Bochum. Die Gedenkplatte zu Ehren des von den Nazis verjagten Oberbürgermeisters liegt zentral auf dem Dr.-Ruer-Platz. Doch kaum jemand beachtet sie noch.

Die Dinosaurier-Schau in der Innenstadt sorgt nicht nur für Freude, sondern auch für Ärger. Am Dr.-Ruer-Platz in Bochum klettern Kinder beim Besuch des riesigen T. Rex immer wieder auf dem direkt daneben befindlichen Gedenk-Ort zu Ehren von Otto Ruer herum. Das stößt bei geschichtsbewussten Bürgerinnen und Bürgern auf Unverständnis. Eine Spurensuche.

Otto Ruer war von 1925 bis 1933 Oberbürgermeister in Bochum

Der Dr.-Ruer-Platz ist der zentrale Versammlungs- und Veranstaltungsplatz in Bochum. Aber wer war der Namensgeber? Das gerät zunehmend in Vergessenheit, obwohl auf der Gedenkplakette in der Mitte des Platzes die Erklärung steht: Otto Ruer (1879-1933) war seit 1925 Bochums Oberbürgermeister, unter anderem fielen in seine Amtszeit die Kommunale Neugliederung von 1926, den Bau des überregional bedeutenden Parkhotels Haus Rechen (1925-1944) sowie die Errichtung des repräsentativen Rathauses der Großstadt Bochum.

Dr. Otto Ruer (1879-1933).
Dr. Otto Ruer (1879-1933). © stadt bochum

In Erinnerung geblieben ist Ruer, der jüdischer Abstammung war, aber auch als NS-Opfer. Immer wieder hatten ihm die Nationalsozialisten Amtsmissbrauch vorgeworfen. Im März 1933 wurde Ruer auf Grundlage dieser Diffamierung aus dem Amt gedrängt; er flüchtete nach Berlin, wurde dort gefangen genommen und nach Bochum verschleppt.

Otto Ruer beging Selbstmord in Berlin

Nachdem das Dienststrafverfahren gegen ihn eingestellt worden war, versetzte ihn der Stadtrat nachträglich in den Ruhestand und gewährte ihm eine Pension. Aber die Nachricht seiner Rehabilitierung erreichte Ruer nicht mehr. Am 29. Juli 1933 brachte er sich in Berlin um.

Auch ein Stolperstein erinnert an Dr. Ruer

1959 wurde das nach dem Bombenkrieg neu geschaffene Areal zwischen Huestraße und Sparkasse nach dem ehemaligen Oberbürgermeister benannt. 1980 kam es zu einer Neugestaltung des Platzes, wobei die Pläne des Architekten Karl Gehse nicht in Gänze umgesetzt wurden. Zunächst war ein Obelisk (Steinpfeiler) vorgesehen, der als Gegenstück die Schrifttafeln in der Platzmitte optisch hervorheben sollte. Aus Kostengründen wurde daraus nichts; so blieb es bei der Bronzeplakette, über die viele Passanten heute im Wortsinn hinweggehen.

Ebenso wie über den „Stolperstein“ für Otto Ruer am selben Ort, der 2005 durch den Künstler Demnig verlegt wurde. Pate des Steins ist der Bochumer Alt-Oberbürgermeister Ernst-Otto Stüber, der seinem Vorgänger damit die Ehre erwies.