Bochum. Mit der Dr.-Ruer-Medaille wurde der evangelische Pfarrer der Christuskirche, Thomas Wessel, geehrt. Er setzt klare Zeichen gegen Antisemitismus.

Im festlichen Rahmen wurde am Montagabend (19.) in der Bochumer Synagoge, Thomas Wessel, evangelischer Pfarrer der Christuskirche, die Dr.-Ruer-Medaille der Jüdischen Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen verliehen. Diese Auszeichnung erhalten nichtjüdische Persönlichkeiten, die sich um die jüdische Gemeinschaft verdient gemacht haben.

Thomas Wessel erhält in diesem Jahr als siebte Persönlichkeit die Medaille, die nach dem von den Nazis in den Tod getriebenen Oberbürgermeister Dr. Otto Ruer benannt ist. Otto Ruer war Jude und hatte sich, nachdem er von den Nazis unter erfundenen Vorhaltungen aus dem Amt gedrängt wurde, am 31. Juli 1933 in Berlin das Leben genommen.

Laudatio von Präses Annette Kurschus

Verschiedene Redner, vor allem aber die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen und Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD), Annette Kurschus, als Laudatorin würdigten den unermüdlichen Einsatz von Thomas Wessel gegen jede Form von Antisemitismus, Rassismus und Fremdenhass. „Es ist ein Glück, wenn Menschen einen Ort gefunden haben, wo sie hingehören. Ihr Ort ist die Christuskirche, die Kirche der Kulturen“, so die Präses.

Thomas Wessel (am Pult) erläuterte in seiner Ansprache in der Synagoge die Beweggründe für sein Engagement und benannte auch die palästinensisch-antisemitische Gruppe BDS als eine der gefährlichsten Akteure.
Thomas Wessel (am Pult) erläuterte in seiner Ansprache in der Synagoge die Beweggründe für sein Engagement und benannte auch die palästinensisch-antisemitische Gruppe BDS als eine der gefährlichsten Akteure. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Sie hob vor allem hervor, dass es Wessel gelungen sei, seit nunmehr zwei Jahrzehnten diese Kirche zu einem öffentlichen Raum gemacht zu haben. „Kirche ist als Teil der Gesellschaft mittendrin im Leben. Sie, lieber Herr Wessel, sprühen vor Ideen und schlagen neue Wege ein. Wer will, dass alles so bleibt wie es ist, der will nicht, dass es bleibt“, rief Kurschuss dem Preisträger zu.

In seiner Ansprache dankte Wessel vor den rund 200 geladenen Gästen, darunter auch Oberbürgermeister Thomas Eiskirch, den Stadtoberhäuptern von Herne und Hattingen, sowie zahlreichen Vertretern und Vertreterinnen des öffentlichen und religiösen Lebens. Er betonte: „Es ist ein gutes Gefühl sich verlassen zu können auf diese Stadtgesellschaft.“

Warnung von Antisemitismus des BDS

Wessel warnte aber nachdrücklich vor der geschickt und moralisierend gefächerten seit Jahren andauernden BDS-Kampagne, einer antisemitischen Gruppierung mit palästinensischem Hintergrund, die zu Boykotten, Deinvestitionen und Sanktionen gegenüber Israel aufruft. Wessel selbst hat einen Weg aufgezeigt, dieser Gruppierung und ihren Anhängern, jedenfalls in der Bochumer Kirche der Kulturen, wo es jährlich eine Vielzahl von Künstlerauftritten gibt, einen Riegel vorzuschieben. Die Kirche wird von Sponsoren aus Israel unterstützt, was es BDS-nahen Gruppen und Personen unmöglich mache, dort aufzutreten.