat sich 2022 aber nochmals verschärft“, sagt Sprecher Christian Bickelbacher. Man befinde sich im Austausch mit der Stadt. „Wir erwarten, dass endlich etwas passiert.“
Stadt sucht seit Jahren nach einem neuen Standort
Die Situation an der Viktoriastraße sei „nicht zufriedenstellend“, erklärt Stadtsprecher Thomas Sprenger. „Aus Sicht der Krisenhilfe erfüllen die Räumlichkeiten wichtige Voraussetzungen wie Barrierefreiheit nicht. Seit Jahren wird nach einem neuen Standort gesucht – bisher leider ohne Erfolg.“
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Die Stadt sei verpflichtet, für Drogenabhängige ein niedrigschwelliges Beratungs- und Betreuungsangebot vorzuhalten. Diese Aufgabe wurde auf die Krisenhilfe übertragen. Deren privatrechtlicher Mietvertrag sei von der Stadt nicht zu beeinflussen. Das Ordnungsamt indes kontrolliere den Bereich regelmäßig. Ordnungswidrigkeiten würden geahndet – allerdings nicht auf Privatgrundstücken. Dafür sei die Polizei zuständig.
Polizei meldet regelmäßige Einsätze und zeigt Präsenz
Die Polizei meldet zwar „keine erkennbare Steigerung“. Es komme aber regelmäßig zu „Einsätzen im Bereich der Viktoriastraße gegenüber des Musikzentrums, oftmals wegen Streitigkeiten, Ruhestörungen oder Randalierern“, schildert Sprecher Frank Lemanis. Auch zu Straftaten wie Hausfriedensbrüche sowie Körperverletzungs- und Raubdelikten würde die Polizei hinzugezogen.
„Diesem Umstand Rechnung tragend, zeigen die Beamtinnen und Beamten der Polizeiwache Mitte zu den relevanten Zeiten verstärkt Präsenz in diesem Bereich“, so Lemanis. „Darüber hinaus werden im Rahmen der Sicherheitspartnerschaft an dieser Örtlichkeit regelmäßig gemeinsame Kontrollmaßnahmen mit der Stadt durchgeführt.“
Krisenhilfe: „Genau an dieser Stelle sind wir richtig“
Die Krisenhilfe, die seit Anfang der 80er Jahre an der Viktoriastraße zuerst mit einem Jugendcafé und später mit der Beratungsstelle für Drogenabhängige arbeitet, reagiert äußerst verärgert über das Schreiben aus den Reihen der ISG Bermudadreieck. Dies sei nicht der erste Versuch, die Krisenhilfe von ihrem angestammten Platz zu verdrängen.
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Die scheidende fachliche Leiterin Silvia Wilske sagt: „Es ist doch ganz klar: Wir haben von der Stadt einen Versorgungsauftrag erhalten. Und deshalb sind wir genau an dieser Stelle richtig und für die von uns betreuten Menschen zuständig.“ Darüber hinaus wird kritisiert, dass in dem an Kopietz geschickten Schreiben auch Fotos mit identifizierbaren, ganz offensichtlich hilflosen Abhängigen im Umfeld der Viktoriastraße gezeigt worden sind.
Stadt lädt zum Gespräch Anfang des neuen Jahres ein
Schon einmal kam es im vergangenen Sommer zu einem Eklat. Die Veranstalter des Festivals „Bochum Total“ hatten – angeblich weil es keinen anderen Platz dafür gebe – einen Toiletten-Container direkt vor der Drogenberatungsstelle platziert. Erst nach heftiger Intervention wurde der Container zumindest etwas verschoben.
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Die Stadt will als Schlichter auftreten. „Leider haben sich die direkt Beteiligten bisher zu keinem lösungsorientierten Austausch zusammengefunden“, heißt es auf WAZ-Anfrage. Eine Entschärfung könne nur „durch eine verbindliche Kommunikation zwischen allen Beteiligten funktionieren“. Deshalb haben zwei Mitglieder des Verwaltungsvorstands erneut zu einem gemeinsamen Gespräch mit der Krisenhilfe, der ISG Bermudadreieck und Nachbarn eingeladen. Das Treffen soll Anfang des neuen Jahres stattfinden.
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