Bochum. Er prägte die Bochumer Erinnerungskultur wie kaum ein anderer. Er Kontakte zu ehemaligen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern aufgebaut.

Hubert Schneider ist tot. Wie kaum ein anderer Bochumer hat der promovierte Historiker die Erinnerungskultur in unserer Stadt geprägt, vor allem aber in seiner beharrlichen und ruhigen Art die Kontakte bis hin zu Freundschaften mit den aus ihrer Heimatstadt vertriebenen Jüdinnen und Juden und deren Nachfahren vorangetrieben.

Den Sinnspruch von Saul Friedländer, der der Traueranzeige vorangestellt ist, beschreibt sein Lebensmotto so kurz wie unbedingt zutreffend: „Gebt der Erinnerung einen Namen“.

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Arbeit im Verein „Erinnern für die Zukunft“

Anfang der 90er Jahre holten ihn Dr. Irmtrud Wojak und andere in den Verein „Erinnern für die Zukunft“. Schneider, der sich als Osteuropahistoriker an der Ruhr-Universität schon früh mit Antisemitismus beschäftigt hatte, wurde stellvertretender Vorsitzender des Vereins, den er später über Jahre leitete.

Gemeinsam mit anderen kämpfte Schneider mit großer Beharrlichkeit darum, dass die Stadt 1995 eine große Gruppe überlebender ehemaliger jüdischer Mitbürger sowie deren Angehörige in ihre Heimatstadt einlud. Mehrfach stand das Unterfangen damals auf der Kippe. Nicht zuletzt deshalb, weil es in der Stadtspitze zum Teil heftigen Widerstand gegeben hatte.

Doch der Konflikt, die Anklage war nicht die Sache von Hubert Schneider. Als es nach dem Besuch der jüdischen Gruppe ruhiger wurde und viele zur Tagesordnung übergingen, baute er die Beziehungen zu den Familien, die in den USA, Israel, Großbritannien oder etwa in Südamerika lebten, aus.

Baute Kontakte zu ehemaligen jüdischen Mitbürgern auf

Seine Stärke lag in den intensiv gelebten persönlichen Kontakten und der sicher genauso akribischen Recherche in Archiven. So entstanden seine Bücher, wie „Leben nach dem Überleben: Juden in Bochum nach 1945“ oder „Die ‘Entjudung’ des Wohnraums – ‘Judenhäuser’ in Bochum“, um nur zwei Titel zu nennen. Werke, ohne die bestimmte Aspekte in der Bochumer Stadtgeschichte fehlen würden.

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Bis zuletzt engagierte sich Hubert Schneider. Er setzte sich intensiv für den Nordbahnhof als authentischen Ort der Deportationen oder auch im Bochumer Bündnis gegen rechts ein. Für seine Arbeit erhielt er 2015 gemeinsam mit dem evangelischen Theologen Manfred Keller die Dr.-Ruer-Medaille.

Hubert Schneider ist nach schwerer Krankheit am 18. Juni im Alter von 81 Jahren verstorben.